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Chemiekonzern BASF vervielfacht Gewinn – und erhöht Jahresziele erneut

Kräftige Absatzsteigerungen und hohe Margen im Grundchemie- und Kunststoffgeschäft sorgen für einen weiteren Ertragssprung im dritten Quartal. Aber nicht alle Sparten liefen befriedigend.
27.10.2021 Update: 27.10.2021 - 13:04 Uhr Kommentieren
Im Vorjahr hatte beim Gewinn noch wegen Abschreibungen ein Verlust von gut 2,1 Milliarden Euro gestanden. Quelle: dpa
BASF

Im Vorjahr hatte beim Gewinn noch wegen Abschreibungen ein Verlust von gut 2,1 Milliarden Euro gestanden.

(Foto: dpa)

Frankfurt Der Chemiekonzern BASF hat nach einem insgesamt starken dritten Quartal seine Prognose für 2021 zum dritten Mal angehoben. BASF zeigt in einigen Teilsegmenten aber auch Schwächen und bereitet seine Investoren darauf vor, dass sich das Wachstum abflacht und sich die Margen normalisieren.

„Wir sind optimistisch, dass wir das Jahr schwungvoll zum Abschluss bringen, auch wenn die Dynamik etwas nachlässt“, sagte BASF-Chef Martin Brudermüller bei Vorlage des Quartalsberichts. Das extrem hohe Wachstum der vergangenen Monate komme etwas runter. Allerdings habe man auch keine Indikation, dass von den Kunden weniger bestellt werde. Abgesehen von der Autoindustrie, die von Engpässen bei Mikrochips gebremst werde, bewege sich der Auftragsbestand auf einem konstant sehr hohen Niveau.

Die Aussichten für 2021 haben sich in diesem Umfeld für den Chemiekonzern alles in allem noch weiter verbessert. Trotz einer leichten Abschwächung der Konjunkturdynamik geht BASF nun davon aus, seinen Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen auf 7,5 bis acht Milliarden Euro und den Umsatz auf 76 bis 78 Milliarden Euro zu steigern.

Der Betriebsgewinn dürfte damit um eine halbe Milliarde Euro, der Umsatz um rund zwei Milliarden Euro höher ausfallen als bisher angenommen. Gegenüber den schwachen Vorjahreswerten entspricht die neue Prognose einer Umsatzsteigerung von knapp einem Drittel und einer Ergebnisverbesserung um 110 bis 125 Prozent. Insgesamt steuert die BASF damit auf ein Ertragsniveau zu, das man zuletzt Anfang des vergangenen Jahrzehnts erreicht hatte.

Für das dritte Quartal weist der Konzern eine Umsatzsteigerung um 42 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro und eine Verdreifachung des bereinigten Ebits auf knapp 1,9 Milliarden Euro aus. Dazu beigetragen haben Preissteigerungen von 36 Prozent und ein Absatzwachstum in Höhe von sechs Prozent.

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In den ersten drei Quartalen legte der Umsatz der BASF damit um 36 Prozent auf 58,8 Milliarden Euro zu, während sich das bereinigte Ebit um 167 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro verbesserte.

Der Nettogewinn stieg auf 4,6 Milliarden Euro gegenüber einem Verlust von 2,1 Milliarden Euro im Vorjahr, als die BASF pandemiebedingt starke Einbußen verkraften musste und die Zahlen zudem durch Wertberichtigungen auf verschiedene Assets belastet waren.

Im laufenden Jahr kamen dem Konzern vor allem massiv steigende Absatzmengen, Preise und Margen im Geschäft mit Basischemikalien und Kunststoffen zugute. Hier hat sich die positive Ertragsentwicklung im dritten Quartal zum Teil sogar noch beschleunigt.

BASF-Aktie profitiert nicht von den starken Zahlen

Anleger und Analysten zeigten sich dennoch relativ unbeeindruckt von den Zahlen. Die BASF-Aktie notierte am Mittwochvormittag mit Werten von um die 63 Euro leicht im Minus – und damit weiterhin mehr als ein Viertel unter den bisherigen Höchstwerten aus den Jahren 2015 und 2017.

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Insgesamt wird die Performance des Chemieriesen aktuell von einem relativ starken Gefälle innerhalb des Konzerns geprägt. Dem stürmischen Ertragswachstum im Basischemie- und Kunststoffgeschäft stehen zum Teil rückläufige und damit überwiegend enttäuschende Erträge im sogenannten Downstream-Geschäft mit höher veredelten Chemieprodukten gegenüber.

Im Konzernsegment Chemicals, das die Geschäfte mit Petrochemikalien und anderen Chemiezwischenprodukten umfasst, hat sich der Betriebsgewinn in den ersten neun Monaten verzehnfacht und allein im dritten Quartal von 46 auf 850 Millionen Euro erhöht. Die Erträge im Kunststoffgeschäft legten in den ersten neun Monaten von 346 Millionen Euro auf mehr als zwei Milliarden Euro zu. Den sehr starken Anstieg der Rohstoffkosten, darunter insbesondere auch bei Erdgas, hat der Konzern in diesem Bereich damit gut verkraftet.

Anders sieht es in den nachgelagerten Sparten aus: Im Geschäft mit Ernährungs- und Pflegevorprodukten sowie in der Agrochemiesparte etwa verbuchte der Konzern Ertragseinbußen. Hier schlugen höhere Energie-, Rohstoff- und Logistikkosten wesentlich stärker durch.

Die Sparte Nutrition & Care (Ernährungs- und Pflegevorprodukte) wurde zudem durch Produktionsprobleme in einer neuen Anlage für Vitamin A gebremst. Mit 460 Millionen Euro lag das operative Ergebnis in den ersten drei Quartalen hier um 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Auch im Agrochemiegeschäft, dessen Ebit um 17 Prozent schrumpfte, schlugen sich höhere Rohstoffkosten negativ nieder. Zudem wurde die Sparte durch Einschränkungen in der Lieferkette stark beeinträchtigt.

Niedrige Nachfrage aus der Autoindustrie

Eine Herausforderung für diese Sparten besteht nach den Worten Brudermüllers vor allem auch darin, dass man hier – anders als bei Basischemikalien – die Preissteigerungen im Rohstoffbereich bisher noch nicht voll weitergeben konnte. Der BASF-Chef setzt darauf, dass man das mit einer gewissen Zeitverzögerung im nächsten Jahr nachholen kann. „Wir sehen da keine Strukturprobleme bei Nutrition & Health“, meinte Brudermüller. Er rechnet insgesamt mit einer gewissen Angleichung der Margen, das heißt einer Normalisierung in der Petrochemie und einer Verbesserung in den anderen Sparten. Insgesamt bestehe weiterhin eine solide Nachfrage auf hohem Niveau.

Eine Ausnahme ist aus seiner Sicht lediglich die unerwartet niedrige Nachfrage aus der Automobilindustrie, die das BASF-Geschäft mit Oberflächenmaterialien (Lacke, Katalysatoren) im dritten Quartal spürbar bremste und zu einem Gewinnrückgang führte. Daran wird sich nach Einschätzung von Brudermüller vorerst wenig ändern. Man schließe nicht aus, dass die globale Autoproduktion 2021 nahezu auf dem niedrigen Vorjahresniveau liegen werde und der globale Chipmangel zumindest in der ersten Hälfte des Jahres 2022 anhalten werde.

Die unerwartet schwache Autoproduktion sieht Brudermüller auch als Hauptgrund für einen leichten Absatzrückgang im dritten Quartal in China, wo die BASF mit eigenen Werken sehr stark engagiert ist. Darüber hinaus spielten auch temporäre Stromabschaltungen in einigen Provinzen Chinas eine Rolle.

Brudermüller wertet die Konjunkturabkühlung in China als Normalisierung nach den sehr hohen Wachstumsraten der Vorquartale und damit als eher temporäre Erscheinung. „Wir sind nicht beunruhigt, dass sich die Fundamentaldaten ändern werden“, sagte er.

Besseres Umfeld für Wintershall-IPO

Der Gaspreis-Anstieg hat bei der BASF nach Aussage von Finanzchef Hans-Ulrich Engel in den ersten neun Monaten 2021 zusätzliche Kosten von insgesamt 600 Millionen Euro verursacht und zu einer Drosselung der Ammoniak-Produktion geführt. Man rechne nach den jüngsten Preiserhöhungen am Spotmarkt mit einer weiteren Kostenbelastung im vierten Quartal, gehe aber nicht davon aus, dass sich der Gaspreis noch weiter erhöhe.

Einen gewissen Ausgleich für die steigenden Gaspreise bietet die weiter bestehende Beteiligung am Öl- und Gasproduzenten Wintershall Dea, dessen Reingewinn sich im dritten Quartal auf 234 Millionen Euro verdreifachte. BASF hält einen Anteil von knapp 73 Prozent an dem Unternehmen und verfolgt weiterhin das strategische Ziel, Wintershall Dea an die Börse zu bringen. Zum Zeitplan wollte sich Engel nicht äußern. „Wir werden eine entsprechende Ankündigung erst machen, wenn wir so weit sind. Das Preisumfeld hat sich auf jeden Fall verbessert.“

Die Wintershall-Erträge fließen schon seit zwei Jahren nur noch in das Beteiligungsergebnis der BASF ein und spielen insofern keine Rolle mehr für die operative Performance. Eine Trennung von dem Engagement könnte indessen das Finanzprofil des Chemiekonzerns stark verbessern. Chemieexperte Markus Mayer von der Baader Bank zum Beispiel schätzt, dass der Konzern für seinen Anteil an Wintershall Dea eine Bewertung von zwölf Milliarden Euro erzielen kann.

Damit wiederum könnte BASF die Nettoverschuldung von derzeit 16,7 Milliarden Euro stark reduzieren und neuen Spielraum für strategische Zukäufe im Chemiebereich bekommen.

Mehr: BASF gewinnt weiteren chinesischen Batteriehersteller als Partner

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