Kommentar: Europas Bonsai-Armeen haben Putin trotz Zeitenwende wenig entgegenzusetzen

Rund 12.000 Sicherheitskräfte sind für den Schutz des Nato-Gipfels abkommandiert.
Foto: APDie Demarkationslinien der neuen Blockkonfrontation sind nur eine kurze Autofahrt entfernt, wenn sich die Staats- und Regierungschefs der Nato-Länder am Dienstag zum Gipfel in Vilnius treffen. Im Westen der litauischen Hauptstadt liegt die hochgerüstete russische Enklave Kaliningrad, im Osten Russlands Vasallenstaat Belarus, bald ausgestattet mit taktischen Nuklearwaffen.
Aus dem Frontgebiet will die Allianz ein Signal der Stärke Richtung Moskau senden: Nie sei das transatlantische Bündnis so geeint gewesen, nie so entschlossen, sich den imperialen Ambitionen des Kremls entgegenzustellen und die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasionsarmee zu unterstützen.
Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft in der Verteidigungs-Allianz eine Lücke, die den Russen kaum verborgen bleiben wird. Der Anspruch: Die Nato-Länder wollen das Ziel, zwei Prozent ihrer Wirtschaftskraft für die Verteidigung auszugeben, zur Untergrenze erklären. Die Einsatzbereitschaft der alliierten Truppen soll erhöht und die Rüstungsindustrie gestärkt werden.
Die Wirklichkeit: Nur elf der 31 Nato-Länder erreichen das Zwei-Prozent-Ziel bisher, auch Deutschland verfehlt es noch immer – trotz des Sondervermögens für die Bundeswehr.