Kommentar: Pro Sieben Sat 1 steckt im Dauersiechtum fest


Der Medienkonzern leidet unter häufigen Chefwechseln.
Komme, was wolle, Heidi Klum strotzt nur so vor Zuversicht. Die Gastgeberin der Modelshow „Germany’s Next Topmodel“ ist dieser Tage 50 geworden. Dabei wirkt sie so jung, dynamisch und selbstbewusst, als hätte sie gerade das Abitur bestanden und das ganze Leben noch vor sich.
Von ihrem Haussender Pro Sieben Sat 1 lässt sich das nicht behaupten. In den vergangenen Jahren, und erst recht dieses Frühjahr, entstand der Eindruck, dass das börsennotierte Unternehmen seine besten Zeiten hinter sich hat.
Die Chefs gaben sich die Klinke in die Hand. Und obgleich jeder neue CEO auch eine neue Strategie ankündigte, so ging doch wenig voran bei Deutschlands größter privater TV-Gruppe.
Das spiegelt sich im Aktienkurs wider: In den vergangenen fünf Jahren hat das Unternehmen aus Unterföhring an der Börse 60 Prozent an Wert verloren.
Der seit vergangenem Herbst amtierende Vorstandschef Bert Habets will für neuen Schwung sorgen, indem er sich wieder stärker auf das Kerngeschäft konzentriert: die Unterhaltung. Der Onlinehandel rückt in den Hintergrund. Gleichzeitig wird gespart und es fallen Stellen weg.
Pro Sieben Sat 1 weist die Italiener ab
Ob das reicht, um die Dauerbildstörung zu beheben? Vermutlich nicht. Es reicht allenfalls, um den schleichenden Verfall zu stoppen. Aber was kommt dann, was soll für neues Wachstum sorgen? Darauf hat Habets bislang keine überzeugende Antwort.

Die Moderatorin von Pro Sieben macht immer eine gute Figur. Der TV-Konzern dagegen steht nicht gut da.
Der italienische Großaktionär Media For Europe (MFE) drängt schon seit Längerem darauf, einen europäischen Medienkonzern mit Pro Sieben Sat 1 zu schaffen. Gemeinsam sollen Sender in Italien, Spanien und Deutschland Netflix und Amazon Konkurrenz machen. Der Einfluss von MFE steigt, bald ist der Konzern mit seiner Deutschlandchefin Katharina Behrends im Aufsichtsrat von Pro Sieben Sat 1 vertreten.
Das Problem dabei: Das Management von Pro Sieben Sat 1 wehrt sich gegen die Annäherungsversuche. Die Familie Berlusconi, der MFE gehört, fehlt wiederum das Geld, um die widerspenstigen Bayern einfach komplett zu übernehmen.
Das Siechtum von Pro Sieben Sat 1 setzt sich fort
Die besten Zukunftschancen hätte Pro Sieben Sat 1, wenn ein internationaler Technologiekonzern das Unternehmen kaufen würde. In einer großen, finanzkräftigen Gruppe mit Zugang zu modernster IT könnte die Firma aufblühen.






Ist das ein wahrscheinliches Szenario? Leider nicht. Ausländische Konzerne ziehen sich eher wieder aus der deutschen Medienlandschaft zurück, als dass sie hier Milliarden investieren. So will Comcast aus den USA Medienberichten zufolge seine Tochter Sky Deutschland unbedingt loswerden und ist sogar zu einer Mitgift bereit.
Wahrscheinlich setzt sich das Siechtum von Pro Sieben Sat 1 erst einmal fort, und das Gezerre mit MFE auch. Immerhin, Heidi Klum wird sicherlich auch noch mit 60 ihren unbändigen Optimismus versprühen.
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