Mauro Ferrari Enttäuscht von der EU – Präsident des Europäischen Forschungsrats wirft hin

Aus nach lediglich drei Monaten.
Brüssel Vor erst drei Monaten hatte seine vierjährige Amtszeit begonnen, doch nun reicht es Mauro Ferrari bereits. Der 60-Jährige erklärte in der Nacht zum Mittwoch seinen Rückzug als Präsident des Europäischen Forschungsrats (ERC).
Er sei „extrem enttäuscht“ davon, wie die EU auf die Pandemie reagiere. So sei sein Versuch vereitelt worden, ein umfangreiches Programm zur Bekämpfung von Covid-19 aufzustellen.
Ferrari wollte den ERC „als große Koordinationsagentur für die ganze Union“ aufstellen, doch sowohl das Aufsichtsgremium des ERC als auch die Kommission hatten sich gegen seine Pläne gestellt. Die Institution ERC finanziere Grundlagenforschung und sei nicht dazu da, ein großes Programm von oben vorzugeben, so die inoffizielle Begründung.
Für Brüsseler Interne kommt Ferraris Kündigung nicht überraschend: Ende März hatten bereits alle Mitglieder des Wissenschaftlichen Rates des ERC Ferrari einstimmig um seinen Rücktritt gebeten. Einer der Gründe war Ferraris „völliger Mangel an Wertschätzung für die Existenzberechtigung des ERC“, wie der Forschungsrat selbst in seiner Stellungnahme schreibt. Ein weiterer Punkt war das Engagement des Präsidenten außerhalb des Forschungsrates, was sich zeitlich als „unvereinbar mit dem Mandat des Präsidenten des Wissenschaftlichen Rates erwies“.
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Der Experte auf dem Gebiet der Nanomedizin, dessen Heimatland Italien aufgrund der Corona-Pandemie in den Staatsbankrott zu schlittern droht, gab sich dagegen desillusioniert. Die EU, an die er im Januar noch geglaubt habe, gebe es nicht, sagte er.
Brüssel sei ein lähmender Politikbetrieb, der nicht seinen Idealen von internationaler Zusammenarbeit genüge. „Meine europäische Rolle war trotz des wohlklingenden Titels die eines Stadtrats“, rechnete er in einem offenen Brief mit dem Forschungsrat ab.
Die EU-Kommission hielt sich mit Erklärungen zurück und äußerte lediglich ihr Bedauern über Ferraris Rückzug.
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