Pharmabranche GSK setzt trotz Rückschlag bei der Impfstoff-Entwicklung weiter auf Curevac

Der Pharmakonzern GSK ist drittgrößter Einzelaktionär von Curevac.
Frankfurt Der britische Pharmakonzern Glaxo-Smithkline setzt weiter auf die mRNA-Technologie der Tübinger Firma Curevac. Das machten Manager des Pharmariesen auf einem Investorentag am Mittwoch deutlich.
Sie sehen ungeachtet der schwachen Zwischenresultate, die Curveac in der vergangenen Woche für seinen Covid-Impfstoff präsentierte, offenbar weiterhin Potenzial für die Technologie des Tübinger Unternehmens. Die Impfstoffprojekte, die GSK in Kooperation mit Curevac entwickelt, werden von dem britischen Konzern weiter als Teil der längerfristigen Forschungspipeline dargestellt.
„Wir gehen davon aus, dass wir zwei Produkte aus der Allianz mit Curevac in den nächsten zwölf Monaten in die klinischen Tests bringen“, sagte GSK-Forschungschef Hal Barron auf der Analystenveranstaltung. Sein Unternehmen sieht er dank der Curevac-Allianz und eigener Investitionen gut positioniert, um 2022 eine führende Rolle in der Entwicklung von mRNA-Vakzinen zu spielen. „mRNA ist eine wichtige Technologie in unserer Pipeline“, sagte Barron.
Die GSK-Aussagen sind ein wichtiges Signal für das Tübinger Biotechunternehmen, bei dem die enttäuschenden klinischen Daten aus der Covid-Studie für einige Unsicherheit sorgten. In einer großen Studie mit rund 40.000 Teilnehmern zeigte der Impfstoffkandidat CVnCoV von Curevac nur eine Wirksamkeit von 47 Prozent – und damit deutlich schlechtere Daten als die bereits zugelassenen mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna.
Das wiederum weckte bei manchen Beobachtern Zweifel, ob der Curevac-Impfstoff überhaupt noch eine Chance auf eine Zulassung hat und inwieweit GSK als wichtigster Impfstoffpartner von Curevac die gemeinsamen Projekte weiterverfolgen würde.
GSK ist zwar an der Entwicklung von CVnCoV nicht beteiligt, Partner für dieses Produkt ist vielmehr Bayer. Der britische Konzern hat sich allerdings mit Curevac verbündet, um einen Covid-Impfstoff der zweiten Generation zu entwickeln.
Dieser soll im dritten Quartal in die klinischen Tests gehen. Barron verwies jetzt ebenso wie zuvor bereits Curevac auf gute präklinische Daten für den neuen Impfstoffkandidaten. Im Versuch mit Affen erzeugte der mRNA-Impfstoff eine zehnfach höhere Antikörper-Konzentration als der erste Covid-Impfstoff von Curevac. „Das ist klar sehr ermutigend“, sagte Barron.
Curevac-Gründer zieht AR-Kandidatur zurück
Neben der Zusammenarbeit im Bereich Covid hat GSK im vergangenen Jahr bereits eine Allianz mit Curevac für die Entwicklung neuartiger mRNA-Impfstoffe gegen andere Infektionskrankheiten und für die Erforschung von neuartigen protein-basierten Therapien vereinbart. Im Rahmen dieser Allianz will GSK unter anderem einen neuartigen Grippe-Impfstoff entwickeln. Er könnte nach Plänen des GSK-Managements Mitte des Jahrzehnts zulassungsreif sein.
Im Zuge der 2020 vereinbarten Allianz hatte GSK knapp 15 Millionen Curevac-Aktien für 150 Millionen Euro erworben. Der Konzern hält damit einen Anteil von rund acht Prozent an Curevac und ist drittgrößter Einzelaktionär nach der Dievini Hopp Biotech-Holding von Hauptfinancier Dietmar Hopp (mit 49 Prozent Anteil) und der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW mit 16 Prozent).
Die Curevac-Aktie hatte als Reaktion auf die schwachen Testresultate in der vergangenen Woche fast 40 Prozent an Wert verloren. Am Mittwochnachmittag lag sie mit 47 Euro gut drei Prozent im Minus. Investoren dürften dabei auch auf die Nachricht reagiert haben, dass der Mitgründer und frühere Firmenchef Ingmar Hoerr einen Tag vor der HV seine Kandidatur für den Aufsichtsrat überraschend aus gesundheitlichen Gründen zurückzog.
Insgesamt liegen sowohl Curevac als auch GSK im Covid-Impfstoffgeschäft weit abgeschlagen hinter Firmen wie Biontech/Pfizer und Moderna, die auf zweistellige Milliardenerlöse mit ihren Covid-Vakzinen zusteuern. Zusammen mit dem französischen Unternehmen Sanofi arbeitet GSK auch an einem protein-basierten Impfstoff gegen Covid. Dieses Produkt hatte sich nach schwachen Phase-2-Daten aber ebenfalls stark verzögert.
Curevac erwartet unterdessen die abschließenden Daten für die Studie mit CVnCoV in den nächsten zwei bis drei Wochen und will dann mit der europäischen Arzneimittelagentur Ema klären, inwieweit eine Zulassung möglich ist.
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