Kommentar: Microsoft-CEO macht aus dem Chaos bei OpenAI einen Triumph

Der Microsoft-CEO forcierte die enge Partnerschaft mit OpenAI.
Foto: Getty Images News/Getty ImagesMicrosoft-CEO Satya Nadella hat sich als brillanter Stratege erwiesen. Dabei sah es am Wochenende zunächst nach einer Katastrophe für Microsoft aus. Nadella hatte die Zukunft des Billionen-Konzerns auf die Partnerschaft mit dem KI-Start-up OpenAI gesetzt. Doch das Jungunternehmen zerlegte sich mit dem Rauswurf von CEO Sam Altman selbst.
Nadella nutzt die chaotische Lage, um Altman und seinem Team ein Angebot zu machen, kurzerhand mit weitreichenden Befugnissen zu Microsoft zu wechseln. Altman soll künftig „ein neues Team für fortgeschrittene KI-Forschung leiten“, kündigte Nadella an.
Gelingt der Wechsel, wäre das ein gewaltiger Erfolg. Nadella hatte mehrmals versucht, OpenAI ganz zu kaufen. Damit war der Microsoft-Chef aber gescheitert. Letztlich musste er sich damit zufriedengeben, 49 Prozent an der kommerziellen Tochtergesellschaft von OpenAI zu halten. Für einen Billionen-Konzern, der seine Zukunft an ein kleines Start-up bindet, ist das eine sehr riskante Position. Innerhalb von Microsoft wurde Nadella für diese riskante Wette mehrmals kritisiert.
Mit dem Wechsel von Altman und seinen Verbündeten zu Microsoft ändert Nadella seine Position. Er holt sich die KI-Expertise direkt ins Haus. Das lässt Microsoft als Gewinner aus dem Drama im Silicon Valley hervorgehen – sollten Altman und seine Kollegen wirklich wechseln.
An der Börse wurde Nadella für das Vorgehen gefeiert. Die Microsoft-Aktie stieg am Montag auf den höchsten Stand ihrer Geschichte. Der Windows-Konzern wurde mit mehr als 2,8 Billionen Dollar bewertet.
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Noch ist nicht klar, wie die Situation letztlich ausgehen wird. Ein Großteil der verbliebenen Belegschaft von OpenAI hat einen Protestbrief unterschrieben. Darin fordern sie vom Verwaltungsrat, dass Altman wieder als CEO eingesetzt wird. Sonst wollen sie die Firma verlassen.
Nadella hat Microsoft so positioniert, dass die Firma in beiden Fällen abgesichert ist. Geht Altman doch zurück zu OpenAI, dürfte sich die Lage beim Microsoft-Partner stabilisieren und Nadella seine Position gestärkt haben. Sollte Altman dauerhaft zu Microsoft wechseln, dürfte das Chaos bei OpenAI dazu führen, dass er die wichtigsten seiner Weggefährten gleich mitnehmen kann.
Satya Nadella hat mit seiner Fähigkeit, sich schnell an veränderte Umstände anzupassen, Microsoft eine starke Position in einem zunehmend unsicheren Technologiemarkt gesichert. Die Ereignisse rund um OpenAI und die mögliche Integration von Sam Altman in Microsoft könnten weitreichende Folgen für die Zukunft der KI-Branche haben. Diese Entwicklung unterstreicht, wie entscheidend visionäre Führung und strategische Flexibilität in der heutigen, sich schnell verändernden technologischen Landschaft sind.
Erstpublikation: 21.11.2023, 03:44 Uhr.