Kommentar: Goldpreis steht kurz vor dem Sprung über 1800 US-Dollar

Besonders US-Investoren setzten aktuell verstärkt auf das Edelmetall.
Frankfurt. Der Goldpreis steht kurz davor, aus einer seit April währenden Seitwärtsbewegung auszubrechen. Am Montag notierte das Edelmetall bei rund ein Prozent im Plus 1760 Dollar pro Feinunze (rund 31 Gramm). Damit ist Gold so teuer, wie zuletzt im November 2012. Sollte sich der Goldpreis auf diesem Niveau etablieren, könnte er schon bald auf die Marke von 1800 Dollar pro Feinunze steigen.
Doch es sind keineswegs marktechnische Faktoren allein, die einen weiteren Anstieg des Goldpreises vermuten lassen. Die weltweit niedrigen Zinsen dürften die Nachfrage der Investoren weiter anheizen. In den nächsten Monaten dürften für Anleger die Chancen bei Gold überwiegen, das Potenzial für größere Rückschläge erscheint gering. Die massive Aufholjagd an den Aktienmärkten hat zuletzt etwas an Schwung verloren. Die steigenden Fallzahlen etwa in den USA, auslaufende Konjunkturimpulse und die Unsicherheit vor den Wahlen lassen die Investoren vorsichtiger werden.
Seit dem Ausbruch der Coronakrise sind Investoren der wichtigste Treiber für den Goldpreis. Die Menge des von physisch gedeckten Indexfonds verwalteten Edelmetalls jagt seit Wochen von Rekord zu Rekord. Für jeden verkauften Fondsanteil wird eine bestimmte Menge Gold im Tresor hinterlegt. Daher hat der Boom bei Gold-ETFs einen deutlichen Einfluss auf Nachfrage und Preis des Edelmetalls.
Ein großer Teil der Zuflüsse kommt aus den USA, wie die Daten etwa des Finanzdienstes Bloomberg zeigen. Anders als die Anleger in Europa oder Japan sind die extrem niedrigen Nominalzinsen für Amerikaner ein vergleichsweise neues Phänomen. Doch bei den hohen Kursen für US-Staatsanleihen gehen den US-Investoren zunehmend die sicheren Alternativen zur Aktie aus. Die Nachfrage aus Amerika dürfte den Goldpreis daher weiter stützen.
Doch für Gold spricht im derzeitigen Umfeld mehr als die kurzfristige Spekulation auf steigende Preise. Wer sein Vermögen langfristig anlegen will, kommt an Gold kaum vorbei. Denn Anleihen mit negativer Rendite bedeuten einen garantierten Verlust für denjenigen, der das Papier bis zur Endfälligkeit hält. Bei Gold besteht zumindest noch die Hoffnung, dass es die Kaufkraft des Vermögens bewahrt.
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