Gründer Coronakrise trifft Europas Start-ups weniger hart als befürchtet

65 Prozent der Start-ups sind laut einer Studie von der Krise nicht betroffen oder profitierten sogar.
Hamburg Ein Drittel der europäischen Start-ups ist von der Coronakrise beeinträchtigt – insgesamt rund 6000 junge Unternehmen. Das zeigt eine Studie der neuen Datenplattform Europeanstartups.co, die von der EU-Kommission unterstützt wird. Demnach sind im internationalen Vergleich besonders viele Start-ups in Europa in einer frühen Phase ihres Geschäfts und daher besonders anfällig.
Studienleiter Yoram Wijngaarde ist von den Ergebnissen dennoch positiv überrascht. Die Befürchtung, den meisten europäischen Start-ups werde innerhalb einiger Wochen das Geld ausgehen, treffe pauschal nicht zu. 65 Prozent der Start-ups seien von der Krise nicht betroffen oder profitierten sogar – etwa Gesundheits-Apps, Online-Lebensmittelhändler, Roboteranbieter oder Entwickler von Künstlicher Intelligenz.
„Auch die Finanzierungsrunden waren in März und April noch nicht beeinflusst“, sagt er – denn die Runden, die jetzt geschlossen werden, seien schon vor der Krise angebahnt worden. Die großen Fonds wollen sich offenbar nicht die Blöße geben, sich zurückzuziehen. Allerdings erwartet Dealroom.co-Chef Wijngaarde für Mai und Juni weniger Finanzierungsrunden. Die Bewertung der Firmen könne dabei um bis zu ein Drittel sinken. „Die Lage ist weniger dramatisch als zunächst gedacht – aber es gibt trotzdem oft kurzfristigen Hilfsbedarf.“
In der Krise habe Europa den einmaligen Vorteil eines dichten Netzes an Förderinstitutionen auf verschiedenen Ebenen, etwa der KfW in Deutschland. „Das kann Europa dabei helfen, stark aus der Krise zu kommen“, meint Wijngaarde. Allerdings sei eine große Herausforderung, falsche Förderung zu verhindern – schließlich komme der größte Teil der Start-ups sowieso nicht über die Frühphase hinaus.
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Wijngaarde unterstützt daher die Strategie vieler europäischer Staaten, darunter auch Deutschland, Start-ups in der Krise im Zusammenspiel mit den Risikokapitalgebern zu unterstützen, deren Finanzierungsrunden die Förderer aufstocken sollten.
Auch die Investoren müssten so ihren Teil zur Sicherung der Portfolio-Unternehmen beitragen. „Es ist leicht, nach Staatshilfe zu rufen. Aber darauf sollten wir nicht vertrauen“, meint Christian Figge vom Investor General Atlantic. Zur Stabilität der europäischen Szene trägt bei, dass viele Investoren noch kurz vor dem Coronavirus-Ausbruch neue Fonds geschlossen haben und nun das Geld ausgeben müssen.
Allerdings dürften sie mehr Geld für mögliche Finanzhilfen für Bestandsfirmen reservieren und damit weniger neue Deals anbahnen. Einige Investoren würden vorsichtiger, während andere gerade jetzt Chancen suchten, beobachtet Niklas Westphal von der M-&-A-Beratung GP Bullhound.
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