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Foodwatch testet Erfrischungsgetränke26 Stück Würfelzucker – in nur einer Dose Energydrink

Foodwatch hat knapp 500 Erfrischungsgetränke auf ihren Zuckergehalt getestet. Die Ergebnisse sind erschreckend. Die Verbraucherorganisation und Politiker fordern daher jetzt eine Zuckerabgabe für die Getränkeindustrie. 24.08.2016 - 11:53 Uhr Artikel anhören

Berlin. Mehr als jedes zweite Erfrischungsgetränk in Deutschland enthält nach Angaben der Verbraucherorganisation Foodwatch zu viel Zucker. Bei insgesamt 463 untersuchten Limonaden, Energydrinks, Fruchtsäften, Schorlen, Brausen und Eistees fanden sich in rund 60 Prozent der Produkte mehr als fünf Prozent Zucker, teilte Foodwatch am Mittwoch mit.

In mehr als einem Drittel (37 Prozent) der Flaschen und Dosen wiesen die Kontrolleure mehr als acht Prozent Zucker nach - das entspreche sechseinhalb Stück Würfelzucker auf 250 Milliliter. Lediglich 55 Getränke waren zuckerfrei, fast 90 Prozent davon enthielten jedoch Süßstoffe. „Erfrischungsgetränke machen nicht frisch, sondern krank“, urteilte Foodwatch-Ernährungsexperte Oliver Huizinga.

Flüssiger Zucker in Form von Getränken erhöhe das Risiko für Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes, sagt Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Uniklinikums Leipzig bei der Vorstellung der Studie. Foodwatch fordert deshalb eine Zuckerabgabe für die Getränkeindustrie. Großbritannien will ab 2018 eine Zucker-Steuer einführen, damit es weniger gesüßte Getränke zu kaufen gibt.

Auch Gesundheitspolitiker der Koalition plädierten für eine Zuckerabgabe. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschuss, Edgar Franke (SPD), sagte der „Bild“-Zeitung, eine derartige Steuer sei „sinnvoll“. Zugleich sollten die Mehrwertsteuersätze für gesunde Lebensmittel sinken. Der CDU-Gesundheitspolitiker Dietrich Monstadt sagte dem Blatt, er halte eine Zuckerabgabe „für sehr sinnvoll und notwendig“. Wenn nicht gegengesteuert werde, „besteht die Gefahr, dass in zehn Jahren jeder vierte Deutsche ein Diabetiker ist“.

Ferner fordern die Verbraucherschützer eine Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln in den Farben einer Ampel sowie eine gesetzliche Beschränkung der Werbung, die sich mit Spielzeugbeigaben oder Comicfiguren speziell an Kinder richtet.

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Das Magazin Öko-Test hat 34 Lebensmittel auf ihren Zuckergehalt untersucht und sich die Tricks der Hersteller angeschaut. Gerne wird Süßes in Herzhaftem verstecken. Das Problem: Weniger ist nichts, daher rechnen Hersteller mit Miniportionen die Zuckergehalte gerne klein.

Foto: dpa

Als Orientierung und Vergleichsmaßstab rechneten die Tester den Gehalt des süßen Giftes in enthaltene Stück Würfelzucker à drei Gramm um. Die Gehalte an Glukose, Fruktose, Saccharose, Maltose, Laktose und Galaktose wurden analysiert und mit dem deklarierten Gesamtzuckergehalt verglichen.

Foto: dpa

Nummer zehn der Liste ist die Premium Barbecue Sauce von Boydo. Sie enthält satte 23 Stück Würfelzucker – zusätzlich wird auch noch mit Karamellsirup gesüßt. Allerdings steht auf dem Etikett nicht einfach „Zucker“, denn das ist das Produkt „ist Bio also steckt Rohrzucker drin“ kommentiert „Öko-Test“. Das ist zwar herzlich egal, Rohrzucker ist in keiner Weise gesünder als herkömmlicher Kristallzucker, aber es klingt besser. Dafür stammt herkömmlicher Kristallzucker aus heimischen Zuckerrüben, Rohrzucker aus in den Tropen angebautem Zuckerrohr. Bio eben.

Foto: dpa

Ganze 60 Prozent Cranberries enthalten Seeberger Cranberries. Die hundert Prozent voll machen Zucker und Öl. „Das ist frech“, meint Ökotest, denn das Produkt heißt sicherlich sehr absichtlich nicht „gesüßte Cranberries“ oder „gesalzene Cranberries“ „wie vergleichbare Produkte direkt daneben im Regal.“ Zusammen mit dem natürlichen Zucker der Beeren, kommt das Produkt so auf stolze 57,3 Prozent Zucker – beziehungsweise 24 Stück Würfelzucker.

Foto: dpa - picture-alliance

Von der Deklarierung „weniger Zucker“ sollten sich Verbraucher nicht täuschen lassen. „„Weniger Zucker“ heißt nicht „wenig““, bemerkt Öko-Test zu Kölln Cerealien Zauberfleks Honig, 30 % weniger Zucker. In der Tat: 29 Stück Würfelzucker stecken in den „Cerealien“.

Foto: dpa - picture-alliance

„Ohne Zuckerzusatz“ – und dennoch voller Zucker, zu 45,5 Prozent nämlich, das sind 30 Stück Würfelzucker. Laut Ökotest steht „hinten, klein“ auf der Verpackung auch noch, woher der Zucker kommt: Das Produkt "Rewe beste Wahl Typ Capuccino ohne Zuckerzusatz" enthalte ihn „von Natur aus“. „Natur“, das heißt in diesem Fall Süßmolken- und Magermilchpulver. „Dreist“ nennt Öko-Test das und zieht das Fazit: „Die Werbung mit „ohne Zuckerzusatz“ ist nichts anderes als Irreführung des Verbrauchers.

Foto: dpa

Der Kühne Balsamissimo Cremig Mild ist ein gutes Beispiel für Zucker durch süßende Zutaten – in diesem Fall Traubenmostkonzentrat, im Gegensatz zu den ursprünglichen Trauben garantiert Vitamin und Calciumfrei. Das Ergebnis sind 33 Stück Würfelzucker im Essig.

Foto: dpa - picture-alliance

Vier verschiedene süßende Zutaten verwendet die Firma „Brandt“ für ihr „Genuss Zwieback Anis“. Beworben wird das Produkt jedoch mit dem Spruch „knusprig leicht mit würzigem Anis“. Woher angesichts 37 Stück Würfelzucker die Würze herkommen soll, bleibt ein Geheimnis.

Foto: picture alliance/dpa

Kellogg's Frosties richtet sich vorwiegend an Kinder, das zeigt bereits die Verpackung. Doch das Produkt ist alles andere als geeignet für heranwachsende Kinder. Satte 48 Stück Würfelzucker stecken in Kellogg's Frosties. Doch es wird noch dreister. Bei der Nährwertberechnung wird eine kleine Portion von 30 Gramm – weil es ja ein Produkt für Kinder ist – verwendet. Doch die Berechnung wird in Relation zu einem erwachsenen Menschen gestellt. Für „ÖKO-Test“ ist das nichts anderes als eine Täuschung.

Foto: obs

Wenn man den Eiskaffee von Nescafé (nicht im Foto abgebildet) trinkt, dürfte man eigentlich den ganzen Tag lang keinen Zucker mehr zu sich nehmen. Mit einer Tasse Kaffee (200 Milliliter) strömen rund 22 Gramm Zucker in den Körper – vorausgesetzt man süßt den Kaffee nicht noch zusätzlich. Die strenge WHO-Empfehlung liegt bei 25 Gramm Zucker am Tag. Insgesamt stecken in einer 275-Gramm-Packung Eiskaffee 80 Stück Würfelzucker. Damit besteht das Produkt zu 90 Prozent aus Zucker.

Foto: Imago

Beim „würzig pikanten“ Curryketchup der Edeka-Eigenmarke „Gut & Günstig“ fehlt in der Beschreibung noch der Hinweis für den unfassbar hohen Zuckergehalt. Sage und schreibe 110 Stück Würfelzucker stecken in diesem Ketchup.

Foto: dpa

Eigentlich könnte man statt des "Krüger Wildfrucht Teegetränk, Granulat, 50 % kalorienreduziert" auch einfach einen großen Löffel Zucker in sich schaufeln – es liefe auf das gleiche hinaus. Denn in dem Tee-Pulver stecken satte 115 Stück Zucker (!). Doch das ist noch nicht alles. Krüger bezeichnet den Tee als „kalorienreduziert“. Und es geht weiter. Auf der Verpackung wird mit frischen Erdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren und Brombeeren beworben. In dem Zuckerpulver ist davon allerdings nicht das Geringste zu finden.

Foto: dpa

„ÖKO-Test“ hat auch kuriose Zuckerfunde gemacht. Oder wussten Sie, dass in Pfeffer Zucker enthalten ist? Nein? Die Experten von „ÖKO-Test“ haben das auch nicht gewusst. Doch die Firma Block House hat sie eines besseren belehrt. In ihrem Würzmittel "Block House Steak Pfeffer Spezial" finden sich 2 Stück Zucker. Damit beinhaltet das Würzmittel 8,7 Prozent Zucker.

Foto: Imago

Naturjoghurt mit Cerealien, na das kann ja nur gesund sein. Für den "Danone Activia Cerealien, Joghurt 3,5 % Fett" trifft das allerdings überhaupt nicht zu. Denn der Joghurt besteht mit 20 Würfeln hauptsächlich aus Zucker. Die beworbenen Cerealien kommen insgesamt auf gerade einmal 1,3 Prozent. Wenigstens macht Danone im Kleingedruckten keinen Hehl daraus. Dort steht: „Kann Spuren von Weizen, Hafer und Gerste enthalten“.

Foto: Imago

Die Sahnetorte für unterwegs – das wäre eine passende Beschreibung für die Milch-Schnitte. In ihr stecken nicht nur mit drei Würfeln fast 30 Prozent Zucker, sondern auch satte 27,9 Prozent Fett.

Foto: Imago

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt in ihrer jüngsten Richtlinie aus dem Jahr 2015 im Mittel nicht mehr als sechs Teelöffel (25 Gramm) Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln pro Tag. Das reduziere das Risiko von Übergewicht, Fettsucht und Karies. In der Realität liege die Zuckeraufnahme durch Lebensmittel in Deutschland bereits bei 90 Gramm pro Tag, sagte Andreas Pfeiffer, Ernährungswissenschaftler am Berliner Uniklinikum Charité. Getränke seien nur ein Teil davon und fielen vor allem bei Kindern ins Gewicht. Zucker sei aber auch in Produkten wie Joghurt versteckt.

Nach Angaben von Foodwatch liegt in Deutschland der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an zuckergesüßten Getränken bei mehr als 80 Liter pro Jahr. Die süßesten getesteten Limonaden enthielten 13,4 Prozent Zucker. Der süßeste Getränk im Test, ein Energydrink, kam auf 16 Prozent Zucker – das entspricht 78 Gramm oder 26 Zuckerwürfeln in einer 500-Milliliter-Dose, wie die Tester schreiben.

dpa, afp
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