Kommentar: Wie die Wirtschaftsweisen ihren Ruf ruinieren


Als klar wurde, dass das oberste wirtschaftliche Beratergremium der Bundesregierung in seinem Frühjahrsgutachten bereits drei inhaltliche Kapitel veröffentlichen wird, hätte man meinen können: Der Sachverständigenrat ist endlich in der Moderne angekommen. Schöne neue Welt.
Über Jahre hinweg hatten die Wirtschaftsweisen im Frühjahr ausschließlich ihre Konjunkturprognose veröffentlicht und in ihrem Herbstgutachten stattdessen mit Hunderten Seiten und diversen Kapiteln Öffentlichkeit und Regierung „erschlagen“. Die Kapitel besser über das Jahr aufzuteilen, ist Teil der Strategie, um sich moderner aufzustellen.
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Doch dann das: Zu jedem der drei Kapitel findet sich ein Minderheitsvotum. Wie schon bei vorherigen Gutachten konnten sich vier der Wirtschaftsweisen und Veronika Grimm also wieder einmal nicht einigen. Diesmal vertritt die Ökonomin in jedem Kapitel eine andere Ansicht. Unschöne alte Welt.
Seit Jahren ist Deutschlands wichtigstes ökonomisches Gremium von einem inneren Zerwürfnis geprägt. Es geht um inhaltliche Differenzen, aber mindestens genauso sehr um Einfluss und persönliche Feindschaften. Das schadet dem Rat zunehmend.





