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Energie

Windpark-Betrug Mutmaßlicher‌ ‌Millionenbetrüger:‌ ‌Staatsanwaltschaft erhebt Anklage im Fall Hendrik‌ ‌Holt‌

Die Ermittler werfen dem Emsländer vor, Energiekonzernen‌ ‌fiktive Windparkprojekte‌ ‌verkauft‌ zu ‌haben. Angeklagt sind auch vier weitere Personen.
15.04.2021 - 14:20 Uhr Kommentieren
Hendrik Holt (Mitte) muss sich nun in einem weiteren Prozess verantworten. Quelle: dpa
Prozess gegen Windkraftunternehmer

Hendrik Holt (Mitte) muss sich nun in einem weiteren Prozess verantworten.

(Foto: dpa)

Berlin, Düsseldorf Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat im Fall des mutmaßlichen Windkraft-Betrügers Hendrik Holt eine weitere Anklage erhoben. Das hat die Behörde am Donnerstag mitgeteilt. Die Anklage richtet sich gegen den 31-jährigen Holt, seine Mutter, seine Schwester, seinen Bruder und Heinz L., den ehemaligen Finanzdirektor der Holt Holding.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, dem italienischen Energiekonzern Enel und dem schottischen Versorger SSE durch „den massiven Einsatz gefälschter Urkunden“ Windpark-Projekte verkauft zu haben, die nur auf dem Papier existierten. Es geht um banden- und gewerbsmäßigen Betrug sowie im Fall von Hendrik Holt auch um Insolvenzverschleppung.

„Vier der fiktiven Windparkvorhaben“ seien sogar an beide Investoren zugleich veräußert worden, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Sie beziffert den Schaden auf etwa sechs Millionen Euro – und dabei geht es nur um einen Teil der mutmaßlichen Betrügereien.

Nach jetzigem Stand sollen insgesamt fünf Unternehmen durch die Holts geschädigt worden sein, darunter auch der tschechische Staatskonzern CEZ. Wann die Staatsanwaltschaft in diesen Fällen Anklage erhebt, ist unklar. In der Mitteilung hieß es lediglich, dass die „Ermittlungen im Verfahrenskomplex Windpark“ andauern. Auch die genaue Schadenshöhe ist noch offen.

Die Fälle Enel und SSE seien hingegen ausermittelt und hätten deshalb angeklagt werden müssen, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Das Landgericht Osnabrück muss die Anklage noch zulassen. Holts Verteidiger Maximilian Pancic aus Hamburg wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ hatte zuerst darüber berichtet.

Die Polizeibeamten beschlagnahmten bei der Familie Holt zahlreiche Luxusautos, teure Uhren, Schmuck und Bargeld. Quelle: Polizeidirektion Osnabrück
Bentley-Autos

Die Polizeibeamten beschlagnahmten bei der Familie Holt zahlreiche Luxusautos, teure Uhren, Schmuck und Bargeld.

(Foto: Polizeidirektion Osnabrück)

Hendrik Holt trat erstmals mit Mitte 20 in der Branche in Erscheinung. Der Sohn eines Bauunternehmers präsentierte sich als erfolgreicher Jungunternehmer, der mit Windparkprojekten ein Vermögen verdiente. Er trug Rolex, fuhr Bentley und erfand einen Doktortitel, mit dem seine PR-Agentur ihn in immer neuen Erfolgsmeldungen zitierte.

Dafür, dass das Geschäft wohl größtenteils Show war, lief es lange erstaunlich gut. Erst als eine Gemeindemitarbeiterin Anzeige erstatte, flogen die Holts auf. Eine mehr als 20 Mann starke Ermittlungsgruppe entdeckte mehr als 1000 mutmaßlich gefälschte Unterschriften, unter anderem auf Pachtverträgen und Gemeindeschreiben.

Im April 2020 schlugen die Ermittler zu. Polizisten nahmen Holt im Berliner Nobelhotel Adlon fest, verhafteten zeitgleich auch seine Mutter, seine Schwester und seinen Bruder. Finanzdirektor Heinz L. konnte sich in die libanesische Hauptstadt Beirut absetzen. Die Behörden lieferten ihn jedoch im September aus.

Viel ist vom einstigen Imperium der Holts nun nicht mehr übrig. Die Ermittler haben alle Vermögenswerte beschlagnahmt, darunter auch das Familienanwesen im emsländischen Bakum – eine herrschaftliche Villa mit Whirlpool auf dem Balkon. Drei sichergestellte Bentleys hat die Staatsanwaltschaft bereits versteigert.

Der Fall Holt: Geständnisse der Familienmitglieder

Für Holt ist es nicht die erste Anklage. Er saß in einem weiteren Teilverfahren schon im Oktober auf der Anklagebank. Das Amtsgericht Meppen sah es damals als erwiesen an, dass Holt Dienstleistungen eines Maklers und einer M&A-Beratung in Anspruch nahm, ohne sie je bezahlen zu wollen, und verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren.

Das Landgericht Osnabrück stellte jedoch in zweiter Instanz fest, dass „keine wirksame Anklageschrift der Staatsanwaltschaft“ vorgelegen habe, und stellte das Verfahren ein. Dagegen wehrte sich die Staatsanwaltschaft erfolgreich. Das Oberlandesgericht Oldenburg entschied später, dass sich das Landgericht sehr wohl mit dem Fall befassen muss.

Die Vorwürfe des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs hat Holt inzwischen „vollumfänglich eingeräumt“, wie die Staatsanwaltschaft im Dezember mitgeteilt hatte. Auch Holts Mutter, Schwester und Bruder haben Geständnisse abgelegt. Alle drei durften die Untersuchungshaft unter Auflagen verlassen – im Gegensatz zu Hendrik Holt und Heinz L.

Mehr: In diesem Luxus lebte der mutmaßliche Millionenbetrüger Hendrik Holt

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