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Eurovision Song ContestKritik aus Russland nach ukrainischem ESC-Sieg

Für Russland ist der Fall klar: Ein Sieg der Ukraine beim Eurovision Song Contest? Politisch motiviert! Das kann nicht ohne Folgen bleiben. Die ARD hat unterdessen eine eigene Theorie zum schlechten Abschneiden Deutschlands. 15.05.2016 - 16:09 Uhr Artikel anhören

Russland wittert beim Sieg der Ukraine beim Eurovision Song Contest eine politische Verschwörung.

Foto: dpa

Stockholm. Der Triumph der ukrainischen Sängerin Jamala beim Eurovision Song Contest (ESC) hat eine politische Note bekommen: Russische Offizielle witterten eine politische Entscheidung hinter dem Erfolg des Lieds, das der von Moskau annektierten Krim gewidmet ist. In Deutschland versuchte die ARD, den letzten Platz von Jamie-Lee Kriewitz mit deren Manga-Outfit zu erklären.

Jamala besingt in „1944“ am Beispiel ihrer Urgroßmutter die Deportation der Krimtataren unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin. Die Krimtataren hatten wegen dieser Erfahrung auch gegen die Annexion der Krim im Jahr 2014 protestiert - und bekommen seitdem Moskaus Härte zu spüren. Jamalas Lied hatte bereits im Vorfeld des ESC in Russland Kritik ausgelöst. Nach ihrem Sieg sagte Jamala: „Ich wusste, dass es die Menschen berühren kann, wenn man über etwas Wahres singt.“

Der russische Senator Franz Klinzewitsch sprach gegenüber russischen Nachrichtenagenturen dagegen von einer politischen Abstimmung. „Es waren nicht die ukrainische Sängerin Jamala und ihr Lied '1944', die den ESC 2016 gewonnen haben, es war ein Sieg der Politik über die Kunst“, sagte Klinzewitsch. Er brachte einen Boykott Russlands beim von der Ukraine ausgetragenen nächsten ESC-Finale ins Gespräch.

Der Vorsitzende des Außenausschusses im russischen Oberhaus, Konstantin Kotschatschew, warnte auf seiner Facebook-Seite, der Sieg beim ESC könne die prowestliche Führung der Ukraine ermutigen und den ohnehin stockenden Friedensprozess im Osten der Ukraine weiter in Mitleidenschaft ziehen. „Aus diesem Grund hat die Ukraine verloren“, erklärte er.

Das russische Publikum scheint allerdings eine andere Sicht zu haben, von dort erhielt die Ukraine mit zehn Punkten den zweitbesten Wert hinter Armenien. Dagegen gab die russische Jury keine Punkte an das Nachbarland.

Während der Show war lange unklar, ob Jamala gewinnen wird. Um die Spannung zu erhöhen und tatsächlich erst am Ende der Auszählung den Sieger zu kennen, wurden in diesem Jahr die jeweils fünfzig Prozent der Gesamtpunkte ausmachenden Punkte von Jury und Publikum getrennt vorgetragen. In der Jury-Wertung lag die Australierin Dami Im noch mit mehr als hundert Punkten Vorsprung vorn. Allerdings konnte sie das Publikum bei weitem nicht so überzeugen wie die Juroren.

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Beim Publikum lag der auch in den Wettbüros als Favorit gehandelte Sergey Lazarev vorn - er hatte aber bei der Jury nicht so stark abgeschnitten. In der Summe führte dies dazu, dass Jamala 534 Punkte hatte, die Zweite Dami Im 511 Punkte und Lazarev 491 Punkte. Damit war dies der knappste Ausgang in einem ESC-Finale seit Jahren.

Deutschland, das schon vergangenes Jahr Letzter der 26 Starter geworden war, erlebte eine erneute Pleite: Jamie-Lees elf Punkte bedeuteten das mit Abstand schlechteste Ergebnis. Trotzdem zeigte sie sich nach dem Finale gefasst. „Ich bin natürlich ein bisschen traurig“, sagte die 18-Jährige. Sie gebe sich aber persönlich nicht die Schuld für das enttäuschende Abschneiden. „Ich war sehr zufrieden mit meinem Auftritt.“

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Der in der ARD für den ESC verantwortliche Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber suchte den Grund beim ungewöhnlichen Outfit Jamie-Lees nach dem Stil japanischer Manga-Comics. „International und beim Publikum in allen Altersschichten ist es offenbar eher auf Unverständnis gestoßen, dass ein Manga-Mädchen aus Deutschland antritt.“

Bei den Einschaltquoten verbuchte der Sender mit im Durchschnitt 9,33 Millionen Fernsehzuschauern aber einen Erfolg. Das war außerdem die höchste Zuschauerzahl seit 2011, als Lena Meyer-Landrut erfolglos versuchte, in Düsseldorf ihren ESC-Titel zu verteidigen.

afp
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