Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Start-up CoachHub trainiert Unternehmen per App

Yannis und Matti Niebelschütz wollen CoachHub zur weltweit führenden Personalentwicklungsplattform machen. Die Wachstumspläne sind ambitioniert.
10.01.2020 Update: 15.01.2020 - 12:01 Uhr Kommentieren
Die Gründer des Berliner Start-ups Coachub wollen Coaches und Mitarbeiter von Unternehmen zusammenbringen. Quelle: CoachHub
Yannis (l.) und Matti Niebelschütz

Die Gründer des Berliner Start-ups Coachub wollen Coaches und Mitarbeiter von Unternehmen zusammenbringen.

(Foto: CoachHub)

Düsseldorf Matti Niebelschütz wird in diesem Jahr zwei Entwicklungen besonders aufmerksam beobachten: zum einen die seiner Tochter, die im Sommer zwei Jahre alt wird. Und zum anderen die seines Berliner Start-ups, das im Sommer ebenfalls zwei Jahre alt wird. Gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Yannis Niebelschütz gründete der 34-Jährige Mitte 2018 die Plattform CoachHub.

Das Ziel ist klar formuliert: „Wir wollen einen globalen Gamechanger im Bereich des digitalen Coachings aufbauen“, sagt Matti Niebelschütz. Die Idee: CoachHub bringt Coaches und Mitarbeiter von Unternehmen zusammen. Das branchenübergreifende Angebot will es Firmen ermöglichen, ein personalisiertes Coaching-Programm für die gesamte Belegschaft zu entwickeln, unabhängig von Abteilung und Hierarchieebene.

Es seien vor allem Führungskräfte aus dem unteren und mittleren Management oder talentierte Nachwuchskräfte, sogenannte High Potentials, die das Angebot nutzten, erklärt Matti Niebelschütz. „Früher haben nur Vorstände, Spitzensportler oder Spitzenpolitiker ihren eigenen Coach gehabt“, sagt der Gründer.

Heute befinde sich die Gesellschaft in einem ständigen Wandel, und die Nachfrage nach Coaching werde weltweit immer größer. In der letzten umfassenden globalen Coaching-Studie von PwC im Auftrag des weltgrößten Coaching-Verbandes ICF wurde das Umsatzvolumen der Branche, bezogen auf das Jahr 2015, auf rund 2,1 Milliarden Euro geschätzt. Im Jahr 2011 lagen die Erlöse der Erhebung zufolge noch bei 1,7 Milliarden Euro.

Die digitale Transformation und die sich verändernde Arbeitswelt erforderten von Mitarbeitern ein immer höheres Maß an Flexibilität und Agilität, glaubt Matti Niebelschütz. „Gleichzeitig macht die Digitalisierung zum ersten Mal eine organisationsübergreifende Personalentwicklung durch individuelles Coaching auch technisch möglich.“

Konkret heißt das: Die beiden Brüder haben eine digitale Plattform mit einem globalen Trainerpool aufgebaut, der nach Unternehmensangaben aktuell mehr als 500 zertifizierte Business-Coaches aus 42 Ländern umfasst. Das Ganze funktioniert so: Zunächst füllt der zu coachende Mitarbeiter zwei kurze Fragebögen aus, bevor ihm ein Algorithmus drei Coaches vorschlägt, die besonders gut zu seinen Zielen und Vorlieben passen.

Training per App

Wenn die Chemie stimmt, startet anschließend das digitale Coaching-Programm: Der Mitarbeiter kann über die Plattform Video-Sprechstunden mit seinem Ausbilder vereinbaren, seine Fortschritte in der dazugehörigen App verfolgen und zwischendurch kleine Übungsmodule abarbeiten.

CoachHub wird von den kooperierenden Unternehmen pro Coaching-Periode und Mitarbeiter vergütet. In der IT-Branche wäre das „Software as a Service“. Die Niebelschütz-Brüder nennen ihr Geschäftsmodell leicht abgewandelt „Coaching as a Service“.

Im vergangenen Jahr haben die Seriengründer, die unter anderem auch den Onlinehändler MyParfum mit personalisierten Düften aufgezogen haben, in drei Finanzierungsrunden insgesamt 19 Millionen Euro eingesammelt. Zu den Investoren gehören Holtzbrinck Ventures, Partech, RTP Global, Speedinvest x und Signals Venture Capital.

Mit einem Teil des Geldes soll die Europa-Expansion vorangetrieben werden, die mit den Markteintritten in Frankreich, Großbritannien, Skandinavien und den Benelux-Staaten bereits im vollen Gange ist. Die Beschäftigtenzahl des Start-ups soll sich bis Mitte 2020 von derzeit 90 auf 200 mehr als verdoppeln.

„In den ersten Monaten haben wir mit unseren Mitarbeitern noch regelmäßig bei uns zu Hause im Garten gegrillt – mittlerweile wird es ein bisschen eng“, scherzt Matti Niebelschütz. Viel Geld soll laut Yannis Niebelschütz auch weiterhin in den Coach-Pool fließen, der sich bis zum Ende des Jahres auf 1000 verdoppeln soll.

„Die Coaches sind unser größter Schatz“, sagt sein Bruder Matti. Ein ganzes Team sei den ganzen Tag nur damit beschäftigt, die besten Trainer zu finden, für das Unternehmen zu gewinnen und bei Laune zu halten. Denn: „Jeder kann sich Coach nennen. Doch die, die sich am besten verkaufen, sind leider nicht immer die Besten“, sagt Matti Niebelschütz.

Sein Start-up will das Risiko für Unternehmen minimieren, an einen schlechten Business-Coach zu geraten. „Das ist einer der wichtigsten Aspekte unserer Daseinsberechtigung“, erklärt der Gründer. Entsprechend anspruchsvoll sei die Auswahl der neuen Coaches.

500 Stunden Erfahrung nötig

Zu den Qualifikationskriterien gehören nach CoachHub-Angaben eine Zertifizierung bei einem der deutschen oder europäischen Coaching-Dachverbände, mindestens sechs Jahre Erfahrung als Manager in der jeweiligen Branche und nicht weniger als 500 Stunden Coaching-Erfahrung.

Zudem könnten die Kunden jede einzelne Coaching-Session bewerten, was eine kontinuierliche Qualitätssicherung durch Schwarmintelligenz gewährleiste, erklärt Matti Niebelschütz. Die Coaches müssten ein durchschnittliches Session-Rating von mindestens 4,5 von fünf Punkten erreichen, um dauerhaft im Coach-Pool zu bleiben. Doch wie profitieren die Coaches von einer Zusammenarbeit mit CoachHub?

Matti Niebelschütz verweist auf namhafte Kunden wie den Lebensmittelkonzern Danone oder den Versicherer Generali: „Es ist für einen einzelnen Coach teilweise unmöglich, in diese großen, multinational agierenden Unternehmen reinzukommen. Man muss sich mit zahlreichen Abteilungen wie der Personalabteilung oder dem Betriebsrat abstimmen. Das ist aufwendig, und die Coaches sind dankbar, dass wir das für sie erledigen.“

Und woher weiß ein Unternehmen überhaupt, ob sich die Investition in ein Coaching-Programm gelohnt hat? Lässt sich Coaching-Erfolg messen? „Mit manchen Kunden machen wir A/B-Tests. Eine Gruppe von Mitarbeitern wird gecoacht und die andere nicht. Nach einem halben Jahr vergleichen wir dann die Arbeitsproduktivität der beiden Gruppen, die sich über Ableitungen von messbaren Faktoren wie der Fluktuationsrate oder Krankheitstagen ableiten lässt“, erklärt Matti Niebelschütz.

Die Vorstände seien schließlich auch davon überzeugt, dass sich Coaching lohne, da sie sich sonst selbst nicht coachen lassen würden. „Und diesen Effekt wollen wir auch auf die Mitarbeiter übertragen, die nicht im Vorstand sitzen“, sagt der 34-Jährige.

Zudem testen alle 90 Mitarbeiter von CoachHub ihr eigenes Produkt quasi täglich, denn jeder hat einen eigenen Coach. „Es ist interessant, was das mit uns macht“, sagt Matti Niebelschütz. „In jedem Unternehmen gibt es mal Konflikte, auch bei uns. Aber ich finde, dass diese Konflikte bei uns sehr reflektiert ausgetragen werden. Man merkt, dass im Zweifel jeder vorher mit seinem Coach darüber gesprochen hat“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Mehr: Cesar Carvalho vernetzt Personalchefs, Mitarbeiter und Fitnesscenter weltweit. Der Brasilianer will einen globalen Konzern ohne Headquarter schaffen.

Startseite
Mehr zu: Start-up - CoachHub trainiert Unternehmen per App
0 Kommentare zu "Start-up: CoachHub trainiert Unternehmen per App"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%