Streit um Grippemittel Tamiflu: Arznei für den Abfluss
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Streit um Grippemittel TamifluArznei für den Abfluss
Tamiflu galt als Mittel gegen Grippe-Pandemien. Länder auf der ganzen Welt deckten sich mit dem Medikament ein. Doch jetzt kommt heraus: Der Wirkstoff hält nicht das, was der Hersteller versprochen hat.
Düsseldorf Tamiflu sollte die Welt vor Pandemien retten: 96 Länder deckten sich mit dem Medikament ein, um die Ausbreitung von Grippewellen einzudämmen. Bis heute ist das Mittel vielerorts einsatzbereit, auch in Deutschland. Doch die Welt retten, das kann Tamiflu offenbar gar nicht.
Zu dieser Erkenntnis kommen das Wissenschaftler-Netzwerk Cochrane in einer aktuellen Studie. Demnach ist der Wirkstoff Oseltamivir nicht annähernd so effektiv wie vom Pharmahersteller Roche versprochen. Ähnliches gilt auch für das Medikament Relenza, das Konkurrent GlaxoSmithKline (GSK) verkauft. Brisant: Für diese beiden Pharmamittel haben Regierungen auf der ganzen Welt Milliarden ausgegeben – und können nun kaum noch etwas damit anfangen. Für die Pharmakonzerne ist die Erkenntnis ein Desaster.
Die echte Grippe, nicht zu verwechseln mit dem grippalen Infekt, kann für ältere und kranke Menschen sowie Schwangere gefährlich werden. Weil sie das Abwehrsystem schwächt, wird der Körper für schwere Infektionen anfälliger. Jedes Jahr sterben allein in Deutschland Tausende Menschen an den Folgen.
Die größten Pharmakonzerne nach Jahresumsatz
Teva (Israel) 20,3 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +/- 0 %
Pharma-Umsätze im Jahr 2013, Quelle: Unternehmen
Eli Lilly (USA) 21,0 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +1,9 %
Astra-Zeneca (Großbritannien) 25,7 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -8,1 %
Johnson & Johnson (USA) 28,1 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +10,9 %
Glaxo Smith Kline (Großbritannien) 33,5 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -1,3 %
Sanofi (Frankreich) 37,1 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -2,9 %
Merck (USA) 37,4 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -7,8 %
Roche (Schweiz) 39,0 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +3,9 %
Novartis (Schweiz) 47,5 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +1,6 %
Pfizer (USA) 47,9 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -6,5 %
Tamiflu versprach Abhilfe: Der Konzern Roche stellte den Regierungen in Aussicht, das Medikament könne unter anderem die Zahl der Krankenhausaufenthalte durch Grippeinfektionen sowie die Zahl ernsthafter Komplikationen verringern. Es soll ein Hauptgrund dafür gewesen sein, dass sich überhaupt so viele Länder für das Medikament Tamiflu entschieden haben.
Die Studie, publiziert im British Medical Journal (BMJ), zeigt nun, dass die bisherigen Annahmen zu Tamiflu den Fakten nicht standhalten. Demnach wurden der Nutzen über- und die Risiken unterbewertet. Zwar verringert das Medikament die Zeit, in der Symptome auftreten um knapp 17 Stunden. Die Autoren rund um den Wissenschaftler Tom Jefferson haben aber keine eindeutigen Belege dafür gefunden, dass das Arzneimittel die Risiken von Grippewellen verringern kann.
So könne nicht nachgewiesen werden, dass der Wirkstoff die Ausbreitung der Grippe stoppe, heißt es in der Studie. Auch Beweise dafür, dass Tamiflu Lungenentzündungen hemmt oder zu weniger Krankenhausaufenthalten führt, haben die Forscher nicht gefunden. Stattdessen habe das Medikament stärkere Nebenwirkungen als bisher angenommen: Die Risiken für psychische Störungen sowie Kopfschmerzen steigen nach Angaben der Autoren durch die Einnahme des Medikaments.
3 Kommentare zu "Streit um Grippemittel Tamiflu: Arznei für den Abfluss"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
locked...
Politiker und Lobbyisten sind unter einer Decke. Die Politiker erhalten viel Geld von der Pharma und sind so die lange Hand derer. Die Menschen sind die Dummen, die alles bezahlen dürfen. Es ist an der Zeit, dass dieses Geld zurück gegeben wird für Bildung, Schulhäuser, Aufklärung etc.
locked...
Politiker haben keine Schaden verursacht. Hier hat ganz klar die Pharmaindustrie gelogen. Konsequenz: Rückabwicklung und Schadenersatz.
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Ich fordere seit JAHREN, das Politiker den Schaden den sie verursachen, aus ihrem Privatvermögen bezahlen müssen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Politiker und Lobbyisten sind unter einer Decke. Die Politiker erhalten viel Geld von der Pharma und sind so die lange Hand derer.
Die Menschen sind die Dummen, die alles bezahlen dürfen. Es ist an der Zeit, dass dieses Geld zurück gegeben wird für Bildung, Schulhäuser, Aufklärung etc.
Politiker haben keine Schaden verursacht. Hier hat ganz klar die Pharmaindustrie gelogen. Konsequenz: Rückabwicklung und Schadenersatz.
Ich fordere seit JAHREN, das Politiker den Schaden den sie verursachen, aus ihrem Privatvermögen bezahlen müssen.
Dann hört sowas schlagartig auf...