Das Wichtigste in Kürze
- Rürup-Produkte auf fondsorientierter Basis versprechen deutlich bessere Rente als klassische Rürup-Versicherungen.
- Wie am Aktienmarkt: Bei Rürup mit Fonds sind auch Verluste möglich.
- Unkündbar, Rente erst ab 62 und kein Kapitalwahlrecht – Rürup-Verträge sind unflexibel.
- Finanzamt erkennt viele tausend Euro an – Steuerersparnis macht Rürup besonders attraktiv.
- Gut verdienende Selbstständige können besonders von der Rürup-Rente profitieren.
Nur wenige Selbstständige sind über ein Versorgungswerk abgesichert oder in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Wenn sie privat und mit staatlicher Unterstützung für das Alter vorsorgen wollen, gibt es nur einen Weg: die Rürup-Versicherung (offiziell: Basis-Rente). Klassische Rürup-Versicherungen sparen auf Basis von festen Zinsen an. Wenn die Zinsen im Keller sind, ist die Rente zwar garantiert, aber auch sehr niedrig. Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat deshalb für das Handelsblatt Rürup-Produkte auf fondsorientierter Basis unter die Lupe genommen. Sie investieren in Aktien- oder Investmentfonds, können also von Renditen am Wertpapiermarkt profitieren.
Rürup-Rentenversicherungen im Vergleich
- Maßgeschneiderte Vergleichsanalyse für Ihre persönliche Altersvorsorge
- Vergleich von Rürup und Flexibler Privatrente
Mehr als die Hälfte der Versicherungen sind „sehr gut“
Das Ergebnis: 17 der 30 untersuchten Versicherungen wurden mit „sehr gut“ bewertet. Spitzenreiter mit 98 Punkten ist der Tarif „MeinPlan Basisrente Tarif FBRV“ der LV 1871 Lebensversicherung von 1871 a. G. München. Auf Platz 2 folgt der Tarif „Fondsgebundene BasisRentenversicherung Tarif E-BRI“ der Europa Lebensversicherung AG (98 Punkte), Platz 3 belegt mit ebenfalls 8 Punkten die „AufbauRENTEtopinvest individuelle Fondsauswahl“ der UniVersa Lebensversicherung AG.
Rürup Rente im Vergleich: Zehn Anbieter von fondsorientierten Rentenversicherungen ohne Garantie im Test
Gesellschaft & Produktname | Finanzstärke & Rating | garantierter Rentenfaktor* | mögliche Rente mit Rendite von 2 % und höchstmögliche Rente | Punkte & Note |
---|---|---|---|---|
LV 1871 Lebensversicherung von 1871 a. G. München MeinPlan Basisrente Tarif FBRV | mmm+ FFF+ | 21,56 € | 376,00 € 825,00 € | 98/100 sehr gut |
EUROPA Lebensversicherung AG Fondsgebundene BasisRentenversicherung Tarif E-BRI | mmm FFF+ | 24,14 € | 294,00 € 1.006,00 € | 98/100 sehr gut |
UniVersa Lebensversicherung AG AufbauRENTEtopinvest individuelle Fondsauswahl | mmm FFF+ | 24,48 € | 273,16 € 608,15 € | 98/100 sehr gut |
ERGO Vorsorge Lebensversicherung AG ERGO Basis-Rente Balance (Fonds) | mmm+ FFF+ | 25,13 € | 254,28 € 552,11 € | 93/100 sehr gut |
Continentale Lebensversicherung AG BasisRente Invest Tarif BRI | mm FFF+ | 24,00 € | 263,09 € 879,68 € | 92/100 sehr gut |
Gothaer Lebensversicherung AG BasisVorsorgeFonds Tarif FR22-5 | mm FFF+ | 24,18 € | 261,40 € 889,40 € | 92/100 sehr gut |
HanseMerkur Lebensversicherung AG Basis Care Invest Tarif RB | mm FFF+ | 23,19 € | 263,95 € 579,98 € | 92/100 sehr gut |
VOLKSWOHL BUND Lebensversicherung a.G. FondsBasisRente Tarife BFR | mm FFF+ | 23,85 € | 260,00 € 570,00 € | 92/100 sehr gut |
Allianz Lebensversicherungs-AG BasisRente InvestFlex Tarif BVRF1U | mmm+ FFF+ | 20,96 € | 252,72 € 549,84 € | 91/100 sehr gut |
HDI Lebensversicherung AG CleverInvest Basisrente Tarif HARFB22 | m FFF+ | 22,51 € | 260,00 € 466,00 € | 89/100 sehr gut |
Stand: Mai 2023
Musterfall: Rentenversicherungen der Ersten Schicht – Fonds
Eintrittsalter 32 Jahre, Laufzeit 35 Jahre
Beitrag 200 Euro monatlich
Todesfallmodell Ansparphase: Vertragsguthaben/Beitragsrückgewähr
Todesfallmodell Rentenphase: Rentengarantiezeit 10 Jahre
Überschusssystem Ansparphase: Fondsansammlung
Überschusssystem Rentenphase: Dynamik, klassische Verrentung
Fonds: ETF Europa/Welt
(Abweichungen möglich, falls Musterfall nicht angeboten)
* Der garantierte Rentenfaktor gibt an, welcher Betrag dem Versicherungsnehmer bei Rentenbeginn mindestens als monatliche Rente für je 10.000 Euro Vertragsguthaben garantiert wird. Wenn etwa bei Vertragsabschluss ein garantierter Rentenfaktor von 30 Euro festgelegt wurde und das Vertragsguthaben bei Rentenbeginn 100.000 Euro beträgt, dann würde sich daraus eine garantierte monatliche Mindestrente von 300 Euro ergeben (100.000 Euro / 10.000 Euro x 30 Euro).
Alle Versicherungen in der Spitzengruppe zeichnen sich durch überdurchschnittliche Bewertungen beim Produktrating und der Finanzstärke aus.
LV 1871 Lebensversicherung: Top-Tarif mit höchster Rente
Grundlage für die Bewertung waren die Leistungen für eine Person, die mit 32 Jahren beginnt, in die Versicherung einzuzahlen und mit 67 Jahren in Rente gehen will. Der monatliche Beitrag beträgt in diesem Musterfall 200 Euro. Bei einer angenommenen Wertentwicklung von nur zwei Prozent pro Jahr würde die Person beim Testsieger 376 Euro pro Monat Rente bekommen. Kein Tarif im Spitzenfeld der “sehr guten” Tarife bietet mehr.
48 Prozent weniger Rente beim Fast-Schlusslicht
Dass sich Vergleichen lohnt, zeigt das andere Ende der Tabelle aller 30 Tarife. Auf Platz 26 landete hier der Tarif „AufbauRENTEtopinvest Fondsanlage Strategiedepot“ der UniVersa Lebensversicherung AG. Er erreicht lediglich 69 Punkte und ist damit nur „befriedigend“. Auch die angenommene Rente trägt ihren Teil zu dieser schlechten Bewertung bei. Beträgt die Fonds-Rendite pro Jahr durchschnittlich zwei Prozent, beläuft sich die Rente hier schließlich auf 194,26 Euro. Das wären rund 182 Euro (rund 48 Prozent!) weniger als beim Spitzenreiter.
Rürup mit Fonds: Auch Verluste sind möglich
Die erwähnte Wertentwicklung ist immer eine Hypothese. Keiner weiß, wie sich die Aktienmärkte im Allgemeinen und die gewählten Fonds im Speziellen entwickeln. Deshalb wissen Kunden, die sich für fondsbasierte Rürup-Verträge entscheiden, auch bis zum Rentenbeginn nicht, welche Rente sie letztendlich bekommen werden. Wenn die gewählten Fonds Verluste machen, dann ist es möglich, dass die Rente deutlich niedriger ausfällt als erhofft.
Rürup-Kunden können solchen Einbußen entgegenwirken, indem sie einen Vertrag mit Beitragsgarantie wählen. Dann garantiert der Versicherer, dass ein bestimmter Anteil der eingezahlten Beiträge nicht verloren geht. Die andere Seite der Medaille: Kunden mit dieser Klausel profitieren von steigenden Kursen weniger stark als Sparer, die sich gegen eine Beitragsgarantie entschieden haben.
Starre Regeln und harte Bedingungen
Besonders flexibel sind Rürup-Verträge nicht. Damit ähneln sie der gesetzlichen Rentenversicherung. Es ist zum Beispiel nicht möglich, sich die bereits gezahlten Prämien auszahlen zu lassen. Auch eine Kündigung des Vertrages ist nicht vorgesehen, Kunden können ihn höchstens beitragsfrei stellen lassen. Die ersten Zahlungen dürfen frühestens nach Vollendung des 62. Lebensjahres fließen – als monatliche Rente. Eine vollständige oder teilweise Auszahlung des kompletten angesparten Betrags ist ausgeschlossen. Es gibt also kein Kapitalwahlrecht und nach dem Tod ist das zurückgelegte Geld im Normalfall weg. Ein eingeschränkter Hinterbliebenenschutz ermöglicht es zwar, einen Teil des Geldes zu vererben – so eine Vereinbarung wirkt sich aber negativ auf die Rentenhöhe aus.
Rürup-Rentenversicherungen im Vergleich
- Maßgeschneiderte Vergleichsanalyse für Ihre persönliche Altersvorsorge
- Vergleich von Rürup und Flexibler Privatrente
Viele tausend Euro Steuerersparnis sind möglich
Wer bereit ist, sich diesen Bedingungen zu unterwerfen, wird dafür vom Staat reich belohnt. 2023 können Sparer mit Rürup-Vertrag während der Ansparphase bis zu 26.528 Euro an Beiträgen als Altersvorsorgeaufwendungen in der Steuererklärung angeben. 100 Prozent davon erkennt das Finanzamt an. Eine staatliche Zulage wie bei der Riester-Rente gibt es allerdings nicht.
Später langt der Fiskus wieder zu: Die ausgezahlte Rente muss versteuert werden – bei Renteneintritt 2023 mit 83 Prozent und dann jährlich ein Prozent mehr, bis 2040 Neurentner ihre volle Rürup Rente versteuern müssen. Unter dem Strich bleibt die Basis-Rente aber ein Plus-Geschäft, weil die meisten Menschen im Alter weniger Einkommen haben und damit der Steuersatz niedriger ist als im Erwerbsleben.
Noch zwei weitere Vorteile von Rürup: Das angesparte Kapital ist vor Pfändung geschützt, solange in der Ansparphase der Steuervorteil genutzt wird. Außerdem müssen sich die Sparer keine Sorgen machen, wenn sie einmal Arbeitslosengeld II beziehen. Die Rürup-Ersparnisse dürfen dann nämlich nicht dem Vermögen angerechnet werden.
Wer viel verdient, hat viel von Rürup
Von der Steuerersparnis während der Ansparphase profitieren vor allem Selbstständige, die dauerhaft viel verdienen und hohe Steuern zahlen. Für sie eignen sich Rürup-Versicherungen also am ehesten. Selbstständige, die wenig verdienen und wenig ans Finanzamt abführen, können kaum oder gar nicht von der Rürup Renten profitieren. Ähnliches gilt für Angestellte, die gleichzeitig noch in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, denn diese Beiträge mindern den Anteil, den sie für die Rürup-Versicherung geltend machen können. Für sie ist zum Beispiel eine betriebliche Altersvorsorge besser geeignet.
Falls alle Steuervorteile und Zuschüsse aus beruflichen oder staatlichen Zulagen ausgeschöpft wurden, bieten sich ETF-Sparpläne an. Diese Exchange Traded Funds bilden Börsenindizes ab, sind kostengünstig und unterliegen dank ihrer breiten Streuung meist verhältnismäßig geringen Schwankungen.
Rürup Rente – Häufige Fragen:
Das angesparte Kapital darf nicht an Arbeitslosengeld II angerechnet werden. Solange angespart und der Steuervorteil genutzt wird, ist das Kapital außerdem vor Pfändung geschützt.
Um den kompletten Steuervorteil in Anspruch nehmen zu können, müssen 2023 jährlich Beiträge in Höhe von 26.528 Euro gezahlt und als Altersvorsorgeaufwendungen in der Steuererklärung angegeben werden. Davon erkennt das Finanzamt 100 Prozent an
Für Angestellte ist die gesetzliche Rentenversicherung die erste Wahl. Für Selbstständige, die dort nicht pflichtversichert sind und sich dort auch nicht freiwillig versichern wollen, ist Rürup eine attraktive Alternative. Allerdings: Wer wenig verdient und wenig Steuern zahlt, profitiert weniger. Außerdem sollte absehbar sein, dass man langfristig selbstständig bleibt.