Kommentar: Europa muss auf den Eurofighter als Tornado-Nachfolger setzen

Rüstungsgüter sollten, wo es irgend geht, europäisch beschafft werden, damit der Kontinent zumindest ein wenig strategische Autonomie gegenüber den auf Distanz gegangenen USA entwickeln kann.
Seit der Flüchtlingskrise und der Entscheidung der Briten, die Europäische Union zu verlassen, klaffen Anspruch und Wirklichkeit in der EU immer weiter auseinander – leider. Auch bei der Bewältigung der Corona-Pandemie, unter der alle EU-Staaten leiden, wäre es gut, wenn Europa Zusammenhalt beweisen und gemeinsame Konzepte gegen die Ausbreitung des Virus und die beginnende Rezession entwickeln würde.
Gerade vor diesem Hintergrund wird es umso wichtiger, dass die gemeinsame Verteidigungspolitik gestärkt wird. Dazu gehört auch, Rüstungsgüter, wo es irgend geht, europäisch zu beschaffen, damit der Kontinent zumindest ein wenig strategische Autonomie gegenüber den auf Distanz gegangenen USA entwickeln kann.
Für die anstehende Entscheidung über neue Kampfflugzeuge als Ersatz für die veralteten Tornados muss deshalb Industriepolitik zum wichtigsten Kriterium werden. Das heißt konkret: Für alle Funktionen des Tornados sollten Eurofighter bestellt werden – außer für die nukleare Teilhabe. Da dürfte es tatsächlich einfacher sein, das US-Kampfflugzeug F-18 von den US-Behörden zertifizieren zu lassen.
Gerade die Fähigkeit zur elektronischen Kampfführung sollte Airbus jetzt für den Eurofighter entwickeln. Wenn die Briten dem europäischen Flugzeugbauer Airbus dies zutrauen, sollte das Heimatland der Airbus-Tochter Defence & Space dahinter nicht zurückbleiben.
Bundesregierung und Bundestag sollten zudem bedenken, dass gerade elektronische Kampfführung die wichtigste Schlüsseltechnologie für das deutsch-französische Kampfflugzeugsystem der Zukunft, das FCAS, ist: Alles, was Airbus jetzt für den Eurofighter bauen kann, erleichtert die technologische Entwicklung für das FCAS.
Wahrscheinlich sind auf den ersten Blick alle Waffen, die Europäer dem weltgrößten Hersteller USA abkaufen, etwas billiger als solche aus der EU. Die europäische Verteidigungspolitik aber würde dies langfristig schwächen, wenn die EU-Industrie immer weiter zurückfiele.





