Autohersteller VW-Aufsichtsrat nimmt Vorstandschef Diess in die Pflicht

Als Vertreter der Großaktionäre sprachen Wolfgang Porsche und Michel Piech dem VW-Chef das Vertrauen aus.
Frankfurt Bei aller Aufregung um seine berufliche Zukunft ließ sich VW-Chef Herbert Diess nichts anmerken. Mit einem freundlichen Lächeln betrat er Donnerstagnachmittag den Sitzungssaal in der Wolfsburger VW-Zentrale, in dem sich die Aufsichtsräte des Autobauers versammelt hatten. Das berichteten Beteiligte im Anschluss dem Handelsblatt.
Im Vorfeld war Diess in den Medien hart kritisiert worden, weil die wichtigen Modelle Golf 8 und ID.3 massive Probleme haben. Zum erwarteten Showdown kam es nicht. „Über einen Rauswurf von Diess wurde nicht eine Sekunde gesprochen“, sagten mehrere Personen, die bei der Sitzung anwesend waren.
Diess sei daher auch in der Sitzung ruhig und gelassen geblieben. Dabei hätte er durchaus Anlass zur Sorge. Denn bei dem Treffen wurde intensiv über die Mängel beim neuen Golf und dem Elektrofahrzeug ID.3 geredet. Nie habe es in der Produktion eines Golf so viele Probleme gegeben wie aktuell, klagte ein Aufsichtsrat. Auch der ID.3 habe so viele Mängel, dass eine ernste Belastung zu befürchten sei.
Diess selbst sieht den Kreisen zufolge die Schuld nicht bei sich. Für die jeweiligen Produktionsanläufen seien andere Manager zuständig, soll er erklärt haben. Die Schuld liege bei diesen Führungskräften und nicht bei ihm.
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Diese Erklärung hätten die Aufsichtsräte nicht akzeptiert. Als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns trage er für diese wichtigen Themen letztendlich die Verantwortung, wie es im Anschluss an die Sitzung hieß.
Als Vertreter der Großaktionäre sprachen Wolfgang Porsche und Michel Piech dem VW-Chef das Vertrauen aus. Die Familie stehe hinter Diess, erklärte ein Sprecher des Familien-Clans. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der als Vertreter Niedersachsens im Aufsichtsrat sitzt, sagte: „Das Land wird Herrn Diess auch künftig aktiv in seiner Arbeit unterstützen. Das gilt ausdrücklich auch für mich persönlich.“
Auch wenn eine Demission des seit zwei Jahren amtierenden Konzernchefs kein Thema war, gesichert ist die Position des 61-Jährigen nicht. Diess werde nun liefern müssen, hieß es im Umfeld des Aufsichtsrats. Sollte es weiterhin massive Probleme bei den wichtigen Modellen geben, dann werde über dessen Zukunft an der VW-Spitze noch geredet werden müssen.
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