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Coronakrise Modefirmen fordern Liquiditätsfonds von 850 Millionen Euro

Die deutsche Modeindustrie will mit dem Liquiditätsfonds die nächsten Monate überbrücken. Die Branche befürchtet den Absturz vieler Mittelständler.
25.03.2020 - 06:36 Uhr Kommentieren
Die Modebranche kann den Umsatzausfall der stationären Läden nicht durch Onlinehandel ausgleichen. Quelle: dpa
Das geschlossene Kaufhaus des Westens in Berlin

Die Modebranche kann den Umsatzausfall der stationären Läden nicht durch Onlinehandel ausgleichen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die Modebranche schlägt Alarm. „Wir brauchen jetzt dringend Liquidität, sonst ist die Existenz des deutschen Modehandels und der Modeindustrie massiv bedroht“, fordern mittelständische Unternehmen in einer gemeinsamen Stellungnahme. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören Modemarken von Falke über Marc Cain und Marc O’Polo bis zu S.Oliver.

„Wir haben wegen der geschlossenen Läden keinen Umsatz. Aber gleichzeitig müssen wir jetzt die Ware für die kommende Herbst-Winter-Saison bezahlen“, beschreibt Daniel Terberger, Vorstandsvorsitzender des Modedienstleisters Katag AG aus Bielefeld, das Dilemma. Die Unternehmen fordern von der Politik einen Liquiditätsfonds von 850 Millionen Euro.

Damit könnte die Liquidität der Top 30 textilen Industrieunternehmen in Deutschland, die für 60 Prozent des Umsatzes im deutschen Facheinzelhandel stehen, für die nächsten sechs Monate gesichert werden, sind die Branchenvertreter überzeugt. Sie wollen damit ihren Fachhändlern Zahlungsziele bis zu 180 Tagen gewähren können. „Es geht um keinen Zuschuss“, erklärt Dieter Holzer, CEO von Marc O’Polo. „Wir wollen das Geld aus dem Fonds zum größten Teil nach Ablauf wieder zurückzahlen.“

Katag-Chef Terberger sieht den Fonds als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Industrie übernehme zehn Prozent des Haftungsrisikos. Das Management des gewünschten Liquiditätsfonds soll, so die Initiatoren, eine unabhängige Wirtschaftsprüfungskanzlei übernehmen.

Zwar hatte die Bundesregierung kleinen und mittelständischen Unternehmen Unterstützung durch Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) versprochen. Doch diese Hilfe kommt aus Sicht der Modebranche möglicherweise zu spät oder erreiche sie nicht.

Onlinehandel kann den Umsatzausfall nicht ausgleichen

Die Initiatoren des Aufrufs aus der Modebranche befürchten, dass durch die Coronakrise die Strukturen der Innenstädte kollabieren könnten. „Es ist nicht allen in der Öffentlichkeit bewusst, welche wichtige Rolle der mittelständische Modehandel in den Innenstädten spielt“, sagte Dieter Holzer. „Wenn viele mittelständische Händler in der Coronakrise scheitern, ist der Attraktivitätsverlust in den Innenstädten groß.“

Kritik, dass nun ohnehin finanziell angeschlagene Modefirmen nach Staatshilfe rufen, lassen Terberger und Holzer nicht gelten. „Es geht nicht darum, schwache Unternehmen zu unterstützen, sondern gesunde Mittelständler“, machte Terberger klar.

Er geht davon aus, dass der Modehandel seine Läden in Deutschland in den nächsten vier bis sechs Wochen nach und nach wieder öffnen kann. „Wenn das allerdings noch drei bis vier Monate dauern sollte, haben wir ganz andere Probleme“, sagte Terberger. Denn der Onlinehandel kann den Umsatzausfall der tausenden stationären Läden nicht ausgleichen.

So waren nach Ende der ersten Schließungswoche im Modehandel die Google-Suchanfragen nach Mode-Onlineshops nicht etwa gestiegen, wie das Deutsche Modeinstitut in Köln feststellt. Stattdessen sanken die Suchanfragen bei Zalando um 29 Prozent, bei Bonprix um 37 und bei About you um 27 Prozent.

Den Liquiditätsfonds sieht die Modebranche als einen ersten wichtigen Schritt, um die Coronaprobleme der Modebranche zu lösen. „In einem zweiten Schritt müssen wir dann einen Roundtable von Modehandel und -industrie bilden“, kündigte Terberger an. Da soll es um weitere Maßnahmen in Absprache mit der Politik gehen, wie etwa zusätzliche Sonntagsöffnungszeiten, um die drastische Umsatzdelle wegen Corona aufzufangen.

In Deutschland hängen nach Schätzungen von Experten insgesamt rund zwei Millionen Arbeitsplätze bei 5000 Unternehmen von der Modebranche ab.

Mehr: Onlinehandel ist auch in der Coronakrise kein Selbstläufer.

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