Marihuana in den USA Teures Gras für Kalifornien

Trotz Legalisierung gibt es Hürden für den Anbau von Marihuana. Begrenzte Anbaugenehmigungen und hohe Steuern stellen Hürden dar.
Los Angeles Für 35 Dollar (gut 30 Euro) geht ein 227-Gramm-Päckchen Marihuana derzeit in Apotheken in Los Angeles über den Ladentisch. Wenn in Kalifornien nun ab Januar die Droge auch für den Konsum abseits medizinischer Notwendigkeit freigegeben ist, dürfte der Stoff nach Prognosen von Experten 50 bis 60 Dollar (43 bis 52 Euro) kosten. In einem Volksentscheid hatten sich die Kalifornier im vergangenen Jahr für die Legalisierung ausgesprochen. Und der Staat hält die Taschen auf.
Die Zulassung des Rauschmittels für den privaten Konsum geht einher mit einer Reihe von Steuern und Abgaben. Während für das seit rund zwei Jahrzehnten legalisierte medizinische Marihuana keine gesonderte Staatssteuer fällig wird und die lokale Abgabe sich in Grenzen hält, sieht das fürs Gras zum Privatkonsum künftig anders aus. Die zu erwartenden Steuereinnahmen können letztlich die Eine-Milliarde-Dollar-Marke überschreiten.
Der Staat Kalifornien schlägt 15 Prozent auf den Verkauf von Marihuana und allen anderen Produkten der Cannabis-Pflanze auf. Darüber hinaus dürfen die Städte und Gemeinden weitere Gebühren auf Verkauf oder Anbau erheben. Staatsweit entsteht so vermutlich ein verwirrendes Mosaik unterschiedlicher Abgabesätze, die von Stadt zu Stadt, von Bezirk zu Bezirk variieren.
In Salinas südöstlich von San Francisco etwa stimmten die Bürger einer Steuer zu, die sich unterm Strich auf 250 Dollar pro Quadratmeter Cannabis-Anbaufläche summieren würde. Weiter nördlich, im Hanf-Mekka Humboldt County, sollen es 10 bis 30 sein. Dort gibt es derzeit schätzungsweise bis zu 15.000 Cannabis-Pflanzungen, und die Behörden wollen mit relativ geringen Beträgen die Züchter in die legalen Strukturen locken. „Ein hoher Steuersatz wäre eine weitere Hürde“, sagt Mitarbeiter Ryan Sundberg.
In Los Angeles sind den Berechnungen zufolge neben der 15-prozentigen Staatssteuer zehn Prozent städtische Aufschläge plus eine übliche Verkaufssteuer fällig, die in der Metropole ebenfalls rund zehn Prozent beträgt. Neue Kosten beim Anbau, Vertrieb und in der Qualitätskontrolle geben die Unternehmen wohl ebenfalls an den Verbraucher weiter. Auch beim Medizinprodukt rechnen Experten mit einem Preisanstieg, aber in moderatem Rahmen.
So mancher Anbau mag sich dann nicht mehr lohnen. Momentan bekommt ein Cannabis-Züchter für einen Pack loser Blätter zu rund 3,5 Kilo an die 50 Dollar (43 Euro). Von Januar an verlangt der Staat für knapp 500 Gramm 44 Dollar Abgaben. Damit wäre entweder ein gewaltiger Anstieg des Endpreises fällig - oder der Ausstieg aus der Vermarktung des Rohprodukts. „Das wird dann nur noch Kompost“, meint Ryan Jennemann von THC Design in Los Angeles, dessen Unternehmen Ölkonzentrate aus den losen Blättern herstellt.
Wie die hohen Steuern und Gebühren die Besitzer von illegalen Hanf-Plantagen in das geregelte Business locken sollen, bleibt vielen ein Rätsel. Die Abgaben könnten sich in einigen Gemeinden auf 45 Prozent anhäufen, erklärte dieser Tage der Finanzanalyst Fitch Ratings. Ein Bericht warnte in Schlussfolgerung dessen: „Der existierende Schwarzmarkt für Cannabis könnte sich als beachtlicher Konkurrent zum legalen Markt erweisen, wenn neue Steuern zu höheren Preisen führen als die von illegalen Quellen.“
Die hohen Steuern werden „das Aufblühen des Schwarzmarkts“ unterstützen, zeigt sich Donnie Anderson überzeugt, der in Los Angeles in der medizinischen Produktion von Marihuana tätig ist. Auch andere Kollegen dringen bei den Behörden darauf, den Schwarzanbau entschieden zu bekämpfen.
Neben der Steuerlast müssen sich die zugelassenen Unternehmen nach Worten der Wirtschaftsanwältin Nicole Howell Neubert auch auf Abgaben für Genehmigungen und weitere Zusatzkosten einstellen. Die könnten leicht bei 200.000 Dollar (gut 170.000 Euro) liegen: „Wenn Sie das zu den hohen Steuersätzen addieren, haben Sie noch einen Grund mehr, warum so mancher es vielleicht gar nicht schaffen kann, sich registrieren zu lassen.“
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