Kommentar: Der Kanzler verliert schleichend an Autorität

Es gibt diese Weihnachtsfilme, in denen der Held durch den Schnee stapft, überzeugt davon, dass ihn zu Hause ein perfektes Fest erwartet. Doch auf dem Weg dorthin rutscht er aus, stolpert, steht wieder auf – und erlebt ein Debakel nach dem anderen. Friedrich Merz hätte an diesem Freitag problemlos die Hauptrolle übernehmen können.
Fangen wir mit Brüssel an, wo es ganz und gar nicht so lief, wie Merz sich das vorgestellt hatte. Bei den Ukraine-Hilfen konnte der Kanzler seine Vorstellungen nicht durchsetzen. Vor allem mit seinem Vorstoß, eingefrorenes russisches Vermögen zu nutzen, stand Merz am Ende ziemlich allein da. Zwar ist das EU-Darlehen über 90 Milliarden Euro für die Ukraine ein Erfolg, für Merz aber bedeutet das Ergebnis einen spürbaren Autoritätsverlust.
Weiter ging es mit Südamerika. Das Freihandelsabkommen Mercosur wurde erneut verschoben, der Kanzler war damit blamiert. Denn es war Merz, der zuvor noch erklärt hatte, ein solches Abkommen sei im Falle einer Verzögerung praktisch „tot“. Nun blieb ihm nur der kleinlaute Hinweis, dass es dann eben in zwei Wochen entschieden würde. Vielleicht hätte er sich auch hier nicht so apodiktisch festlegen sollen.