Kommentar Kommunen sollten letzten Schritt der Paketzustellung einschränken

Der Wettbewerb, ausgetragen mit riesigen Lieferwagenflotten, ist laut Fraunhofer-Institut verantwortlich für jeden fünften Stau in der Innenstadt.
Einen solch mutigen Vorstoß hätte man dem farblosen Post-Betriebsratschef Thomas Koczelnik kaum zugetraut. Pro Straße dürfe es künftig nur noch einen Zustelldienst geben, forderte der Bonner Arbeitnehmervertreter zum Jahresauftakt. Der soll die Sendungen von DHL und den Konkurrenten DPD, GLS, UPS oder Hermes zunächst in einem Mikro-Depot sammeln, um sie dann gebündelt an die Haustür zu bringen.
Das Entsetzen in der Branche fiel erwartungsgemäß groß aus. So etwas bremse den Wettbewerb, hieß es bei Wettbewerbern des Marktführers Deutsche Post/DHL.
Was die Kritiker verschweigen: Der Wettbewerb, ausgetragen mit riesigen Lieferwagenflotten, ist laut Fraunhofer-Institut verantwortlich für jeden fünften Stau in der Innenstadt. Eine Bündelung der Zustellverkehre in den Städten, fanden die Forscher heraus, würde den Klimagasausstoß in den Citys um 15 Prozent verringern.
Natürlich würde ein Teil des Wettbewerbs ausgeschaltet – immerhin steht die Lieferung vom Verteilzentrum zur Haustür für fast die Hälfte des Geschäfts. Und auch die zusätzlich einzurichtenden Umschlag-Stationen in den Stadtvierteln – etwa in Stahlcontainern, leer stehenden Läden oder Parkhäusern – gingen ins Geld. Sparpotenzial zeigt sich jedoch bei den Fahrern, da Haushalte nicht mehr parallel durch mehrere Lieferanten angefahren werden müssten.
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Das sollte man nicht unterschätzen. Durch den Boom im Onlinehandel, erwarten die Berater von Oliver Wyman, müsste die Zahl der Fahrer ansonsten bis 2028 auf 200.000 verdoppelt werden. Der Mangel an Fahrern aber werde die Paketkosten bis dahin von 2,50 auf 4,50 Euro pro Sendung nach oben treiben.
Am Drücker sind nun die Kommunen. Sie müssen die letzte Meile – stets zeitlich befristet – in den einzelnen Vierteln unter den Paketdiensten ausschreiben. Für Stadtväter keineswegs Neuland. Bei der Abfallentsorgung funktioniert das schließlich seit Jahrzehnten.
Mehr: Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der Beschwerden über die Post fast verdreifacht. Dabei geht es nicht nur um verspätet zugestellte Briefe.
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