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Drei Brüder gegen Trump „Was Trump in der Coronakrise macht, ist Mord“

Mit viralen Anti-Trump-Videos erreichen drei Brüder ein Millionenpublikum im Netz. Im Interview erklären sie, warum sie in Coronazeiten zu Aktivisten wurden. 
28.07.2020 - 09:51 Uhr 1 Kommentar
Der US-Präsident zieht durch sein Corona-Krisenmanagement scharfe Kritik auf sich. Quelle: AFP
Donald Trump

Der US-Präsident zieht durch sein Corona-Krisenmanagement scharfe Kritik auf sich.

(Foto: AFP)

US-Präsident Donald Trump dominiert den Nachrichtenzyklus und das Internet wie kein Präsident vor ihm, „aber es ist möglich, ihn auf seinem eigenen Spielfeld zu schlagen“, sagt Jordan Meiselas. Der 27-Jährige ist Mitgründer von Meidas Touch, einem progressiven Political Action Committee (PAC).

Die politische Lobbygruppe, die sich über private Kleinspenden finanziert, erreicht mit viralen Videoclips gegen Trump ein Millionenpublikum im Netz. Meiselas und seine beiden Brüder gründeten das PAC in der frühen Corona-Phase aus ihren Wohnzimmern.

Jordan Meiselas lebt in New York und entwickelt hauptberuflich Marketingkampagnen für US-Unternehmen. Der 35-jährige Benjamin Meiselas lebt in Los Angeles, ist Bürgerrechtsanwalt und vertrat mit seiner Kanzlei den Football-Star Colin Kaepernick in seiner Klage gegen die National Football League (NFL). Internationale Bekanntheit erlangte Kaepernick durch die von ihm initiierten Proteste gegen Rassismus in der NFL.

Brett Meiselas ist der Dritte im Bunde: Der 30-Jährige hat mit Videos für die Talkshow der US-Moderatorin Ellen DeGeneres zwei Emmy-Trophäen gewonnen. Alle drei Brüder lassen im laufenden Wahlkampf ihre Hauptberufe ruhen. 

Lesen Sie hier das komplette Interview: 

Wie entsteht ein typisches Video von Meidas Touch
Benjamin Meiselas: Wir schreiben uns den ganzen Tag über Textnachrichten und jonglieren zwischen fünf bis zehn Ideen gleichzeitig. Oft werden sie vom irre schnellen Nachrichtenzyklus überholt, wenn Trump wieder einmal eine dumme, lächerliche, hasserfüllte, schreckliche Sache anstellt. Wir wollen seine Lügen bloßstellen und auf das hinweisen, was unter seiner Präsidentschaft leidet: Verbindlichkeit, Anstand, Sicherheit, Gesundheit. 

Brett Meiselas: Ich weiß ja nicht, wie viele Nachrichten so nach Deutschland durchdringen, aber es ist ziemlich chaotisch in den USA. Wenn wir uns für ein Thema entscheiden, können wir nahezu in Echtzeit reagieren. Die Produktion eines Videos dauert drei bis vier Stunden. Das Tolle ist, dass wir keine Grenzen einer offiziellen Kampagne haben, wir müssen unsere Videos nicht drei Wochen vor ausgewähltem Publikum testen. Wir sichten das frei verfügbare Material im Netz, dann machen wir damit, was wir wollen. 

Sie werfen Trump hasserfüllte Sprache vor, arbeiten aber selbst teilweise damit. Zum Beispiel indem Sie Trump als „ekelhaft“ bezeichnen. Hilft das dem Diskurs?
Benjamin Meiselas: Wir haben keine andere Wahl. Wer Wissenschaft und Gesundheitsexperten ignoriert und Schulen ohne angemessene Vorsichtsmaßnahmen öffnen will, gefährdet das Leben von Kindern, Lehrern und Familien. Das muss man als das bezeichnen, was es ist: Mord. Diese Worte mögen schockierend sein oder schrill, in diesen Zeiten können wir uns aber nicht zurückhalten in Bezug auf das, was in diesem Land geschieht. Das ist unabhängig davon, welcher politischen Partei man angehört.
Die USA sind unter Donald Trump zum Gespött der Welt geworden, vor Trump hat man uns beneidet. Das „amerikanische Gemetzel“, das Trump in seiner Wahlrede anprangerte, existierte vor ihm nicht. Unsere Beziehungen zu Deutschland und anderen Ländern waren unter anderen Regierungen gut. Mir als amerikanischem Staatsbürger ist peinlich, was hier passiert.

Sie leben in New York und Los Angeles, also in linksliberalen Zentren. Was macht Sie so sicher, dass Ihre Botschaften auch jemanden in Wisconsin erreichen?
Benjamin Meiselas: Wir schalten gezielt unsere Videos in traditionellen Swing-Staaten oder solchen, die auf dem Weg sein könnten, demokratisch zu wählen, wie Texas. Wir fragen die Leute darin: Habt ihr nicht genug von Trump? Von dem Präsidenten, der fernsieht, während die Nation zusammenbricht? Die Umfragen zeigen, dass Joe Biden vorne liegt. Aber wir müssen alle überzeugen und dürfen nicht aufhören. Es wird viele schlaflose Nächte bis zur Wahl geben.

300.000 US-Dollar ist ein vergleichsweise kleines Budget für ein PAC. 
Brett Meiselas: Wir finanzieren uns zu hundert Prozent über Kleinspenden. Und es ist faszinierend, dass wir schon mit wenig Geld Millionen Menschen im Netz erreichen können. Sobald die Spenden anzogen, haben wir in Werbeblöcke im Fernsehen investiert, die bekommt man ab einer fünfstelligen Summe. Wir haben unsere Videos auch auf Fox News laufen lassen, zur Hauptsendezeit, in der Trump zuschaut. Es geht darum, die Aufmerksamkeit der Trump-Kampagne anzuzapfen und Joe Biden in Staaten wie Pennsylvania und Ohio zu unterstützen.

Was ist im Wahlkampf 2020 anders als 2016?
Jordan Meiselas: Man kann über Trump sagen, was man will, aber er ist ein guter Selbstvermarkter, ansonsten hätte er diesen Kult von „Make America Great“-Fans nicht aufbauen können. Wir und andere Gruppen versuchen jetzt, ihn in seinem eigenen Spielfeld zu schlagen. Dafür müssen wir einen Fußabdruck in jeder Social-Media-Plattform hinterlassen. 

Mehr: So wird Joe Biden von Guerilla-Wahlkämpfern unterstützt.

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1 Kommentar zu "Drei Brüder gegen Trump: „Was Trump in der Coronakrise macht, ist Mord“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Was Trump in der Corona-Krise macht, ist absolut richtig.
    Ganz sachlicher Kommentar. Zufrieden?

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