Großbritannien Regieren aus der Isolation heraus: Premier Johnson mit Coronavirus infiziert
Der Regierungschef sitzt jetzt in Downing Street 11, nicht mehr in Downing Street 10.
London Großbritanniens Premierminister Boris Johnson ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das verkündete der Brite an diesem Freitag selbst via Twitter.
Er habe leichte Symptome, „also erhöhte Temperatur und einen anhaltenden Husten“, schrieb Johnson. Deswegen werde er sich in Selbstisolation begeben. Dank der „magischen Kräfte moderner Technologie“ werde er weiterhin die Regierungsgeschäfte leiten können, bekräftigte Johnson.
Zugleich appelliert der 55-Jährige an die Bevölkerung, sich an die Verhaltensregeln zu halten, die die britische Regierung verordnet hatte: Das Haus nur zu verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist.
Der Regierungschef lebte zuletzt in einer Wohnung im Nachbarhaus des Regierungssitzes Nummer 10 der Downing Street. Premier Johnson teilt sich das Appartement mit seiner schwangeren Verlobten und einem Hund.
Sollte der Regierungschef ausfallen, müsste Außenminister Dominic Raab übernehmen. Gesundheitsminister Matt Hancock, der zuletzt in vielen TV-Auftritten die Regierung vertreten hatte, ist ebenfalls infiziert.
Auch er berichtete über Twitter, leichte Symptome zu haben und sich in Selbstisolation zu begeben. Wie der Premierminister, will auch Hancock weiter arbeiten.
Dass der Premierminister Königin Elisabeth II. angesteckt hat, gilt als unwahrscheinlich: Die beiden haben sich offiziellen Angaben zufolge am 11. März das letzte Mal persönlich getroffen.
Polizei hat begonnen, Personen zu kontrollieren
Zuletzt waren bereits Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, um die 93-jährige Monarchin zu schützen: Das allwöchentliche Treffen der beiden, bei dem traditionell der jeweilige Regierungschef die Regentin über die aktuellen Geschehnisse unterrichtet, wurde zuletzt per Telefon abgehalten.
Die britische Regierung hatte lange gezögert, ähnlich strikte Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus einzuleiten wie andere Länder. Doch Anfang der Woche änderte sich das geändert: Auch auf der Insel sind Geschäfte, Schulen und Gaststätten geschlossen, und die Briten sind dazu aufgefordert, soziale Kontakte so weit wie möglich einzuschränken.
Es soll offenbar ein Zeichen gesetzt werden, denn noch am vergangenen Wochenende hatten zahlreiche Briten das Frühlingswetter für einen Ausflug auf das Land genutzt. Seit kurzem kontrolliert die Polizei auch Personen.
Großbritannien hatte am Donnerstag erstmals mehr als 100 Todesfälle binnen 24 Stunden durch das Coronavirus verzeichnet. Die Zahl der Toten im Vereinigten Königreich stieg damit auf 578 an. Derzeit sind 11.816 Britinnen und Briten infiziert. Auch der Sohn der Königin, der 71-jährige Prinz Charles, zählt zu den Infizierten.
Mehr: In dieser Woche hat Boris Johnson den britischen Sonderweg in der Corona-Krise beendet.
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