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Augmented Reality Die virtuelle Revolution rollt

Die virtuelle Realität erobert die Fabrikhalle. Die Auswirkungen von Datenbrillen und Augmented Reality auf Industrie und Handel werden gravierend sein. Auch das nächste Google Glass ist schon in Arbeit – in Florida.
11.06.2015 - 15:27 Uhr Kommentieren

Begehbare Datenbanken - Augmented Reality

Santa Clara Es war wie ein gewaltiger Stromstoß mit dem Defibrillator: Die 2,23 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Oculus Rift durch Facebook brachte 2014 das Herz des komatösen Patienten „Augmented Reality“ wieder zum schlagen. Gestartet als 3-D-Brille für Computerspiel erklärte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg virtuelles Computing mit der Brille zur „nächsten Computer-Plattform“ nach PC und Smartphone. Und wenn Zuckerberg etwas sagt, dann hört man hin.

Im Januar der nächste Paukenschlag: Microsoft präsentiert „Hololens“, eine Brille, die die reale mit der digitalen Welt verschmilzt. Über sieben Jahre wurde in aller Stille in einem Kellerverlies, ironischerweise unter dem geschäftigen Besucherzentrum von Microsoft in Redmond, geforscht. Konzernchef Satya Nadella erklärte die Brille zur obersten Priorität. Im neuen Windows wird virtuelle Realität einen festen Platz bekommen, und 3D-Druck ist ab Werk installiert.

Und wer noch einen Beweis suchte, dass sich hier etwas Großes anbahnt, der bekam ihn Anfang Juni. Mit der hektischen Übernahme des VR-Spezialisten Metaio sprang Apple mit hängender Zunge noch schnell auf den abfahrenden Zug auf. Die Brille „Glass“ des Pioniers Google ist zwar erst einmal gescheitert. Aber in den Laboren in Mountain View wird fieberhaft an einem Nachfolger gebastelt.

Was ist passiert? Bereits in den 90er-Jahren gab es Versuche, die physische und digitale Welt zu vermischen. Doch die Ergebnisse waren niederschmetternd. Die Hardware war schwer, klobig und teuer und lieferte nur unterdurchschnittliche Leistung. Die Software hakte an allen Ecken und Enden und überforderte die eingebauten Prozessoren. Beschleunigungs- und Richtungssensoren waren zu langsam oder ungenau für eine präzise Lokalisierung.

Das sieht heute anders aus. Das Internet, die Cloud, liefert unbegrenzte Computerpower für die kleine Brille, eine Vervielfachung der Leistung der Grafikchips bei gleichzeitig geringerem Stromverbrauch sorgt auf superscharfen Tablet- oder Brillendisplays für brillante Bilder. Dank Big Data entstehen vor dem Betrachter in Sekundenbruchteilen komplexe Welten. Superschnelle Sensoren liefern in Echtzeit Daten zu Standort und Umgebung.

Die Ergebnisse des Technologiesprungs waren in dieser Woche auf der Augmented World Expo zu sehen. Jürgen Lumera von Bosch Automotive tritt mit seinem iPad vor einen Ford Focus. Die Kamera erkennt das Auto, und die Software holt sich aus dem Bordcomputer alle Informationen. Wie auf einem Röntgenbild erscheint der defekte Sensor genau da auf dem Bildschirm, wo er im echten Auto verbaut ist. Ein Klick, und das Ersatzteil wird schon mal im Lager bereitgestellt. Später bringt es vielleicht ein Roboter direkt zum Mechaniker. Dieses Ersatzteil noch nie ausgetauscht? Kein Problem. Ein Video mit den Arbeitsschritten läuft an. „Wir arbeiten an der Industrialisierung von Augmented Realität“, sagt der Director Innovation Automotive. Früher war ja alles „nett und schön“ mit diesen Brillen, aber nie konnte etwas im großen Maßstab auf ganze Branchen ausgeweitet werden. Das will Bosch ändern.

Was das bringen kann? Paul Davis vom Flugzeugbauer Boeing bleibt die Antwort nicht schuldig. In einem Pilottest bekamen Mitarbeiter eine Brille, die ihnen am Arbeitsplatz zeigte, welches Bauteil in welcher Reihenfolge wo in das Flügelsegment eines Satelliten verbaut werden musste. Das Teil blinkte einfach da auf, wo es hingehörte, wenn der Blick auf den Flügel gerichtet war. Die Ergebnisse beeindruckten das Management. Wurde die Bauanleitung am PC gelesen und dann am Arbeitsplatz umgesetzt, gab es im Schnitt acht Fehler beim ersten und vier beim zweiten Versuch. Mit einem Tablet und derselben pdf-Datei direkt neben sich am Werkstück sank die Fehlerzahl dramatisch auf eins beim ersten und eins beim zweiten Versuch. Mit der interaktiven Anleitung virtuell über dem Flügel angezeigt kam der erwünschte Durchbruch: Fehlerquote null in beiden Vergleichen

Boeing habe „90 Prozent weniger Fehler bei 30 Prozent schnellerer Fertigung“ gesehen. „Bei Flugzeugen kann schon die Beseitigung kleiner Produktionsfehler Hundertausende Dollar kosten“, so Davis mit dramatischem Blick ins Auditorium. Es geht hier um Geld, sagt der Blick. Um richtig viel Geld.

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