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GastkommentarWir können ein zweites Wirtschaftswunder schaffen!

Die Welt transformiert sich in bislang nie dagewesenem Ausmaß. Das birgt enorme Chancen, meint Zukunftsökonom Bernd Thomsen. Er sagt: Für den Erfolg brauchen wir ein neues Wirtschaftsmodell. 12.12.2025 - 10:54 Uhr Artikel anhören
Gastkommentar 240/2025 Bernd Thomsen Foto: Thomsen Group, Rolf Vennenbernd/dpa

Ludwig Erhard sorgte dafür, dass Deutschland die weltweite Umbruchphase der Nachkriegszeit besser nutzte als viele andere  Nationen: 1955 erreichte Deutschland ein BIP-Wachstum von zwölf Prozent – ein bis heute herausragender Wert. Aktuell liegen wir bei: null.

Heute stehen wir erneut vor einem globalen Strukturwandel. Eine solche Ära ist durch langfristige Dynamiken gekennzeichnet: technologische Sprünge, geopolitische Neuausrichtungen, massive Investitionen und langfristigen Produktivitätszuwachs.

Aktuell verstärken sich mehrere globale Transformationskräfte gegenseitig, die bereits allein Jahrzehnte prägen würden: Die Rückkehr strategischer Industrien, neue Lieferketten, der weltweite Um- und Aufbau von Energie, Infrastruktur und Sicherheit und vor allem die Technologiedynamik rund um KI verändern ganze Volkswirtschaften.

Der beginnende epochale Strukturwandel übertrifft durch seine Gleichzeitigkeit frühere Umbrüche. Er steht nicht im Widerspruch zum Narrativ vom Abstieg Deutschlands. Selbst ein Börsencrash würde seine Dynamik nur verlangsamen, aber nicht stoppen – so wie die Dotcom-Blase das Internet nicht aufhielt.

Unsere aktuelle Ära mag instabil wirken, aber sie ist historisch chancenreich und kann größer werden als die industrielle Revolution. Und Deutschland kann zu den Gewinnern gehören.

Vier Prinzipien für ein neues Wirtschaftsmodell

Damit wir davon profitieren, braucht es Handlungsmaximen, die die Wirtschaft und nicht den Staat zum stärksten Wachstumshebel machen. Das nächste Wirtschaftswunder wird dort Realität, wo Unternehmen ein robustes, innovatives Wirtschaftsmodell nutzen: die Quality Economy - ein Modell, dass wertebasiert und zukunfts- und wachstumsorientiert ist.

Die Quality Economy basiert auf vier Kerndimensionen: Rise, Integrity, Stability und Excellence, kurz: RISE.

R wie Rise: eine neue Wachstumslogik

Dutzende (Dax-)Vorstände und Hidden Champions setzen bereits auf die Quality Economy. Gemeinsam folgen sie einer neuen wirtschaftlichen Wachstumslogik.

Die Hall of Future, eine gemeinnützige Non-Profit-Stiftung, fördert Qualitative Ökonomie und zeichnet Persönlichkeiten aus, die wegen ihrer qualitativen Maximen bessere Kennzahlen erreichen. Die Unternehmen der Preisträger repräsentieren mit fast zwei Millionen Beschäftigten in über einhundertfünfzig Ländern bereits rund eine Billion Euro Jahresumsatz.

Zukunftsbewusstsein ist für diese Treiber der Transformation ein zentrales Tool. Sie lernen von anderen Branchen und Ländern, aber auch von wissenschaftlicher Zukunftsforschung. Diese Forschung berücksichtigt nicht nur Skaleneffekte, sondern auch emotionale Effekte.

Unternehmen, die sich der qualitativen Wirtschaft verschrieben haben, nutzen Kreislaufwirtschaft und sorgen für ein nachhaltiges Wachstum, das Wohlstand fördert und gleichzeitig Mensch und Umwelt zugutekommt. Die Unternehmen fördern damit auch eine erfüllende und werteorientierte Arbeit.

I wie Integrity: gedacht, gesagt, getan

Respekt, Wahrhaftigkeit und Freiheit sind die bestimmenden Werte für Qualitative Ökonomen. Sie sind optimistisch und können andere inspirieren. Für Otto Kernberg, einflussreicher Tiefenpsychologe, benötigt gute Führung auch Menschenverstand und Moral.

Genau hier unterscheiden sich Qualitative Ökonomen von selbstsüchtigen Präsidenten oder Managern. Der neue Managertypus sieht wachsenden Wohlstand als Mittel, sowohl Mitarbeiter als auch die Demokratie zu stärken. Sebastian Matthes, Chefredakteur des Handelsblatts, forderte dazu passend gerade eine aktivere politische Positionierung der Wirtschaftslenker – denn Demokratie braucht Engagement. Die Quality Economy ist ihr natürlicher Verbündeter.

S wie Stability: Schocks antizipieren, bevor sie entstehen

Qualitative Ökonomen navigieren durch Risiken und erschließen Chancen, bevor sie für alle sichtbar werden: Bei Technologie ebenso wie bei innovativem Kapitalzugang. Sie setzen auf eine smarte Kooperation auch mit der Konkurrenz und mit Firmen, deren Länder im Wettbewerb stehen. Microsoft bringt deutsche Ingenieurskunst, etwa im Maschinenbau, mit kalifornischer KI und Cloud-Technologie zusammen.

Auch Versorgungssouveränität ist in Zeiten geopolitischer Spannungen wichtig, etwa durch eigene Energie. Allein ist etwa ein eigener Solarpark für ein Unternehmen kaum finanzierbar, mit Partnern jedoch tragfähig. Sicherheitsexperten stärken zudem deren Frühwarn- und Sicherheitskultur: 99 Prozent der oft russischen Cyberangriffe lassen sich mit einfachen Maßnahmen verhindern.

E wie Excellence: Realismus und Pragmatismus

Exzellenz verbindet Qualitative und Quantitative Steuerung. Apple ist ein Paradebeispiel: erst mit intuitiver Nutzererfahrung und Lifestyle-Design gefühlt führend, dann auch nach Marktanteilen die weltweite Nummer eins. Quality Economy steht genau für diese Haltung: keine abstrakten Ideale, sondern Realismus und praktische Umsetzung.

Warum sind andere Länder in den letzten 30 Jahren stärker gewachsen als Deutschland? Ein Grund: Digitalisierung. In den Top Ten belegen die USA und China die ersten Plätze, Deutschland liegt abgeschlagen auf Platz zehn.

Dennoch können wir zuversichtlich sein: Außer in den USA wird professionelle KI weltweit in keinem Land so stark genutzt wie hierzulande. Vielleicht arbeiten in Deutschland bereits digitale Tüftler an der nächsten Systeminnovation – so wie einst Benz und Bosch die mechanische Moderne prägten.

Es gilt: Freie Marktwirtschaft macht den Kuchen größer; Soziale Marktwirtschaft gibt jedem ein Stück, und Quality Economy macht ihn lecker.

Die Quality Economy ist ein internationales Wirtschaftsmodell. Aber entstanden ist sie in Deutschland. Warum also sollte nicht Deutschland  der Gewinner dieser epochalen Ära sein? Let‘s RISE!

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Der Autor: Prof. Bernd Thomsen ist CEO der globalen Managementberatung Thomsen Group, Zukunftsökonom und Begründer der „Quality Economy“.

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