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Kommentar zur KernkraftEine Renaissance der Atomkraft hilft dem Klima wenig

Untot oder doch lebendig? Die Wiederbelebung der Kernkraft wird an Deutschland vorübergehen. Dem Klima schadet das nicht.Klaus Stratmann 07.12.2023 - 11:47 Uhr
Anders als Deutschland setzt Frankreich bei der Energiewende auf den Ausbau der Kernkraft. Foto: dpa

Gut 20 Staaten haben auf der Weltklimakonferenz ihren Willen bekundet, die Atomkraft auszubauen. Bis 2050 wollen sie eine Verdreifachung der Kapazitäten erreichen.

Doch ist das realistisch, und leisten die Staaten damit wirklich einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz? Zweifel sind angebracht.

>> Lesen Sie hier: 22 Staaten wollen Atomenergie verdreifachen

Von Klimaforschern hören wir, dass die Menschheit im Kampf gegen den Klimawandel ihren eigenen Zielen hinterherhinkt: Wir tun zu wenig, und es geschieht zu langsam.

Es kommt darauf an, in der bevorstehenden Dekade möglichst viel zu bewirken. Damit scheidet die Kernenergie aus.

Wenn man vom französischen Staatskonzern EDF hört, er wolle im kommenden Jahrzehnt möglichst einen großen Reaktor pro Jahr fertigstellen, möchte man ausrufen: Wie bitte?

20 Jahre Zeit haben wir nicht mehr

Die Realität ist eine völlig andere. Seit die Franzosen den Bau eines neuen Reaktors in Flamanville ankündigten, sind fast zwei Jahrzehnte vergangenen. Strom produziert die Anlage noch nicht.

Die Ausschreibung für den jüngsten der insgesamt drei Reaktoren im finnischen Olkiluoto begann 2003. Erst im laufenden Jahr ging die Anlage in den kommerziellen Betrieb. 20 Jahre Zeit haben wir nicht mehr.

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Abspielen 37:29

Dass es in autokratisch geführten Ländern schneller geht, sollte nicht euphorisch stimmen. Dort sind Bau- und Genehmigungsphase intransparent, Finanzierungs- und Haftungsfragen verschwimmen im Nebel unklarer Zuständigkeiten.

Ob die neue Generation kleiner Reaktoren, sogenannter Small Modular Reactors (SMR), den Durchbruch zur Kommerzialisierung schafft, ist unsicher. Vor Beginn des nächsten Jahrzehnts werden sie jedenfalls keine nennenswerte Rolle spielen.

Die Kosten der Kernkraft sind zu hoch

Aber nicht nur der Faktor Zeit ist entscheidend. Es geht auch darum, die Mittel effizient einzusetzen. Die Kosten der Stromerzeugung durch Kernkraft sind um ein Vielfaches höher als bei der Photovoltaik oder der Windkraft. Das gilt selbst dann, wenn man die Kosten für die Endlagerung des Atommülls und die Versicherung unberücksichtigt lässt.

Die Menschheitsherausforderung Klimawandel erfordert den effizienten Einsatz aller mobilisierbaren Mittel. Für ausufernde, schwer kalkulierbare Großprojekte mit enormen Sicherheits- und Akzeptanzproblemen sowie ungeklärten Haftungsfragen ist kein Platz.

Mit den erneuerbaren Energien gibt es eine kostengünstige, sofort realisierbare Alternative. Zwar sind die gern genannten Stromgestehungskosten von wenigen Cent je Kilowattstunde für Sonnen- und Windstrom eine Mogelpackung, weil man realistischerweise die hohen Kosten hinzurechnen muss, die man für die Bereitstellung klimaneutraler Back-up-Kraftwerke und Speicher aufwenden muss, mit denen die volatile Erzeugung von Windrädern und Photovoltaikanlagen ausgeglichen werden kann.

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Unterm Strich sind die Kosten aber kalkulierbar. Darum ist die Erklärung Dutzender Staaten, den Ausbau der Erneuerbaren bis 2030 verdreifachen zu wollen, wesentlich hilfreicher als das neue Ausbauziel der Atomkraft-Staaten.

Mehr: CO2-Emissionen steigen auch 2023

Erstpublikation: 05.12.2023, 16:03 Uhr.

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