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KommentarNicht die Händler sind das Problem beim Wegwerfen von Lebensmitteln

Die Diskussion, ob man Essbares aus Abfallbehältern nehmen darf, geht am Problem vorbei. Wir, die Verbraucher, werfen Tonnen von Lebensmitteln in den Müll – und kaum einem ist das peinlich.Florian Kolf 23.01.2023 - 17:54 Uhr
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Die Bundesregierung will das sogenannte Containern legalisieren.

Foto: imago images/Sabine Gudath

Im Grunde müssten wir uns alle schämen: Es kann doch nicht ernsthaft als Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung betrachtet werden, wenn Menschen in Müllcontainer der Einzelhändler klettern und dort nach Essbarem wühlen. Letztlich ist das nichts anderes als das Eingeständnis, dass in unserem Umgang mit Lebensmitteln etwas grundlegend falsch läuft.

Die Zahlen sind erschreckend. Nach aktuellen Schätzungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums wandern in Deutschland immer noch fast elf Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr in den Müll. Selbst wenn man berücksichtigt, dass ein Teil davon ungenießbare Schalen, Knochen oder Kaffeesatz sind, ist das ein Armutszeugnis.

Es fehlt offenbar an echter Wertschätzung für Lebensmittel – bis hin zum Verbraucher. Denn der allergrößte Teil der Lebensmittelabfälle, nämlich 60 Prozent, entsteht in den privaten Haushalten. Der Handel ist nur für sieben Prozent der Lebensmittelabfälle verantwortlich.

Wie wenig zielführend eine Diskussion über die Legalisierung des Containerns ist, zeigt sich schon darin, dass die Händler bisher am systematischsten an der Vermeidung von Lebensmittelabfällen arbeiten. Natürlich hat da auch der öffentliche Druck nachgeholfen.

Doch heute gibt es keinen Händler mehr, der nicht an Tafeln spendet, Lebensmittel kurz vor Ablauf preiswerter anbietet. Auch hier kann noch mehr getan werden, aber es landet schon viel weniger Essbares in den Containern.

Hysterische Diskussion über Lücken in Supermarktregalen

Das Grundproblem: Ein Großteil der Bevölkerung erwartet, dass Lebensmittel billig und jederzeit verfügbar sein sollen. Die hysterische Diskussion um Lücken in den Supermarktregalen hat das noch einmal deutlich gezeigt. Da wurde über fehlende Hefe oder weniger Vielfalt bei der Nudelauswahl so laut geklagt, als wenn eine Hungersnot drohte.

Die Folge: Auch von den in der Coronakrise gehamsterten Lebensmitteln dürfte vieles in den Müll geraten sein – weil es gar nicht wirklich gebraucht wurde oder irgendwann abgelaufen war. Dass jetzt für viele Lebensmittel die Preise steigen, hat vielleicht den hilfreichen Nebeneffekt, dass es dazu anhält, mit dem Gekauften sorgsamer umzugehen.

Denn solange nicht zentral im Bewusstsein jedes Bürgers ist, dass man erst gar keine Essensreste entstehen lässt und essbare Waren nicht wegwirft, solange nicht alle verstehen, dass Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, nicht automatisch in den Müll müssen, wird sich das Problem nicht lösen lassen. Diese Diskussion muss die Politik führen, nicht die um eine Legalisierung des Containerns.

Mehr: Einzelhändler lehnen eine Legalisierung des Containerns ab

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