Kommentar: Firmen brauchen eine Überlebensstrategie im Klimawandel


In deutschen Unternehmen ist das Ausmaß des Klimawandels noch nicht angekommen. Unternehmensberater berichten, dass die Erderwärmung für viele Firmen bislang nicht mehr mit sich bringt als regulatorische Pflichten.
Wenn man von Konzernen wissen will, wie sie sich auf eine heißere Welt vorbereiten, verstehen viele die Frage überhaupt nicht. Sie antworten dann oft, man sei natürlich um Nachhaltigkeit bemüht.
Es entsteht der Eindruck, dass vielen der Ernst der Lage nicht präsent ist: Es geht längst nicht mehr um Nachhaltigkeitsbemühungen. Der Kampf um ein akzeptables Maß an Erderwärmung ist bereits verloren. Die Erde ist 1,5 Grad wärmer als sie sein sollte – schon heute.
Wer ernsthaft in die Zukunft blickt, antizipiert eine um zwei bis drei Grad wärmere Welt. In dieser Welt, sagen Klimaforscher, werden Stürme und Fluten Lieferketten zerstören, wird Landwirtschaft vielerorts unmöglich und könnte es zu einer weltweiten Rezession kommen.
Mit Blick auf diese Welt sollte sich jede Unternehmerin und jeder Manager fragen, welche Weltregionen überhaupt stabil bleiben werden. Welche Standorte sich überhaupt halten lassen. Welche Produkte sich Menschen langfristig noch leisten können.
Je mehr Klimawandel, desto mehr Wirtschaftsschwäche
Wer sich fragt, ob das nicht übertrieben ist, braucht nicht einmal auf Prognosen zu vertrauen. Ein Blick in die Vergangenheit tut es auch. Im Sommer 2023 zerstörte ein Hochwasser in Slowenien Produktionsanlagen von Autozulieferern und löste Produktionsstopps und Kurzarbeit auch in Deutschland aus.
Derartige Fälle werden in Zukunft noch viel häufiger werden – und Kosten für Unternehmen, Mitarbeitende und Kunden erheblich in die Höhe treiben.
Obwohl es immer mehr Beispiele für die teuren Auswirkungen des Klimawandels auf die Unternehmen gibt, wird in Deutschland die fortschrittliche Debatte um mehr Klimaschutz, die es vor ein paar Jahren noch gab, zunehmend von einer Debatte darum ersetzt, wie sich der wirtschaftliche Wohlstand im Land halten beziehungsweise mehren lässt.
Dabei sagen Experten wie die Wirtschaftsweisen längst voraus, dass das Wachstumspotenzial der Wirtschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich niedriger ist als in den vergangenen.






Die 1,5-Grad-Illusion: Haben wir das globale Klimaziel nicht längst verfehlt?
Paradoxerweise scheint häufig die Schlussfolgerung gezogen zu werden, dass es der Wirtschaft wieder besser gehen würde, wenn man sich nur aus den überzogenen Fesseln des Klimaschutzes befreien könnte. Dabei ist es andersherum: Je mehr Klimawandel, desto mehr Wirtschaftsschwäche. Und je mehr Klimaschutz, desto mehr Wohlstandserhalt.
Mehr: Deutsche Industrie ändert Strategie grundlegend – „1,5-Grad-Ziel ist schon gerissen“
Erstpublikation: 29.10.2024, 10:50 Uhr.





