Sequoias US-Chef im Interview Roelof Botha: „Der Corona-Schock wird die Zukunft beschleunigen“

Der Sequoia-Partner schaut weiterhin nach Europa.
Roelof Botha kennt sich mit Krisen aus: Der gebürtige Südafrikaner wurde im September 2001 Finanzchef bei Paypal, als der Terroranschlag auf das World Trade Center die Märkte durchschüttelte. Ein halbes Jahr später brachte er das von Peter Thiel und Elon Musk mitgegründete Unternehmen an die Börse.
2003 wechselte er zu Sequoia Capital und half unter anderem Investments der legendären Silicon-Valley-Firma in YouTube, Instagram, Eventbrite und den Zahlungsdienstleister Square vom Start-up zum börsennotierten Milliardenunternehmen. Seit 2017 ist er für Sequoias US-Investments verantwortlich.
Anfang März schreckte Sequoia viele in der Tech-Szene mit seiner „Schwarzer Schwan"-Memo auf, in der die Investment-Partnerschaft Start-ups vor den Konsequenzen der Corona-Pandemie warnte und Gründern riet, ihr Geld zusammenzuhalten, um in der Krise nicht pleite zu gehen. Im Interview mit dem Handelsblatt spricht Botha über die Folgen von Corona und Sequoias Interesse an europäischen Start-ups.
Lesen Sie hier das vollständige Interview:
Herr Botha, für viele Start-up-Gründer begann die Coronakrise, als Sequoia sie in einem Blogpost als den „Schwarzen Schwan des Jahres 2020“ beschrieb. Hat sich Ihre Meinung seitdem gewandelt?
Die Sequoia-Partner kommen jedes Quartal zu „Blue Sky“-Treffen zusammen, wo wir neue Ideen besprechen und Trends diskutieren. Aus so einem Treffen entstand die Idee „Schwarze Schwan“-Memo am 5. März. Wir fühlten uns in der Pflicht, Alarm zu schlagen und Gründern zu sagen, was auf uns zukommt. Vor zwei Wochen besprachen wir bei so einem Treffen, wie wir uns die Welt nach Covid vorstellen.
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Und?
In vielen Bereichen zieht Covid die Zukunft nach vorne. Gewohnheiten wie Lebensmittel online einkaufen oder Videokonferenzen im Geschäftsleben hätten normalerweise Jahre gebraucht, um in der Masse anzukommen. Nun sind sie völlig normal. Dieser Schock wird die Zukunft, die das Silicon Valley errichtet hat, beschleunigen.
Wie arbeitet ein Start-up-Investor in der Krise?
Wir haben seit dem 1. März zehn neue Seed- und A-Serien-Finanzierungen in den USA abgeschlossen. Über Zoom sind wir im ständigen Kontakt mit unseren Gründern. Wir sind Stoßdämpfer und geben Rat, wie man durch diese Krise kommt. Wir organisieren zum Beispiel seit sieben Wochen Runden, in denen sich Gründer über Cashflow-Management, Arbeit in verteilten Teams oder Lektionen aus China austauschen.
Trotz Krise hat Sequoia kürzlich Luciana Lixandru als erste Partnerin in Europa eingestellt. Warum sind Europas Start-ups gerade jetzt interessant?
Wir haben schon in der vergangenen Dekade in mutige Start-ups in Europa wie Klarna, Unity oder UiPath investiert, zuletzt auch in die Seed-Phase von Evervault and n8n aus Berlin. Es gibt in Europa ein breites Fundament von gut ausgebildeten Informatikern und Konsumenten, die offen für neue Produkte sind. Bei Themen wie KI-Mikroprozessoren, Design oder Fintech gibt es in Europa ebenso spannende Unternehmen wie in den USA. Wir wollen unsere Aktivitäten dort ausbauen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Mehr: In der Krise fließt weniger Kapital in europäische Start-ups.
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