Elektronikhändler Ceconomy beschließt weitere Verschärfung des Sparprogramms

Die organisatorischen Strukturen des Händlers sollen deutlich gestrafft werden.
Düsseldorf Der Aufsichtsrat des Elektronikhändlers Ceconomy hat ein weitreichendes Umbaukonzept für das Unternehmen verabschiedet. Dafür wird konzernweit eine einheitliche Organisationsstruktur eingeführt. Im Zuge dieses Umbaus sollen 3500 Vollzeitstellen wegfallen, die meisten davon im europäischen Ausland.
Vorstandschef Bernhard Düttmann sprach von einer „agilen Aufstellung mit zentralen Steuerungsfunktionen“, die sich in Deutschland in der Coronakrise als äußerst wirksam und erfolgreich erwiesen habe. Sie solle nun konzernweit verankert werden.
Ziel ist es, mit den Maßnahmen nachhaltige Einsparungen von knapp über 100 Millionen Euro pro Jahr zu erzielen, die mehrheitlich ab dem Geschäftsjahr 2022/23 wirksam werden sollen. Die Aufwendungen für die Umsetzung der Maßnahmen werden sich voraussichtlich auf insgesamt circa 180 Millionen Euro belaufen, wovon ein signifikanter Teil noch im laufenden Geschäftsjahr 2019/20 erwartet wird.
Verbunden mit dem Programm ist auch die Ausdünnung des Filialnetzes. Bereits beschlossen ist, dass 14 defizitäre Märkte schließen. Es können aber in den kommenden Monaten noch weitere Märkte hinzukommen. Das Unternehmen hat unter den Marken Media Markt und Saturn rund 1000 Märkte in Europa.
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Entscheidend ist, dass auch die Familie Kellerhals, die 22 Prozent an der operativen Gesellschaft Media-Saturn-Holding hält, den Maßnahmen bereits zugestimmt hat. Der Minderheitseigner verfügt über weitreichende Vetorechte und hat diese in der Vergangenheit häufig genutzt, um Veränderungen in der Organisation zu blockieren.
Umsatzeinbruch durch die Coronakrise
Die Gewerkschaft Verdi hatte die Pläne bereits scharf kritisiert: „Kürzungen und Personalabbau sind Zeugnis von Managementversagen und haben noch nie Unternehmen gerettet“, hatte ihr Bundesfachgruppenleiter Handel, Orhan Akman, gesagt.
Ceconomy erholt sich erst langsam vom dramatischen Umsatzeinbruch durch die Geschäftsschließungen infolge der Pandemie. So stürzte der Umsatz im April um 43 Prozent ab, die Ausfälle im stationären Geschäft konnten nur teilweise durch den E-Commerce kompensiert werden.
Zwar kam im Mai und Juni das Geschäft wieder deutlich zurück. Trotzdem blieb unter dem Strich im dritten Quartal, das am 30. Juni endete, ein währungsbereinigtes Umsatzminus von 8,4 Prozent.
Überschattet wird der schwierige Umbau des Konzerns von der Unklarheit, wer das Unternehmen künftig führen wird. Denn CEO Düttmann, der zuvor im Aufsichtsrat saß, ist nur interimistisch an die Spitze berufen worden. Sein Vertrag läuft Ende September aus.
Düttmann hatte mehrfach angedeutet, dass er sich eine Verlängerung des Vertrags vorstellen könnte. Doch noch gibt es dafür keine Signale aus dem Gesellschafterkreis. Bisher scheinen die strategischen Maßnahmen des Managements den Aufsichtsrat eher nicht zu überzeugen.
Schon Düttmanns Vorgänger Jörn Werner hatte dem Konzern einen drastischen Umbau verordnet, verbunden mit einer Sparwelle. Lange Jahre hatten die Töchter Media Markt und Saturn nebeneinanderher gewirtschaftet, eine zentrale Führung gab es kaum. Das führte zu Ineffizienzen. Auch war das üppige Filialnetz angesichts der zunehmenden Bedeutung des Onlinehandels nicht mehr zeitgemäß.
Werner verschlankte die Organisation, baute Doppelfunktionen ab und strich Hunderte Stellen in der Verwaltung. Doch letztlich konnte er sich mit seinen Vorstellungen nicht durchsetzen und musste im Oktober 2019 nach nur einem guten halben Jahr im Amt gehen.
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