Eigentümer Maersk Hamburg Süd holt die deutsche Flagge ein

Der größte deutsche Seehafen soll für die Reederei wichtig bleiben.
Hamburg Søren Toft hat gute Erinnerungen an seine Zeit in Hamburg. „Ich habe in der Stadt gewohnt. Das war eine schöne Zeit – auch weil es vor der Schifffahrtskrise war.“ Künftig ist der Manager wieder häufiger in der Hafenstadt. Sein Job als operativer Chef der weltgrößten Reederei Maersk Line ist es, den Zukauf Hamburg Süd zu integrieren.
Die Reederei ist das wohl prominenteste Opfer der Schifffahrtkrise in Deutschland: Hamburg Süd, von der Familie Oetker nach dem Zweiten Weltkrieg steuergünstig aufgebaut, gehört seit sechs Wochen zum dänischen Weltmarktführer. Immer deutlicher wird: Der Konzern will das Unternehmen eng an die Zentrale in Kopenhagen binden. Mittelfristig sind Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet. Das könnte auch Auswirkungen auf den Hamburger Hafen haben.
Jahrzehnte lag die Reederei mit weltweit 6300 Mitarbeitern im vermeintlich sicheren Hafen der Oetker-Familie. Doch im vergangenen Jahr verkaufte die zerstrittene Dynastie das riskante Geschäft mit den Schiffen für 3,7 Milliarden Euro. Der Schritt kam für viele Mitarbeiter überraschend: Schließlich hatten Oetkers gerade erst den denkmalgeschützten Konzernsitz in Hamburg aufwendig renovieren lassen. Wie es langfristig in Hamburg weitergeht, ist unklar.
„Bisher gab es noch keine riesigen Änderungen, aber 2018 werden wir Hamburg-Süd in das Maersk-Netzwerk integrieren“, sagte Toft am Mittwoch beim Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Zunächst soll die Marke Hamburg Süd weiterhin getrennt von Maersk am Markt auftreten, Verwaltungsaufgaben wie Einkauf, Netzwerkplanung und Equipment sollen aber möglichst schnell zusammengeführt werden. Geplante Spareffekte bis Ende 2019: 350 bis 400 Millionen Euro jährlich.
„Operative Bereiche werden zusammengelegt, kommerzielle Bereiche bleiben separat. Aber ich kann nicht sagen, was in fünf bis sieben Jahren sein wird“, sagte Toft. „Es geht aber nicht alles nach Kopenhagen. Wir werden Teile der Hauptabteilungen in Hamburg lassen und bieten Mitarbeitern – wenn es möglich ist – Arbeitsplätze in Hamburg an, in den nächsten Jahren aber auch an anderen Standorten.“ Zunächst ist der Abbau von 112 der gut 1000 Arbeitsplätze in der Zentrale angekündigt. Eine schleichende weitere Abwanderung nicht ausgeschlossen.
Wie genau die Marke Hamburg Süd künftig positioniert sein soll, ist noch nicht komplett ausgefeilt. Klar ist, dass die Reederei nicht die Hauptmarke für Südamerika-Verkehre werden soll. Toft betonte, Maersk sei bei Verbindungen zwischen Nord- und Südhalbkugel bereits vor der Übernahme größer gewesen als Hamburg Süd. Die neue Konzernmarke soll vielmehr Kunden binden, die Hamburg Süd bislang schon schätzen. Dafür könnte die Marke auch auf neue Routen ausgedehnt werden, soll aber bestehenden Konzernmarken möglichst wenig Konkurrenz machen. Jedenfalls werde die Maersk-eigene Containerproduktion in China demnächst auch die ersten roten Hamburg-Süd-Container lackieren, kündigte Toft an.
Zunächst will Toft die neuen Schiffe integrieren. „Es dauert ein Jahr, die Fahrpläne völlig zusammenzulegen. Hamburg Süd muss dafür erst aus bestehenden Vereinbarungen aussteigen. Das dauert bis Ende 2018.“ Toft hat seine gesamte Karriere bei dem größten Schwergewicht der Kopenhagener Börse verbracht. 1994 fing er als Trainee bei dem Konzern an, dessen größter Aktionär die dänische Familie Möller ist. Unter anderem war er in den 2000er-Jahren Landeschef in Deutschland.
Bereits angekündigt sind Änderungen mit hohem Symbolwert: An den 189 roten Hamburg-Süd-Schiffen wird die deutsche Flagge verschwinden. Stattdessen fahren die Schiffe künftig – wie die ganze Maersk-Flotte – unter Flagge von Dänemark oder Singapur. Auf die 1400 Seefahrer habe das jedoch etwa bei der Bezahlung keine direkten Auswirkungen, sagte Toft. Zudem kündigte Maersk direkt nach der Übernahme an, die traditionsreiche Mitnahme von Passagieren so schnell wie möglich zu beenden.
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