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Entflohener DrogenbaronKeiner knackt „El Chapos“ Reichtümer

Joaquín „El Chapo“ Guzmán ist immer noch flüchtig. Und Mexikos mächtigster Drogenboss darf sich auf seine Heimkehr ins Imperium freuen – die Behörden haben weder Gelder eingefroren noch Besitztümer beschlagnahmt.Klaus Ehringfeld 04.08.2015 - 15:07 Uhr Artikel anhören

Mexikos Behörden haben keine Spur von El Chapo – und ihn auch nicht enteignet.

Foto: AFP

Mexiko-Stadt. Bald einen Monat ist der meistgesuchte Verbrecher Mexikos und einer der meistgesuchten der Welt nach seiner Flucht wieder auf freiem Fuß, und noch immer gibt es keinerlei Hinweis auf seinen Verbleib. Experten vermuten, dass Joaquín „El Chapo“ Guzmán irgendwo in den unendlichen Weiten seiner Heimatregion untergetaucht ist. In der Sierra von Sinaloa kennt er nicht nur jeden Strauch und jedes Loch, sondern verfügt auch über ein zuverlässiges Netz an Vertrauten, Unterstützern und Informanten.

Hier im unwirtlichen Nordwesten Mexikos ist das Kartell von Sinaloa die Autorität, und die Regierung gilt als Eindringling. Hier, wo Guzmán geboren wurde, ist „der Kurze“ König. Denn er und seine Organisation machen das, was der mexikanische Staat nie gemacht hat. Er zeigt Flagge. „El Chapo“ baut Schulen, Straßen, Kirchen und hilft bei Notfällen und Naturkatastrophen. Man könnte sagen, er setzt seine immensen Gewinne aus illegalen Geschäften für wohltätige Zwecke ein.

In Badiraguato, der Gemeindehauptstadt in der Sierra, sagen die Menschen, habe man die Nachricht von Guzmáns Flucht am 11. Juli aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano mit Freude aufgenommen: „Er hilft, er gibt Geld und Arbeit“, sagen die Einwohner. „Er tut mehr als die Präsidenten“. Und wenn man nachfragt, welche Arbeit Guzmán gibt, dann heißt es mehrdeutig: „Oben in den Bergen, Bäume fällen“.

Die Sierra von Sinaloa, das sollte man an dieser Stelle erwähnen, ist schon seit Jahrzenten Anbaugebiet von Schlafmohn. Auch „Chapo“ Guzmán ist so aufgewachsen. In der Schule schaffte er es nur bis zur dritten Klasse. Er fehlte zu oft, weil er seinem Vater bei der Mohnernte helfen musste. In dieser Ecke Sinaloas werde man Drogenhändler oder gar nichts, heißt es oft. Guzmán schaffte es zum Milliardär.

Und während die mexikanische Regierung nun öffentlichkeitswirksam einen international zusammengesetzten Suchtrupp mit Experten aus Kolumbien und den USA bildet, werden allmählich die anderen Versäumnisse der Justiz deutlich außer der Tatsache, dass sie den „Staatsfeind Nummer eins“ durch einen Tunnel aus dem Hochsicherheitsgefängnis entlaufen ließen.

In den 17 Monaten, die Guzmán im Gefängnis saß, haben Regierung und Justiz nicht eine Firma, nicht eine Immobilie und kein Grundstück von ihm beschlagnahmt – obwohl das mexikanische Recht solche Maßnahmen zulässt. „Sie haben ihm keinen Peso, keinen Dollar und keinen Euro eingefroren“, kritisiert Edgardo Buscaglia, Kriminalitätsexperte von der Universität Columbia in New York.

Das kann man entweder mit einem unfähigen Staat erklären oder mit Komplizenschaft. Buscaglia hat dazu eine eindeutige Meinung: In Mexiko gebe es eine „Pax Mafiosa“, eine Art Verabredung zur Straflosigkeit zwischen der Regierung und dem Sinaloa-Kartell, die auf der immensen Macht zur Korruption des Verbrecher-Syndikats beruhe.

Das Nachrichtenmagazin „Proceso“ berichtete jüngst über Untersuchungen des militärischen Geheimdienstes des Marineministeriums, wonach das Sinaloa-Kartell alleine in Mexiko 242 legale Unternehmen betreibt und dafür 203 Strohmänner beschäftigt, vor allem Unternehmer und Politiker wie den Cousin des früheren mexikanischen Präsidenten (2001 bis 2006) Vicente Fox, Gabriel Quesada Sánchez.

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Aber Guzmáns Organisation ist nicht nur die mächtigste Mafia in Mexiko und Lateinamerika, sondern laut Buscaglia eine der fünf größten weltweit. Sie hat ihre Tentakel in mehr als 40 Staaten ausgestreckt und investiert die Gewinne aus dem Drogenschmuggel in die legale Wirtschaft. Experten katalogisieren das Syndikat als einen modernen multinationalen Konzern, dessen besondere Stärke auch darin liegt, dass in lokalen, regionalen und zentralstaatlichen Regierungsinstanzen korrumpierte Beamte für sie arbeiten.

„Das Kartell ist eine Krake mit tausend Armen“, versichert Buscaglia. Die finanziellen Mittel, die Guzmán und dem Kartell zur Verfügung stehen, sind schier unerschöpflich. Die Mafia kontrolliere ein Viertel des US-Drogenmarktes und sei für rund die Hälfte aller aus Mexiko stammenden Drogenlieferungen verantwortlich.

Jährlich macht die Organisation so rund 20 Milliarden Dollar Umsatz. Und der Guzman-Biograf Malcolm Beith schätzt, dass rund um den Globus rund 150.000 Menschen auf der Lohnliste des Drogen-Capos stehen. Der Kurze selbst schaffte es zwischen 2009 und 2011 auf die Liste der tausend reichsten Milliardäre des Wirtschaftsmagazins „Forbes“.

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