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Spritzgießen ist eine tragende Säule der Automobilindustrie. Ob Armaturenbrett, Türverkleidung oder Gehäuse für Bedienelemente – kaum ein Fahrzeug kommt ohne Bauteile aus diesem Verfahren aus. Doch die Anforderungen ändern sich rasant. Energiepreise steigen, Umweltauflagen verschärfen sich, und zugleich wächst der Anspruch an Design und Langlebigkeit. Klassische Verfahren geraten an ihre Grenzen. Moderne Entwicklungen im Spritzgießen zeigen, wie Technik, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zusammenfinden können.
Spritzgießen liefert seit Jahrzehnten präzise Kunststoffteile. Doch die Bauteile mussten oft aufwendig nachbearbeitet werden: Lackieren, Trocknen, Hardcoating. Jeder Schritt verlängert die Durchlaufzeit, bindet Personal und erhöht die Kosten. Zulieferer sprechen von Millionenbeträgen pro Jahr, die allein für Oberflächenbehandlungen anfallen.
Parallel wächst der regulatorische Druck. Die EU hat Grenzwerte für flüchtige organische Verbindungen (VOC) festgelegt, die insbesondere bei Sprühlackierungen relevant sind. Für die Einhaltung dieser Vorgaben müssen Filter- und Reinigungssysteme installiert werden. Das kostet nicht nur Investitionen, sondern auch laufend Energie. Hinzu kommt die Energieeinsparverordnung, die von Unternehmen konkrete Einsparungen fordert.
Ein weiteres Problem ist das Hardcoating. Es sorgt für widerstandsfähige Oberflächen, doch der Prozess ist teuer und zeitintensiv. Bei Großserien summieren sich die Aufwendungen schnell. Zudem sind die Anlagen kapitalintensiv und binden Flächen, die anderweitig genutzt werden könnten.
Nicht zuletzt leidet auch die Umweltbilanz. Overspray führt zu hohen Materialverlusten, die entsorgt oder recycelt werden müssen. Laut Branchenverbänden liegt der Verlust bei konventionellen Lackierungen teilweise bei mehr als 30 Prozent. Für Unternehmen bedeutet das: höhere Kosten und eine schlechtere Nachhaltigkeitsbewertung.
Die Folge ist klar. Hersteller und Zulieferer suchen nach Verfahren, die regulatorische Vorgaben erfüllen, Kosten senken und gleichzeitig eine verlässliche Qualität sichern. Genau hier setzen neue Technologien im Spritzgießen an.
Mit der ColorForm-Technologie bietet KraussMaffei ein integriertes Verfahren, bei dem Spritzgießmaschine, Reaktionstechnik und Automation aus einer Hand kommen. Diese enge Verzahnung gewährleistet stabile Prozesse, kurze Zyklen und eine hohe Oberflächenqualität – entscheidende Faktoren für die Serienproduktion in der Automobilindustrie. Das Grundprinzip bleibt bestehen: Kunststoff wird im Werkzeug geformt. Neu ist, dass Oberflächenbehandlungen integriert werden. Besonders das sogenannte PUR-Fluten verändert den Prozess. Nach dem Spritzgießen wird das Bauteil im Werkzeug mit einer Polyurethan-Schicht überzogen. Es verlässt die Maschine bereits fertig beschichtet – Lackierkabinen und Trocknungslinien sind nicht mehr nötig.
Für die Praxis bedeutet das enorme Vorteile. Prozessintegration verkürzt die Produktionszeit. Maschinen laufen effizienter, weil mehrere Arbeitsschritte entfallen. Gleichzeitig sinkt der Energieverbrauch deutlich. Ein Zulieferer berichtet, dass er durch den Verzicht auf separate Lackieranlagen rund 20 Prozent seiner Energiekosten eingespart hat.
Auch qualitativ punktet die ColorForm-Technologie. PUR-Oberflächen sind farblich flexibel, kratzfest und chemisch beständig. Sie können glänzend, matt oder strukturiert ausgeführt werden. Selbstheilende Varianten sind ebenfalls möglich: Kleine Kratzer verschwinden bei Wärme von selbst. Für Hersteller bedeutet das weniger Reklamationen, für Kunden eine längere Lebensdauer der Bauteile.
Konkrete Beispiele zeigen die Vielfalt. Türverkleidungen werden mit hochwertigen Oberflächen versehen, Displays mit kratzfesten Schichten geschützt, Mittelkonsolen in verschiedenen Haptiken realisiert. Damit erweitert sich das Spektrum von funktional bis dekorativ – ohne zusätzliche Prozesskosten.
Darüber hinaus verbessert sich die Umweltbilanz. Kein Overspray, geringerer Energiebedarf, weniger Lösungsmittel – die Effekte sind messbar. Unternehmen können Nachhaltigkeitsziele leichter erreichen und ihre CO2-Bilanz verbessern. Das spielt nicht nur bei regulatorischen Prüfungen eine Rolle, sondern auch bei der Bewertung durch Investoren.
Kurz gesagt: Das modernisierte Spritzgießen schafft Bauteile, die effizient produziert, qualitativ hochwertig und ökologisch vorteilhaft sind.
Die Automobilindustrie befindet sich im Umbruch. Elektromobilität, Digitalisierung und Klimaziele prägen die Entwicklung. Spritzgießen wird dabei nicht ersetzt, sondern weiterentwickelt – und bleibt zentral.
Ein wichtiger Aspekt ist der Leichtbau. Elektrofahrzeuge benötigen geringeres Gewicht, um ihre Reichweite zu erhöhen. Spritzgegossene Kunststoffteile sind dafür ideal: leicht, stabil und mit PUR-Beschichtungen langlebig. In Kombination mit Recyclingstrategien entsteht ein weiterer Vorteil. Spritzgießen erlaubt den Einsatz von Rezyklaten, die in neuen Bauteilen genutzt werden können, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. Damit leistet das Verfahren einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.
Auch das Design gewinnt an Bedeutung. Oberflächen können individueller gestaltet werden, von klassischen Hochglanz-Varianten bis hin zu matten oder strukturierten Haptiken. Hersteller nutzen diese Vielfalt, um Fahrzeuge zu differenzieren – ein wichtiger Faktor in Märkten, in denen technische Unterschiede kleiner werden.
Regulatorisch zeigt sich ebenfalls ein klarer Trend. Die EU-Taxonomie fordert nachhaltige Produktionsprozesse. Unternehmen, die moderne Spritzgießverfahren einsetzen, erfüllen diese Kriterien leichter. Das verbessert ihre Position bei Ausschreibungen und macht sie für Investoren attraktiver.
Die Perspektive ist eindeutig. Spritzgießen wird nicht nur bleiben, sondern durch integrierte Verfahren an Bedeutung gewinnen. Wer frühzeitig auf diese Technologie setzt, verschafft sich ökonomische und ökologische Vorteile – und positioniert sich als Vorreiter im Wandel der Automobilindustrie. Als zukunftsweisende Lösung wird ColorForm eine Schlüsselrolle dabei spielen, ökologische Vorgaben zu erfüllen und gleichzeitig neue Design- und Funktionalitätsstandards zu setzen.
Das Wichtigste in Kürze
Die ColorForm-Technologie integriert die PUR-Beschichtung direkt in die Spritzgießmaschine, was die Produktionszeit verkürzt und die Oberflächenqualität verbessert. Lackierkabinen und Trocknungslinien sind nicht mehr nötig, was die Kosten senkt und die Nachhaltigkeit verbessert.
Die Prozessintegration im modernen Spritzgießen verkürzt die Produktionszeiten und reduziert den Energieverbrauch erheblich. Dies führt zu Kosteneinsparungen und einer verbesserten Umweltbilanz, da weniger Materialverluste und Lösungsmittel eingesetzt werden.
Konventionelle Verfahren sind oft mit kostenintensiven Nachbearbeitungen wie Lackieren oder Hardcoating verbunden. Diese sind zeitintensiv und erhöhen die Produktionskosten. Zudem erzeugen sie Materialverluste und erfordern hohe Investitionen in Filter- und Reinigungssysteme zur Einhaltung von Umweltvorgaben.
Spritzgießen bleibt eine Kerntechnologie, die durch neue Verfahren wie ColorForm essenziell für Leichtbau, Elektromobilität und die Kreislaufwirtschaft wird. Unternehmen, die auf moderne Technologien setzen, profitieren von ökonomischen und ökologischen Vorteilen und erfüllen leicht regulatorische Vorgaben.
Durch die Integration von PUR-Beschichtungen wird der Energiebedarf deutlich reduziert und kein Overspray erzeugt. Dies führt zu einer besseren CO2-Bilanz und erleichtert Unternehmen das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen.