Kommentar Seid solidarisch, bleibt zu Hause!

Die Autoindustrie ist zwar hochrelevant für die deutsche Wirtschaft, aber nicht für das jetzt entscheidende System zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems, der Sicherheit, der kritischen Infrastruktur und der Grundversorgung.
In vielen Städten gab es am Dienstagabend eine bemerkenswerte Aktion: Punkt 21 Uhr öffneten Menschen ihre Fenster und applaudierten laut. Es sollte ein Zeichen des Dankes an diejenigen sein, die nicht ins Homeoffice flüchten können, sondern deren Einsatz vor Ort unabdingbar ist – sei es in Kliniken, Praxen oder bei der Polizei.
Applaudieren sollte man auch denjenigen, die jetzt vielerorts die Produktion in wichtigen Fabriken aufrechterhalten. Sie setzen sich dort im Schichtbetrieb und auf dem Hin- und Rückweg einer wesentlich höheren Gefahr aus als diejenigen, die ganz einfach zu Hause in relativer „Sicherheit“ vor einer Virusinfektion bleiben können.
Die Autoindustrie ist zwar hochrelevant für die deutsche Wirtschaft, aber nicht für das jetzt entscheidende System zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems, der Sicherheit, der kritischen Infrastruktur und der Grundversorgung. Es ist daher ein konsequenter und richtiger Schritt, dass die Produktion von Neuwagen allerorten auf Eis gelegt wird.
Mit BMW und Toyota kündigten zwei weitere Hersteller am Mittwoch eine weitgehende Schließung in Europa an. Sie begründeten dies einerseits mit dem Gesundheitsschutz für die Mitarbeiter, andererseits mit den gesunkenen Absatzperspektiven. Und so ist es ja: Autos werden in den nächsten Wochen sicherlich kaum verkauft.
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Anders sieht es in offensichtlich relevanten Branchen wie Ernährung und Pharma aus, aber auch in großen Teilen der Logistik und Chemie, die Grundstoffe, Wirkstoffe und Zusatzprodukte für viele derzeit wichtige verarbeitende Industriezweige herstellt. Die können und dürfen nicht von heute auf morgen die Produktion einstellen.
Die einzige Chance besteht darin, für die Mitarbeiter dort maximalen Schutz vor Infektionen herzustellen. Beeindruckend ist: Wer sich in den Belegschaften beispielsweise von deutschen Pharma- und Chemiefirmen umhört, der stellt fest, dass sich die Arbeiter in der Produktion der Verantwortung bewusst sind. Sie beschweren sich nicht, stattdessen ist Zusammenhalt spürbar.
Solidarisch sollten wir uns alle zeigen gegenüber dem Krankenhauspersonal, den Fabrikarbeitern oder den Mitarbeitern in Supermärkten, die weiterhin maximalem Kundenkontakt ausgesetzt sind. Solidarität kann man durch Applaudieren zeigen. Viel wichtiger aber ist, dass wir alle die empfohlenen Schritte zur Unterbrechung der Infektionsketten befolgen, also wo es geht, einfach zu Hause bleiben.
Allen muss klar sein: Die Eindämmung der Infektionsdynamik dient nicht nur dazu, Alten und chronisch Kranken zu helfen. Es soll und kann auch diejenigen schützen, deren Arbeit vor Ort jetzt und in den nächsten Wochen unabdingbar ist.
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