1. Startseite
  2. Arts und Style
  3. Google-Maps-Projekt: Rassisten verbreiten Flüchtlingsheim-Karte

Google-Maps-ProjektRassisten verbreiten Flüchtlingsheim-Karte

Im Internet kursiert eine Karte, auf der die Orte von deutschen Asylheimen eingetragen sind. Die Macher des Projekts haben offenbar einen rechtsextremen Hintergrund. Doch ein paar User haben die Daten zweckentfremdet.Steffen Daniel Meyer 16.07.2015 - 15:47 Uhr Artikel anhören

Rassistische Motive: „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft.“

Foto: Handelsblatt

Düsseldorf. Die Google-Maps-Karte ist sauber gepflegt. Hunderte rote Markierungen sind über Deutschland verteilt, jede von ihnen markiert ein Asylantenheim. In der Beschreibung heißt es: „Diese Karte wurde im Zuge der Kampagne 'Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft' erstellt. Bitte teilen Sie uns weitere Standorte von Asylantenheimen im Format: Ort, Straße + Haußnummer, Bemerkung zu Erweiterung dieser Karte mit.“ So könne man „flächendeckend“ möglichst viele Asylantheime erfassen.

Die Karte ist offenbar seit ein paar Monaten online: Viele der eingetragenen Punkte weisen als Hinweis „Stand 03/2015“ auf. Doch erst vor Kurzem wurde sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Unter anderem rief der Blogger Alexander Schnapper dazu auf, das Projekt bei Google zu melden. In einem Beitrag erklärt er Schritt für Schritt die Vorgehensweise und schreibt: „Da versucht jemand mit rassistischen und fremdenfeindlichen Motiven Flüchtlingsheime mit den modernen Techniken publik zu machen.“ Auf Facebook und Twitter teilen viele User die Karte und fordern dazu auf, diese als Inhalte zu melden, „die zu Hass aufrufen oder gewalttätig sind“.

Nur eine E-Mail-Adresse gibt einen Hinweis auf den Urheber des Projekts. Gibt man diese bei Google ein, landet man auf dem Internet-Auftritt der offensichtlich rechtsextremen Partei „Der Dritte Weg“: Als Ziele propagiert diese die „Schaffung eines Deutschen Sozialismus“ und verkauft unter anderem Aufkleber mit Aufschriften wie „Asylflucht stoppen!“ oder „Kein Asylantheim in meiner Nachbarschaft!“. Auch ein Link zur Google-Maps-Karte findet sich hier.

Im Impressum ist nur ein Postfach in Bad Dürkheim sowie eine Mail-Adresse aufgelistet. Schaut man sich aber die hinterlegten Daten zur Internet-Domain an, stößt man auf den Namen Klaus Armstroff aus Rheinland-Pfalz (hier ein Portrait-Bild). Dieser saß als Vertreter der NPD im Kreistag Bad Dürkheim und gründete im September 2013 die Partei „Der Dritte Weg“. Diese ist nach Angaben des Rechtsextremismus-Portals „blick nach rechts“ eine Nachfolge-Organisation des verbotenen „Freien Netzes Süd“ und weitet ihre Aktivitäten derzeit bundesweit aus.

Die Daten der Google-Maps-Karte dienen aber nicht mehr nur rechtsextremen Nutzern: Nachdem jetzt.de, das Jugendportal der „Süddeutschen Zeitung“, darüber berichtet und eine Diskussion auf Facebook losgetreten hat, erstellten einige User mit den vorhandenen Daten eine neue Karte. Ihr Name: „Helft mit! Helft Menschen in Not!“. Die Beschreibung: „Schaut einfach, ob in eurer Nähe eine Unterkunft besteht oder geplant wird. Ruft dort an, geht vorbei - wie auch immer. Fragt ob ihr helfen könnt. Ob Sachspende, einfach mal mit den Leuten dort plaudern, egal.“

Am Ende stellen die unbekannten Macher klar: „Wir werden uns erlauben, Aktualisierungen der Karte 'Kein Aslyantenheim in meiner Nachbarschaft' in diese Karte zu übernehmen, um immer am neuesten Stand zu sein.“ Die Daten sind also nicht das Problem, sondern nur, wozu man sie nutzt.

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt