1. Startseite
  2. Meinung
  3. Kommentare
  4. ThyssenKrupp hat sich seines zukunftsträchtigsten Geschäfts beraubt

KommentarThyssen-Krupps Verkauf der Aufzugsparte hat sich für die Investoren nicht gelohnt

Thyssen-Krupp gibt mit dem Verkauf der Aufzugssparte seinen wertvollsten Besitz ab. Für Großinvestor Cevian ist das in doppelter Hinsicht bitter. Kevin Knitterscheidt 12.05.2020 - 19:26 Uhr

Die Coronakrise reißt den Industriekonzern tief in die roten Zahlen.

Foto: dpa

Die Aktionäre von Thyssen-Krupp haben am Dienstag mit den Füßen abgestimmt. Nachdem der Industriekonzern für das abgelaufene Halbjahr einen Milliardenverlust verkündete, fiel der Kurs in der Spitze um 18 Prozent auf gut vier Euro. Überraschend waren die Zahlen allerdings nicht: Schon vor der Coronakrise hatte der Vorstand mit einem milliardenhohen Mittelabfluss gerechnet.

Die miserablen Ergebnisse werfen aber erneut die Frage auf, wie es nach dem Verkauf der Aufzugsparte mit Thyssen-Krupp weitergeht. Zwar rechnet der Ruhrkonzern noch in diesem Jahr mit einem Kapitalzufluss von 17,2 Milliarden Euro. Doch schon vor der Coronakrise war ein Großteil davon verplant.

Rund 7,5 Milliarden Euro Nettofinanzschulden stehen der Finanzspritze gegenüber. Hinzu kommen fast neun Milliarden Euro Pensionsverpflichtungen, die Vorstandschefin Merz weitgehend ausfinanzieren will. Nun kommen auch noch die Kosten für die Bewältigung der Coronakrise hinzu. Zu Recht fragen sich da einige, wie viel von dem Geld wohl übrig bleiben wird.

Die kurze Antwort lautet: voraussichtlich gar nichts. Damit hat sich die Hoffnung vieler Aktionäre, zumindest über die nächste Dividende von dem Verkauf zu profitieren, innerhalb weniger Wochen zerschlagen. Auch an steigende Kurse ist derzeit kaum zu denken – immerhin gibt Thyssen-Krupp mit den Aufzügen seinen wertvollsten Besitz ab, um damit die weniger profitablen Geschäftsbereiche zu stärken.

Für den Großinvestor Cevian ist das in doppelter Hinsicht bitter. Denn es war der schwedische Investmentfonds selbst, der über Jahre darauf gedrungen hatte, das leistungsstarke Aufzugsgeschäft aus dem Konzern herauszulösen. Dahinter stand die Hoffnung, die stillen Reserven des Konzerns und damit Wert für die Aktionäre zu heben. Zur Erinnerung: Vor dem Verkauf war das ertragreiche Geschäft nur mit rund 1,5 Milliarden Euro in der Bilanz berücksichtigt.

Nun wird diese Reserve durch die Coronakrise und die Restrukturierung weitgehend aufgezehrt. Gleichzeitig hat sich Thyssen-Krupp seines zukunftsträchtigsten Geschäfts beraubt. Dass der Ruhrkonzern allein mit seinen Werkstoffsparten zu alter Größe zurückkehren kann, ist unwahrscheinlich. Die Abhängigkeit von der Autoindustrie ist hoch. Und keiner weiß, ob es den Herstellern gelingt, ihre eigene Strukturkrise, die schon vor Corona bestand, in absehbarer Zeit zu überwinden.

Thyssen-Krupp-Chefin Martina Merz bleibt nun nichts anderes mehr, als genau darauf zu hoffen. Im besten Fall wäre damit das langfristige Überleben des Konzerns gesichert. Viel mehr können auch die gebeutelten Aktionäre nicht erwarten.

Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt