Kommentar: VW will zum Technologieführer werden – doch es gibt viele Zweifel an diesem Ziel


Gewinneinbrüche bei VW und Porsche, Diskussionen über die Rückkehr ins Büro und Stellenabbau bei der angeschlagenen Software-Sparte Cariad – für VW-Konzernchef Oliver Blume war die vergangene Woche alles andere als einfach.
Dennoch lautet seine Botschaft: Die Talsohle ist erreicht, 2025 wird noch einmal hart, aber danach greift VW an. Dem einen oder anderen Branchenbeobachter mag das wie ein Déjà-vu vorkommen: VW hatte schon 2024 zum Übergangsjahr erklärt.
Fast untergegangen ist Blumes neuer Zukunftsplan für Volkswagen. Der Konzern soll als „globaler Technologietreiber“ aus der Krise kommen – mit den Schwerpunkten Software, Batterie und mehr Effizienz. Die Strategie ist langfristig angelegt, es geht um einen Zeithorizont von zehn Jahren.
Blumes Tech-Plan ist nachvollziehbar, aber riskant. Nachvollziehbar, weil VW immer dann vorangekommen ist, wenn es strategische Schwächen konsequent angegangen ist. Nach dem Dieselskandal setzte Ex-Chef Herbert Diess auf Elektromobilität – gegen interne Widerstände. Heute ist der VW-Konzern europäischer E-Marktführer.
Jetzt geht es Blume um Software und Zukunftstechnologien. Doch hier fehlt es VW bislang an Glaubwürdigkeit. Dass Cariad jetzt in seine Einzelteile zerlegt wird, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis der letzten Jahre. Weil die Einheit chronisch überlastet war, kamen wichtige E-Autos wiederholt zu spät auf den Markt. Der Ankündigungsweltmeister VW wurde zum Gespött der Branche. Noch heute gibt es Entscheider in Wolfsburg, die von einer „Riesenbombe“ sprechen, wenn von Cariad die Rede ist.
VW: Auch Herbert Diess wollte VW zum softwareorientierten Konzern formen
Zur Wahrheit gehört aber auch: Weder bei Software noch bei Batterien noch beim autonomen Fahren war der Konzern je führend. Dass Blume nun ausgerechnet diese Felder dominieren will, ist eine gewagte Wette.

Auch Diess wollte VW zum „softwaregetriebenen Mobilitätsanbieter“ machen – ohne Erfolg. Blume geht einen anderen Weg: Er setzt auf Partner wie Rivian und Xpeng. Doch auch das birgt Risiken. Ob es die Elektro-Start-ups in fünf oder zehn Jahren noch gibt, ist ungewiss. VW begibt sich damit in die Abhängigkeit von externen Partnern – ein Eingeständnis, dass es dem Konzern allein nicht gelungen ist, ausreichend Softwarekompetenz aufzubauen.
Die ersten neuen Modelle mit VWs überarbeiteter Software sollen 2026 in China auf den Markt kommen, die westliche Welt folgt ein Jahr später mit dem gerade vorgestellten 20.000-Euro-Stromer ID.1. Doch die Zeit drängt: Ein weiteres Übergangsjahr kann sich VW nicht leisten – dafür ist die Konkurrenz zu stark.
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