
Wahl: Warum auch Gen Z und Boomer mehr arbeiten müssen
Es ist bemerkenswert, wie müde Deutschland ist. Das ist nicht nur so eine „Winter alles grau“-Floskel, sondern lässt sich an vielen Orten beobachten.
Zum Beispiel in der Praxis von Dr. Lukas Bergstein in Düsseldorf. Der Allgemeinmediziner behandelt dort Patienten jeden Alters und aus allen gesellschaftlichen Schichten. „Erschöpfung ist in meiner Praxis das häufigste Beschwerdebild“, sagt Bergstein. „Von der 14-jährigen Schülerin bis zur 90-jährigen Großmutter.“
Auch aus den Statistiken lässt sich die mentale Überforderung der Deutschen ablesen: Die Zahl der Burn-out-Fälle hat sich seit 2004 verzwanzigfacht, der allgemeine Krankenstand befindet sich auf einem vieldiskutierten Rekordhoch, Studien sprechen von einer „kollektiven Ermüdung“.
Ein medizinischer Befund, der politisch und ökonomisch genauso gilt.
Vielleicht wissen die Spitzenkandidaten der Bundestagswahl um jene Müdigkeit ihrer Wählerinnen und Wähler. Denn während alle mehr oder weniger eindeutig ihre Ziele für die kommenden Jahre formulieren (Die Wirtschaft retten! Illegale Migration stoppen! Europa vor Trump schützen!), sind sie bei einer Sache doch auffällig zurückhaltend: Einer klaren Ansage, welchen Beitrag die Menschen in diesem Land leisten müssen, damit wir diese Ziele auch erreichen.
Jede Konjunkturprognose und jede irrwitzige Wortmeldung der neuen US-Regierung hat in den vergangenen Wochen verdeutlicht, dass die Bundesrepublik ihre bisher gravierendste strukturelle Krise erlebt. Und egal wie die Wahl am Sonntag ausgeht: Keine Regierung wird sie mit Reformpaketen und politischem Handeln allein bewältigen können. Es wird richtig anstrengend für alle werden. Und ungemütlich. Weil vermeintliche Gewissheiten nicht mehr gelten.
Warum, zur Hölle, spricht das nur niemand aus?





