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Massentourismus in GroßstädtenMal eben auf die Gefängnisinsel? Vergessen Sie es!

Vor großen Sehenswürdigkeiten in den USA, Frankreich, Großbritannien und Italien bilden sich riesige Schlangen. Handelsblatt-Korrespondenten sagen, auf was sich Touristen einstellen müssen – und wie man Staus vermeidet.Axel Postinett, Katharina Kort und Thomas Hanke, Matthias Thibaut 02.11.2014 - 12:48 Uhr Artikel anhören

Ein Blick ins Internet spart Wartezeit: Vor dem Aufstieg auf die Freiheitsstatue sollten Touristen sich vorab informieren.

Foto: dpa

San Francisco/Paris. Wahrscheinlich kein Land der westlichen Hemisphäre verfügt über so viele Sehenswürdigkeiten wie die USA. Angefangen von den zahlreichen Nationalparks wie Yellowstone oder Yosmite über touristische Attraktionen wie die Freiheitsstatue in New York oder Alcatraz in San Francisco – bis hin zu einigen der berühmtesten Museen der Welt wie das MoMa in San Francisco. Letzteres ist wegen Umbauarbeiten jedoch auf Jahre geschlossen.

Die Nationalparks, wie der 8300 Quadratkilometer große Yellowstone-Park, sind teilweise kostenfrei zu besuchen. Lediglich für Übernachtungen und geführte Touren werden Gebühren erhoben. Das kann sich durchaus lohnen, wenn man nicht so viel Zeit hat, alle Attraktionen wie die heißen Quellen selbst zu erkunden. Tagestouren kosten aber schnell fast 200 Dollar.

In manchen Parks ist es Pflicht, sich anzumelden, wenn man übernachten will – in anderen ist es sogar überlebenswichtig: Wer das Tal des Todes durchqueren will, das „Death Valley“ in der Mojave-Wüste, sollte bei den Park-Rangern besser hinterlassen, wann er abfährt und wieder zurücksein will. Im Zweifel wird dann eine Suche eingeleitet. Der Death-Valley-Park nimmt zum Beispiel 20 Dollar Gebühr für einen PKW mit allen Insassen für sieben Tage. Bezahlt wird problemlos vor Ort.

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Für die Masse der gängigen Attraktionen ist heute eine Buchung vorab im Web möglich. Eine schnelle Suche kann viel Wartezeit ersparen, zum Beispiel vor dem Aufstieg auf die Freiheitsstatue. Ein Blick auf die Seite von smithsonian.org spart oft Zeit und Geld.

Zahlreiche Museen in den USA bieten zudem einen kostenlosen „Museums Day“, allerdings muss man das kostenlose Ticket vorher buchen. In Kalifornien haben praktisch alle Museen am ersten Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag freien Eintritt. Im Internet informieren und früh anstellen: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ansonsten kann der Eintritt für eine Familie mit Kindern schon mal 100 Dollar kosten.

Der Erwachsenenstatus beginnt in Kinos, Museen, Schwimmbädern oder Sehenswürdigkeiten meist mit dem Alter von 13 Jahren. Besonders empfehlenswert: Das Asian Arts Museum in San Francisco, eine der größten Ausstellungen asiatischer Kunst weltweit. Freien Eintritt gibt es hier am ersten Sonntag des Monats.

Ein Blick auf die berühmte Gefängnisinsel Alcatraz. Wer da als Tourist hin will, muss sich früh darum kümmern.

Foto: ap

Manche Attraktionen wie das Empire State Building in New York bieten Möglichkeiten, sich am täglichen Stau vorbei zu mogeln. Wer nicht zwischen 30 und 60 Minuten in der Schlange warten will, kann auf das normale Ticket für 29 Dollar verzichten – und sich für 67 Dollar ohne Wartezeit per Expressaufzug in den 102. Stock schießen lassen.

Mal eben einen Abstecher auf die legendäre Gefängnisinsel Alcatraz in der Bucht von San Francisco machen? Vergessen Sie es! Auf die Insel zu kommen, ist heute so schwierig, wie es damals war von ihr herunterzukommen. Die Tickets sind im Sommer oft auf zwei bis drei Monate hinaus ausgebucht.

Derzeit stellt etwa der chinesische Künstler Ai Weiwei in den alten Gemäuern der berüchtigten Strafanstalt aus. Die frühesten verfügbaren Termine sind im späten Dezember. Eine Vorausbuchung per Internet ist also zwingend nötig, wenn man sich nicht auf die Warteliste für zurückgegebene Karten verlassen will.

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Unvermeidlich ist auch die Fahrt mit der Cable Car: An der Powell Street gibt es einen Kartenvorverkauf – und dann eine ewig lange Schlange vor den Zügen. Geheimtipp: Einfach eine Haltestelle oberhalb des generellen Abfahrtspunktes an der Powell-Street warten. Es passiert gar nicht so selten, dass die Wagen abfahren ohne bis zum letzten Platz gefüllt zu sein.

Viele wollen unbedingt auf den offenen Bänken im Vorderwagen sitzen. Dann ist oft noch Platz im Wagen-Inneren oder an den Stehplätzen an den Haltestangen. Manchmal muss man nur ein oder zwei vorbeilassen. Für kleinere Gruppen ist das allerdings nicht zu empfehlen. Fünf oder sechs Plätze auf einmal, das ist schon selten.

Generell gilt: Warteschlangen gehören bei allen großen Attraktionen heute einfach dazu. Und maulen und zetern gilt nicht. Der gemeine Amerikaner liebt geduldiges Schlange stehen.

Publikumsmagnet: Bei 14 Millionen Besuchern jährlich ist Schlange-Stehen vor Notre Dame in Paris zur Normalität geworden.

Foto: Reuters

Paris hat eine neue spektakuläre Sehenswürdigkeit. Die Foundation Louis Vuitton, entworfen von US-Architekt Frank Gehry, ist jetzt der Presse präsentiert worden. Gehry nennt es den „Eisberg“.

Foto: dpa

Die Schmalseite des Baus mit den wie nach oben aufplatzenden Glassegmenten und dem darunter liegenden weißen Baukörper erinnert tatsächlich an einen Eisberg. Doch blickt man seitlich an der Längsseite entlang, wirkt Gehrys Bau eher wie ein Schiff, das alle Segel gesetzt hat. Überm Eingang der Foundation Louis Vuitton: Das übergroße, edle Firmenlogo.

Foto: dpa

Im neuen Gebäude Frank Gehrys. Obwohl er schlank und leicht wirkt, verfügt Gehrys Bau über eine Nutzfläche von 9000 Quadratmetern. Dem Amerikaner ist es gelungen, den Innenraum gut zugänglich und voluminös zu gestalten, hier wirkt nichts verwinkelt oder eng.

Foto: dpa

Die obere Plattform der Foundation Louis Vuitton im Bois de Boulogne: Von dort blickt man auf die Baumwipfel des Bois de Boulogne oder die Skyline des nahe gelegenen Geschäftsviertels von La Défense mit seinen Hochhäusern.

Foto: dpa

Der „geflügelte Wal“ am Abend: Die Fondation Louis Vuitton besteht aus zwölf riesigen Glas-Segeln. Erstaunlicherweise fügt sich das aus Stahl, Holz, Beton und Glas bestehende Gebäude durch seine organische Form viel besser in die Umgebung ein als viele der in Sichtweite befindlichen Geschäftshäuser aus den 70er und 80er-Jahren.

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Thomas Schüttes Großskulptur „Mann im Matsch“ (2009) hat im Inneren der Foundation Louis Vuitton in Paris einen Platz gefunden. Außerdem sind die Werke von dem US-amerikanischen Maler Ellsworth Kelly und des Franzosen Bertrand Lavier zu sehen.

Foto: Reuters

Der US-amerikanische Stararchitekt Frank Gehry wird bei der Vorstellung der Foundation Louis Vuitton von Fotografen umlagert. Der 85-Jährige hatte einst unter anderem den Düsseldorfer Hafen mit seinem Wahrzeichen versehen.

Foto: Reuters

Der Architekt Frank Gehry (l.) und Bernard Arnault, Herrscher über den weltgrößten Luxusgüterkonzern LVMH, verstehen sich bei der Vorstellung gut. Mit der Eröffnung der Foundation Louis Vuitton erhält Paris ein neues Wahrzeichen, das sich – nein, nicht über die berühmten Dächer von Paris, sondern über dessen Bäume am westlichen Stadtrand ausbreitet.

Foto: Reuters

Erstickt Paris an seinem Erfolg als touristische Metropole? Die wichtigsten Attraktionen der Stadt locken mittlerweile so große Besuchermassen an, dass es kaum noch möglich ist, den Andrang in geordnete Banken zu lenken. 14 Millionen Menschen jährlich quetschen sich durch die Türen von Notre Dame – und verwandeln die einst erhabene Kathedrale zu einem Verschiebebahnhof, in dem man rempelt, schwitzt und sich die Kameras an die Köpfe schmettert. 10,5 Millionen sind es in Sacré Cœur, 9,2 Millionen im Louvre und 6,7 Millionen auf dem Eiffelturm.

Die Stadt versucht, den Touristen die Wartezeiten zu verkürzen – etwa durch die Möglichkeit, Karten vorher zu bestellen oder für 42 Euro einen Museumspass zu erstehen, der Einlass zu allen Museen ermöglicht. Den Dauerstau in Notre Dame würde die Mairie gerne entschärfen, indem sie ein Eintrittsgeld an der Pforte der Kathedrale einführt – doch dagegen wehrt sich die Kirche.

Am Eiffelturm wurde vor wenigen Tagen die neugestaltete erste Etage eröffnet. Sie soll noch mehr Menschen anlocken, verfügt nun einen Glasboden und ein besseres Restaurant. Damit wird vielleicht erreicht, dass weniger Besucher auf die Spitze drängen, doch den gesamten Ansturm wird es nicht verringern.

Freier Eintritt – und wenig Wartezeit: Das Britische Museum ist die am besten besuchte Touristenattraktion in London.

Foto: dpa

Wer kürzer im Stau stehen will, kann sein Ticket online kaufen und muss dann nur noch in der Schlange vor dem Aufzug warten. Wem das alles zu viel wird, der sollte auf weniger stark frequentierte Orte ausweichen. Einen wunderschönen Blick auf Paris genießt man auch vom Mont Valérien aus, oder aus der obersten Etage des Hotel Hyatt Regency an der Porte Maillot.

Dazu muss man sich nicht unbedingt am Wochenende durch die Straßen des alten Viertels Marais quetschen, wenn alle dorthin wollen. Die Viertel an der Butte Chaumont oder der Butte aux Cailles sind nicht weniger pittoresk, aber weniger belagert.

Viele Museen, wie das für afrikanische und amerikanische Kulturen am Quai Branly oder das Marmottan Monet mit einer wunderschönen Monet-Sammlung, liegen abseits der Trampelpfade und bieten umso schönere Eindrücke. Wer seinen Aufenthalt vorbereitet, kommt ohne Hautabschürfungen und erleuchtet aus der „Stadt des Lichts“ zurück.

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Eine Stadt voller Touristen: Wie hier zwischen dem Kolosseum und dem Forum Romanum drängen sich in Rom im Sommer viele Urlauber.

Foto: gms

Großbritanniens meistbesuchte Touristenattraktionen befinden sich alle in London – angefangen mit dem Britischen Museum mit 6,7 Millionen Besuchern. Es folgen die Nationalgalerie mit sechs Millionen, dann das Naturkundemuseum, Tate Modern und das Victoria und Albert Museum mit immer noch 3,3 Millionen.

Was sie alle gemeinsam haben: Der Eintritt ist frei, es gibt auch keine anderen Zwänge, etwa, dass man Schirme abgeben muss, sodass man mehr oder weniger ungehindert ins Museum hineinspazieren kann.

Alle Museen sind in den letzten Jahren renoviert worden – mit zahlreichen Cafés und Restaurants und großen Verbesserungen bei der Besucherzirkulation. Britische Museen haben Vorbildcharakter, insofern sie sich als Erweiterungen des öffentlichen, urbanen Raums in einer zivilisierten Gesellschaft begreifen.

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Warteschlangen gibt es meistens an Kassen – also eher am Tower of London im Sommer (2,9 Millionen) oder St.Paul’s Cathedral (2,1 Millionen, sofern man den Teil der Kirche wählt, der eintrittspflichtig ist). Da man aber heute bei den meisten Attraktionen – wie dem Shard, dem neuen Hochhaus von Renzo Piano, oder dem Riesenrad „London Eye“ – per Internet seine Eintrittszeit vorbuchen kann, hält sich das Warten auch hier in Grenzen.

Was alles nicht heißen soll, dass es kein Gedränge gibt: Aber Überfüllung ist in London heute ein Dauerzustand, in der Hochsaison des Tourismus im Sommer eben noch ein bisschen mehr.

U-Bahnen, Bürgersteige in der Oxford Street, Restaurants und Cafés, Theater und Pubs in City und Westend befinden sich alle in einem Dauerzustand der Überfüllung. Aber Geduld, Toleranz und eine in der Regel effiziente Organisation bewältigen die Probleme.

Auch in Italien sind die großen Museen und Kulturstädten vor allem im Sommer zu Massenabfertigungen geworden. Ob Leonardos Abendmahl in Mailand, die Scala oder die Vatikanischen Museen: Wer sich stundenlanges Schlange-Stehen ersparen will, der sollte im Internet vorbestellen.

Gerade bei Scala und dem Abendmahl ist aber ein langer Vorlauf ratsam. Dort sind die Tickets oft auf Monate hinaus ausverkauft. Menschenmassen erwarten die Touristen auch in der Lagunenstadt Venedig, die mit den vielen Kreuzfahrttouristen zu einer Art Disneyland mutiert.

Dort spucken die Riesenschiffe täglich Tausende Menschen aus, die fast alle den gleichen Hauptweg über die Kanäle wählen – um dann die Stadt vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu verlassen und ihr All-Inclusive-Abendessen an Bord einzunehmen.

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Wer dem Gewusel entgehen will, braucht manchmal nur eine Gasse weitergehen und entdeckt ein ganz anderes Venedig. Oder er bleibt über Nacht, wenn Venedig ohne die vielen Tagestouristen ein ganz anderes Gesicht zeigt.

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