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Umbaupläne So will der traditionelle Maschinenbauer Heideldruck digital werden

Der Verkauf von Druckmaschinen ist nicht mehr das Hauptgeschäft. Wie sich der Mittelständler wandelt und warum die Strategie aufgehen könnte.
09.04.2018 - 19:44 Uhr Kommentieren
Der Verkauf von Druckmaschinen ist nicht mehr das Hauptgeschäft. Quelle: dpa
Werkshalle von Heideldruck

Der Verkauf von Druckmaschinen ist nicht mehr das Hauptgeschäft.

(Foto: dpa)

Frankfurt Den Namen „Heideldruck“ hört Ulrich Hermann nicht so gerne. Der stehe zu sehr für die Vergangenheit von Heidelberger Druckmaschinen. „Heidelberger“ sei neutraler und damit passender. Schließlich kümmere sich der Konzern mittlerweile immer stärker um Geschäfte auch jenseits der Herstellung von Druckmaschinen.

Konzernvorstand Hermann ist der Chief Digital Officer, nennt sich selber gerne „Digitalo“. Die Position wird bei Heidelberger immer wichtiger. Die digitale Verarbeitung von Informationen ermöglicht dem Traditionsunternehmen neue Geschäftsideen – im Kerngeschäft mit Druckmaschinen, aber auch darüber hinaus. „Das mittelfristige Ziel ist es, Heidelberg zu einem digitalen Ökosystem für die industrielle Wertschöpfung zu machen“, erklärt Hermann.

Die neue Strategie hatte Rainer Hundsdörfer, Vorstandschef des Unternehmens, im Herbst vergangenen Jahres vorgestellt. Doch einen Plan für einen Umbau zu entwickeln ist das eine, ihn auszuführen etwas völlig anderes; zumal wenn das Unternehmen auf eine fast 170-jährige Tradition als klassischer Maschinenbauer zurückblickt.

„Wir sind jetzt in der Pflicht, mit dafür zu sorgen, dass der Kunde Erfolg hat. Dann erst stellt sich auch unser Erfolg ein.“
Heidelberger-Vorstand Ulrich Hermann

„Wir sind jetzt in der Pflicht, mit dafür zu sorgen, dass der Kunde Erfolg hat. Dann erst stellt sich auch unser Erfolg ein.“

Am Dienstag nun stellt sich das Management auf einem Investorentag den Fragen von Analysten. Die wollen Fortschritte und am liebsten erste Erfolge sehen. Immerhin ist der Aktienkurs seit Februar um rund 18 Prozent gestiegen. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass die Strategie aufgeht. Etwa das sogenannte Subskriptionsmodell. Dabei verkauft Heidelberg den Druckereien keine Druckmaschinen mehr, der Kunde kauft quasi eine bestimmte Auflage. Heidelberg stellt alles, von der Maschine über die Wartung bis zur Farbe, bereit. Ein Vorteil: Das Unternehmen steigert seinen Umsatz mit den sogenannten Consumables, also Verbrauchsmaterial wie Farbe oder Papier.

Aktuell hat Heidelberg in diesem Markt einen Anteil von fünf Prozent, in fünf Jahren soll er zehn Prozent betragen, was ein zusätzliches jährliches Umsatzpotenzial von 250 Millionen Euro ausmacht. Zur Einordnung: Im Geschäftsjahr 2016/17 setzte der Konzern insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro um.

Bei den Kunden kommt das neue Modell eigenen Angaben zufolge gut an. 120 Anfragen habe man bereits, mit zehn Kunden arbeite man aktuell, berichtet Hermann. Im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende März 2019) sollen weitere zehn dazukommen.

Ein machbares Ziel, denn auch die Druckereien haben Vorteile, wie Moritz J. Weig, Geschäftsführender Gesellschafter der Moritz J. Weig GmbH & Co. KG aus dem rheinland-pfälzischen Mayen, weiß. Das Unternehmen mit rund 500 Millionen Euro Jahresumsatz ist auf den Druck von Faltschachteln spezialisiert, erfindet sich aber selbst gerade neu.

„Wir wandeln uns zu einem industriellen Dienstleister“, sagt Weig. Und dafür braucht das Unternehmen jemanden, der die Routinearbeiten beim Drucken übernimmt. Und noch mehr: Heidelberg nutzt die Daten, die beim Drucken erzeugt werden, besser als bisher.

Alles wird erfasst und ausgewertet, von der Auftragsgröße über die notwendigen Vorarbeiten bis hin zur zeitlichen Planung. Das hilft wiederum Weig: „Wir wollen Lösungen erarbeiten, die unseren Kunden helfen, mit schwierigen Vorhersehbarkeiten des Marktes besser klarzukommen.“

Dass Weig dafür mehr seiner Kundendaten an Heidelberg geben muss, stört den Unternehmer nicht. „Aus unserer Sicht ist es kein Problem, dass unsere Maschinendaten gegenüber Heidelberg transparent werden“, sagt Weig – und fügt hinzu: „Ich glaube, dass sich beim Thema Digitalisierung alle öffnen müssen.“ Alleine schaffe man das nicht.

„Unsere Interessen und die des Kunden sind damit gleichgerichtet“, sagt Hermann: „Wir sind jetzt in der Pflicht, mit dafür zu sorgen, dass der Kunde Erfolg hat. Dann erst stellt sich auch unser Erfolg ein.“ Analysten loben den Ansatz. „Unsere Überzeugung ist gestiegen, dass Heidelberger bei der Transformation eines Ausrüstungslieferanten zu einem Full-Service-Anbieter für die Druckindustrie erfolgreich sein wird“, schreibt Stefan Augustin von der Equinet Bank.

Plattform für Fabrikdaten

Für die Heidelberg-Vision eines Informationsverarbeiters für industrielle Prozesse reicht das alleine allerdings längst nicht. Das weiß auch Hermann und nennt ein weiteres Zukunftsprojekt. Eine Kompetenz von Heidelberg sei das Product-Lifecycle-Management. „Wir wissen, wie von der CAD- Zeichnung bis zur Montage Informationen intelligent verarbeitet und damit Produktionsprozesse hochflexibel gestaltet werden.“

Aktuell nutzt Heideldruck dieses Wissen selbst für die Auftragsfertigung von Waren wie etwa 3D-Druckern. Aber das Know-how soll, in Software verpackt, auch anderen Unternehmen angeboten werden. Jungunternehmen, die etwa eine Produktidee haben, können diese mit der Plattform von Heidelberger besser in die Fertigung bringen.

Noch ist es bis dahin ein weiter Weg. Denn Ideen wie das Subskriptionsmodell sind noch im Versuchsstadium. Die Systemlösung steht zwar, aber die Prozesse dahinter noch nicht endgültig. „Wir beide sind hier Early Innovator, also auch noch am Lernen“, räumt Weig sein: „Aber das sind wir gerne. Das Risiko ist überschaubar und gut kalkuliert.“

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