Kommentar Jetzt müssen sich Osram und AMS endlich zusammenraufen

Die Integration des großen Brockens Osram kann nur funktionieren, wenn es in München keinen passiven Widerstand gibt.
Offiziell herrschte zuletzt Harmonie: Die Osram-Führung unterstützte nach anfangs heftigem Widerstand das Übernahmeangebot des österreichischen Sensorikspezialisten AMS. Das Management pries die Chancen, gemeinsam einen Photonik-Champion aufzubauen.
Die Champagner-Korken werden in München aber dennoch nicht geknallt haben, als AMS am Freitagabend verkündete, die notwendige Mehrheit von 55 Prozent der Aktien eingesammelt zu haben. Zu groß sind bei manchen noch die Vorbehalte gegenüber den Emporkömmlingen aus Österreich. Zudem fürchten einige, dass der hohe Kaufpreis den neuen Konzern stark belasten wird.
Doch die Schlachten sind nun geschlagen, die Aktionäre haben entschieden: Die kleinere AMS übernimmt den Traditionskonzern Osram. Nun müssen sich die beiden Unternehmen zusammenraufen. Denn der Zusammenschluss kann für beide Konzerne eine Chance sein, wenn er gelingt.
Eine wichtige Rolle kommt nun den Vorstandsvorsitzenden zu. AMS-Chef Alexander Everke muss beweisen, dass die Versprechen in der Investorenvereinbarung nicht nur Lippenbekenntnisse waren. Er muss auf die Arbeitnehmervertreter zugehen, die die neuen Eigentümer kritisch sehen. Die IG Metall spielt bei Osram eine wichtige – und in den vergangenen Jahren konstruktive – Rolle.
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Und der AMS-Chef muss das Osram-Management einbinden, die Münchener besitzen trotz aller operativen Probleme viel Expertise im Licht- und Halbleitergeschäft. Genauso gefordert ist nun Osram-Vorstandschef Olaf Berlien. Die Integration des großen Brockens Osram kann nur funktionieren, wenn es in München keinen passiven Widerstand gibt.
Ein Zusammenschluss könnte beiden Seiten helfen. AMS wuchs zwar zuletzt beeindruckend. Doch könnte die Abhängigkeit vom Großkunden Apple zum Problem werden. Zudem sind die Österreicher allein nicht groß genug, um in der Konsolidierung in der Branche eine führende Rolle zu spielen. Osram wiederum leidet derzeit unter der schwachen Automobilkonjunktur und schrieb zuletzt rote Zahlen. Zudem tat sich schwer damit, neue Wachstumsfelder zu erschließen.
In einer Welt, in der Licht und Sensorik immer stärker zusammenwachsen, kann der neue Konzern eine führende Rolle spielen. Doch damit dies gelingt, müssen alle an einem Strang ziehen. In den vergangenen Wochen haben beide Seiten gezeigt, dass sie bereit sind aufeinander zuzugehen. Das ist zumindest schon einmal ein guter Anfang.
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