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Sozialpartnermodell Premiere in Deutschland: Talanx führt Betriebsrente mit Aktienkomponente ein

Das 2018 in Kraft getretene Betriebsrentenstärkungsgesetz wirkt bisher nicht wie erhofft. Das könnte sich mit der jetzt erzielten ersten Einigung auf ein neues Vorsorgemodell ändern.
11.03.2021 - 16:26 Uhr Kommentieren
Nach zweijährigen Verhandlungen gibt es eine Einigung mit Verdi. Quelle: dpa
Versicherungskonzern Talanx

Nach zweijährigen Verhandlungen gibt es eine Einigung mit Verdi.

(Foto: dpa)

Berlin Ob aus einer Keimzelle mal etwas Großes wird, ist nicht gewiss. Ohne eine Keimzelle aber, so viel ist klar, kann es kein Leben geben. Das gilt auch für das Sozialpartnermodell, mit dem die Bundesregierung die Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge fördern will.

Mit dem Haustarifvertrag, den die Gewerkschaft Verdi und der Versicherungskonzern Talanx nach rund zweijährigen Verhandlungen nun abgeschlossen haben, ist endlich die Keimzelle für das umstrittene Modell da.

Das Anfang 2018 in Kraft getretene Betriebsrentenstärkungsgesetz ermöglicht Arbeitgebern und Gewerkschaften, im Zuge von Tarifverhandlungen Pensionsfonds oder andere Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung zu gründen. Das Neue dabei: Unternehmen garantieren nur noch für die eingezahlten Beiträge, nicht aber für die Höhe der späteren Altersrente. So sollen auch risikoreichere, aber renditeträchtigere Anlagen ermöglicht werden, etwa in Aktien.

Doch andere große Gewerkschaften wie die IG Metall winkten unter Verweis auf die nicht garantierte Höhe der Betriebsrente ab, das Sozialpartnermodell erwies sich als Ladenhüter. Die Instrumente des Betriebsrentenstärkungsgesetzes „haben noch keine positive Dynamik entfalten können“, räumt die Bundesregierung im aktuellen Alterssicherungsbericht ein.

Zwar gibt es mittlerweile 21 Millionen aktive Anwartschaften auf betriebliche Altersversorgung. Aber ihre Zahl ist zuletzt deutlich schwächer gestiegen als die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.

Talanx-Beschäftigte können ab Juli abschließen

Nun erhalten die rund 11.000 Talanx-Beschäftigten in Deutschland ab Juli die Möglichkeit, eine Betriebsrente nach dem Sozialpartnermodell abzuschließen. Mit der Durchführung ist „Die Deutsche Betriebsrente“ beauftragt, ein Konsortium von Talanx und dem Versicherer Zurich.

Neben den Arbeitnehmerbeiträgen aus der Entgeltumwandlung fließen auch die gesetzlichen Arbeitgeberzuschüsse in Höhe von 15 Prozent in den Aufbau der Versorgung ein. Auf jeden Beitragseuro leisten die Arbeitgeber zudem einen ergänzenden Sicherungsbetrag, um die Betriebsrenten der Versicherten abzusichern.

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Sowohl in der Anwartschaftsphase als auch in der Leistungsphase wurden kollektive Puffer gebildet, die Renditeschwankungen abfedern. Für Geringverdiener gibt es eine zusätzliche Förderung, Verdi-Mitglieder erhalten einen Rabattvorteil.

Man habe sich die Verhandlungen nicht leicht gemacht, sagte das für die Finanzdienstleistungsbranche zuständige Verdi-Vorstandsmitglied Christoph Schmitz. Schließlich sei die sichere Altersvorsorge mit klassischer Lebensversicherung und Garantiezins gewissermaßen in die DNA vieler Bürger eingegangen, auch wenn sie in der Niedrigzinsphase kaum noch attraktiv sei.

Aussicht auf höhere Renditen soll geringere Sicherheit wettmachen

Schmackhaft gemacht werden soll den Beschäftigten die geringere Sicherheit durch höhere Erträge. Investiert wird zur Hälfte in Aktien und zur Hälfte in Renten, wie Fabian von Löbbecke, Talanx-Vorstand für betriebliche Altersversorgung, am Donnerstag erläuterte. Während ein 40-Jähriger, der über die Entgeltumwandlung 100 Euro in eine klassische Betriebsrente stecke, im Alter eine Garantierente von 100 Euro erwarten könne, sei bei der „Deutschen Betriebsrente“ das Doppelte drin.

Ob aus der Keimzelle am Ende aber wirklich etwas Großes wird, ist offen. Jens Warkentin, der bei der Talanx AG für Personal verantwortlich ist, hofft, dass sich eine „gute vierstellige Zahl“ der Beschäftigten für das neue Modell interessiert. Verdi steht zudem am Anfang von Gesprächen mit dem Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes, ob auch dort entsprechende Tarifverträge interessant sein könnten. Auch aus anderen Branchen gebe es „erste Anfragen“, sagte Schmitz, etwa von einem privaten Energieunternehmen.

Um eine größere Verbreitung zu erreichen, sei aber auch die Politik gefragt, sagte Zurich-Bereichsvorstand Lars Golatka. „Unsere Erwartung ist es, dass die Geringverdiener im Rahmen ihrer Anstrengungen um eine angemessene Altersvorsorge zusätzlich gestärkt und dynamisiert gefördert werden“, sagte er. Auch sollten Vorsorgemodelle mit reiner Beitragsgarantie auch für nicht tarifgebundene Unternehmen geöffnet werden.

Aus Verdi-Sicht kommen für das Sozialpartnermodell aber nur Arbeitgeber infrage, die einen Beitrag zur Betriebsrente der Beschäftigten leisten, der über die gesetzlich ohnehin vorgeschriebene Weitergabe der eingesparten Sozialbeiträge bei der Entgeltumwandlung hinausgeht.

Auch dürfe ein Sozialpartnermodell nicht dazu führen, dass bestehende Betriebsrentenmodelle mit besseren Konditionen abgelöst würden. Der Wechsel der Beschäftigten in das Sozialpartnermodell müsse freiwillig sein. Außerdem dürfe es reine Beitragszusagemodelle nur mit Tarifvertrag geben, fordert die Gewerkschaft.

Mehr: Kaum Fortschritte bei der Betriebsrente

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