Flugbranche Tod des Großaktionärs Thiele verunsichert Lufthansa-Anleger nur kurz

Noch ist völlig unklar, ob und welche Folgen der Tod des Großaktionärs Heinz Hermann Thiele für die Airline-Gruppe haben wird.
Frankfurt Es ist wohl die zuweilen bittere Nüchternheit der Kapitalmärkte: Die Nachricht vom Tod des Lufthansa-Großaktionärs Heinz Hermann Thiele bewegte die Investoren am Mittwoch kaum. Nur am Morgen notierte das Lufthansa-Papier kurz im Minus, schon gegen Mittag kletterte die Aktie wieder ins Plus.
Die Aussicht, dass wegen der Corona-Impfungen vielleicht bald wieder gereist werden kann, überlagerte die traurige Mitteilung der Familie Thiele. Auch Analysten sahen offensichtlich keinen Anlass, ihre Einschätzung zu revidieren. Neue Kommentare wurden nicht verfasst.
Lufthansa selbst hielt sich bei dem Thema bedeckt. „Im Namen der Lufthansa Group möchten wir unsere aufrichtige Anteilnahme zum Tod von Heinz Hermann Thiele aussprechen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie“, erklärte der Konzern – allerdings lediglich in seinem Intranet. Thiele sei als Unternehmer und Investor eine bekannte Persönlichkeit der deutschen Wirtschaft, heißt es weiter.
Thiele war nicht nur mit über zwölf Prozent der Lufthansa-Aktien der zweitgrößte Anteilseigner hinter dem Bund. Thiele galt auch als ausgesprochener Fan der Lufthansa und war als Unternehmer wichtiger Stammkunde der Premiumangebote der First Class.
In der Belegschaft der „Hansa“ wurde über die traurige Nachricht und mögliche Folgen intensiv diskutiert. Bereits kurz nach Bekanntwerden am Dienstagabend hätte die Debatte etwa in den Digitalforen des fliegenden Personals begonnen, berichten Lufthanseaten.
Vor allem die Frage, was nun mit den Anteilen, die Thiele an Lufthansa hält, werden wird, dominierte. Bleiben die Erben der „Hansa“ treu? Werden die Anteile verkauft? Wer könnte Interesse haben?
Mitarbeiter der Lufthansa sind verunsichert
Fragen, auf die es derzeit keine Antworten gibt. Gekauft hat die Aktien die KB Holding, Thieles Holdinggesellschaft. Vermutlich werden die Aktien vererbt. Was die Erben dann damit machen werden, weiß noch keiner.
Spekuliert wird in Mitarbeiterkreisen zum Beispiel, ob die Aktien verkauft werden könnten, um damit die fällige Erbschaftssteuer zu begleichen. Vielleicht würde sich ein Ankerinvestor melden, der die Aktien übernehmen wolle? Möglicherweise bliebe aber auch alles beim Alten?
Thiele hatte im vergangenen Frühjahr die ersten Anteile von Lufthansa gekauft und dann während der langen Debatte über die Finanzhilfen des Staates für die „Hansa“ aufgestockt. Er äußerte deutliche Kritik am Staatseinstieg, drohte sogar mit einer Blockade auf der alles entscheidenden Hauptversammlung. Am Ende stimmte er dem Rettungspaket zu.
Danach hatte er sich nur noch vereinzelt zu Wort gemeldet. So hatte Thiele vor einigen Monaten die Bundesregierung dazu aufgefordert, sich als Moderator in die schwierigen Gespräche zwischen Management und Gewerkschaften über ein nachhaltiges Sanierungskonzept einzuschalten. Der Aufruf verpuffte, bisher gibt es zwischen Lufthansa und den Arbeitnehmervertretungen lediglich befristete Krisentarifverträge, keine grundsätzlich neuen Abkommen.
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