Kommentar: Intel lässt Deutschland zu lange zappeln – der Staat sollte bei den Subventionen umsteuern

Am Dienstag wird gefeiert in Dresden: Der Chipproduzent TSMC aus Taiwan legt den Grundstein für seine neue Fabrik. Für das Silicon Saxony, wie sich die Hightech-Region Sachsen nennt, ist das eine gute Nachricht: Der weltweit fortschrittlichste Halbleiterhersteller siedelt sich dort an. Zehn Milliarden Euro investieren die Taiwaner, die Hälfte davon steuert der Staat bei.
Ein paar Kilometer von der Baustelle entfernt dürfte von Partylaune indes nichts zu spüren sein. Denn den seit mehr als zwei Jahrzehnten in Dresden ansässigen TSMC-Rivalen Globalfoundries hat die Regierung bei der jüngsten Runde an Subventionen nicht berücksichtigt. Zwar hat sich der Konzern zu spät um Staatshilfe bemüht, dennoch sollte die Koalition in Berlin diese Entscheidung überdenken.
Intel schrumpft und schreibt rote Zahlen
Und dafür tut sich jetzt eine Chance auf: Der amerikanische Chipkonzern Intel hält nicht, was dessen Vorstandschef Pat Gelsinger in Berlin versprochen hat. Der langjährige Branchenführer wollte 30 Milliarden Euro in Magdeburg investieren. Dafür hat die Regierung zehn Milliarden an öffentlicher Unterstützung zugesagt – vor gut einem Jahr.
Trotzdem ist bis heute offen, wann Intel in der Hauptstadt Sachsen-Anhalts loslegt. Denn dem Unternehmen geht es schlecht, es hinkt technologisch hinterher, schreibt rote Zahlen, streicht Tausende von Stellen.
Es wäre fahrlässig, noch länger darauf zu vertrauen, dass sich Intel endlich bewegt. Zumindest einen Teil der für Intel vorgesehenen Subventionen sollte die Regierung anderweitig vergeben: zum einen an Globalfoundries, dessen Vorstandschef Caulfield angekündigt hat, bis Ende des Jahrzehnts acht Milliarden in seinen Standort an der Elbe zu investieren, wenn er angemessene staatliche Unterstützung bekommt. Im Gegensatz zu Intel hat Globalfoundries über Jahrzehnte hinweg bewiesen, dass dem Unternehmen zu trauen ist.
Globalfoundries produziert die Chips, die von der deutschen Industrie nachgefragt werden. Darunter Microcontroller, die die Autohersteller an vielen Stellen in Fahrzeugen verwenden. Bei den Intel-Produkten gibt es hingegen zumindest derzeit noch kaum Abnehmer in Europa. Zudem benötigt Globalfoundries prozentual weniger Subventionen als eine Firma wie Intel, die einen ganz neuen Standort aufbaut.
Mit den Subventionen besser das Silicon Saxony stärken
Die Mittel sollten aber auch genutzt werden, um das Silicon Saxony insgesamt weiter zu stärken – Europas bedeutendstes Cluster der Chipproduktion.
Es wäre zum Beispiel gut angelegtes Geld, Europas führendes Chipforschungszentrum Imec ins Silicon Saxony zu locken. Die Belgier könnten den bereits heute europaweit einzigartigen Verbund aus Zulieferern, Herstellern und Forschungseinrichtungen wesentlich befruchten.
Das neue Werk von TSMC ist ein Meilenstein für die Chipindustrie und deren Kunden hierzulande. Denn die Taiwaner sind offenbar ein verlässlicher Partner. Intel ist es eher nicht. Es ist höchste Zeit, bei der Subventionsvergabe umzusteuern.
Erstpublikation: 19.08.2024, 11:08 Uhr.