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KommentarUbers und Airbnbs Probleme müssen nicht mit staatlicher Hilfe gelöst werden

Die beiden Sharing-Dienste profitieren in der Coronakrise von ihrem Geschäftsmodell. Der Staat muss sich deshalb nicht um sie kümmern.Alexander Demling 24.03.2020 - 15:51 Uhr

Das Unternehmen muss auf vielen Märkten Umsatzeinbußen hinnehmen.

Foto: dpa

Keine Frage: Der Fahrdienst Uber und die Zimmervermietungs-Plattform Airbnb werden von weltweiten Ausgangssperren und Reiseverboten brutal getroffen und müssen in vielen Märkten Umsatzeinbrüche von mehr als der Hälfte verkraften.

Doch das Mitleid mit den Dienstleistern kann sich in Grenzen halten: Denn den Großteil dieser Misere absorbieren ohnehin die Anbieter auf ihrer Plattform.

Bei Uber sind es die Fahrer, die sich kaum das Auto leisten können, in dem sie fahren. Bei Airbnb ältere Damen, die das Kinderzimmer ihrer ausgezogenen Tochter an Touristen vermieten oder Investoren, die mehrere Wohnungen in beliebten Reisezielen kaufen und professionell anbieten.

Beide Sharing-Dienste verfügen über eine in höchstem Maße variable Kostenstruktur. Uber und Airbnb behandeln die sogenannten Gig Worker als Selbstständige. Der Fahrdienst etwa argumentiert, die Fahrer seien nicht der „Kern“ des Angebots und deshalb auch keine Angestellten.

Wird weniger gebucht, sinken bei den Plattformen auch die Kosten für die Vermittlung kräftig. Ganz anders sieht es bei Hotels, Restaurants oder Industriebetrieben aus, die mit ihren Angestellten, Mietverträgen und Investitionsgütern gegenwärtig hohe Fixkosten verkraften müssen.

Die Coronakrise legt offen, dass Uber und Airbnb für weit mehr verantwortlich sind als Angebot und Nachfrage zu aggregieren und dann wundersam den freien Markt walten zu lassen. Immerhin: Uber bezahlt den Fahrern, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, nun zwei Wochen Krankengeld.

Für den Konzern ist der Schritt bahnbrechend, vor allem aber eigennützig. Eine von um ihre Existenz fürchtenden Fahrer ausgelöste Krankheitswelle hätte den Ruf des Unternehmens nachhaltig geschädigt und womöglich für Schadensersatzklagen infizierter Fahrgäste verwundbar gemacht.

Airbnb übernimmt keine Verantwortung

Während Uber zumindest ein Stück Verantwortung für seine Fahrer übernimmt, entzieht sich Airbnb dieser. Dürfen die Vermieter in normalen Zeiten ihre Stornierungsbedingungen selbst festlegen, schreibt die Hotel-Plattform ihnen nun für eine begrenzte Zeit vor, kostenlose Stornierungen zu akzeptieren.

Aus Airbnbs Sicht ist das wahrscheinlich clever. Wenn die Gäste dem Unternehmen treu bleiben, werden viele indignierte Vermieter irgendwann schon zurückkommen. Doch die finanzielle Bredouille, in die sie Airbnb bis dahin bringt, müssen sie selber ausbaden.

Stattdessen rufen beide Unternehmen nach Staatshilfen: Ihre „Plattform-Bewohner“ sollen in Hilfsprogramme für Selbstständige aufgenommen werden, um mit Steuergeld ihr Einkommen zu retten. „Ich bitte nicht um einen Bailout für Uber“, schreibt Uber-Chef Dara Khosrowshahi in einem direkt an Donald Trump gerichteten Brief.

Doch genau das wäre die Wirkung. Uber und Airbnb managen komplexe, zweiseitige Marktplätze, auf denen es ständig Angebot und Nachfrage im Einklang zu bringen gilt. Sinkt das Angebot an Fahrern, steigen Preise und Wartezeiten und Ubers Angebot wird für Fahrgäste unattraktiver.

Uber hat Jahre und Milliarden in Anreizen investiert, seinen Stamm an Fahrern in vielen Städten der Welt zu kultivieren. Würden sich viele von ihnen nun andere, zum Beispiel von Zuhause aus zu erledigende Tätigkeiten suchen, ginge Uber wesentlich geschwächt aus der Krise hervor.

Nicht essenziell für die Wirtschaft

Bei Airbnb scheint das bereits einzutreten: Vermieter berichten, dass sie bisherige Airbnb-Wohnungen nun wieder an Studenten vermieten. In Dublin will ein irisches Immobilienportal seit dem Corona-Ausbruch einen Anstieg der Mietwohnungen um 64 Prozent festgestellt haben.

Anders als Hotels kann man Airbnb-Wohnungen schnell umwidmen. Quer durch Airbnbs weltweite Märkte sinkt das Angebot an Zimmern.

Uber und Airbnb bieten einen wertvollen Service, auch ihren Fahrern und Gastgebern. Die stoßen dort auf eine Nachfrage für ihre Dienstleistungen, die sie nicht eigenständig finden könnten. Sie würden die Plattformen nicht nutzen, wenn sie bessere Alternativen hätten. Und wenn doch, dann tun sie es, wie das Beispiel der Dubliner Vermieter zeigt.

Doch anders als die Banken in der Finanzkrise 2008 sind sie nicht essenziell für den Rest der Wirtschaft. Wenn Airbnb die Vermieter weglaufen, ist das erst einmal Airbnbs Problem. Wenn Touristen künftig öfter im Hotel übernachten müssen, weil Airbnbs Marktplatz nicht mehr so liquide wie früher ist, ist das für sie ärgerlich und wahrscheinlich etwas teurer – aber kein gesamtwirtschaftliches Problem, das der Staat mit finanzieller Hilfe beheben muss.

Mehr: Zahl der Buchungen von Airbnb bricht ein – Börsengang in Gefahr.

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