Art Basel Paris: Hochpreisig und hochkarätig

Paris. Tatsächlich wirkte die Avant-Premiere auf Besucher und Aussteller aber eher wie eine gewöhnliche Vernissage, weil sie schon einen recht vollen Eindruck machte. Allerdings war der versammelte Reichtum hier spürbar noch konzentrierter als sonst bei den First-Choice-Eröffnungen in Basel selbst, in Miami, Hongkong oder eben Paris. Daniel Buchholz mit Niederlassungen in Köln und Berlin war zunächst skeptisch. Am zweiten Tag sah er jedoch ein, dass die Aufteilung nicht nur gut, sondern sogar notwendig war. Denn die immer noch exklusive First-Choice-Eröffnung war wieder so voll, dass Erinnerungen an letztes Jahr aufkamen, als es kaum möglich war, einige ruhige Minuten für Gespräche mit Kunden zu finden. Die Verkäufe des ersten Tages haben an diesem Dienstag nicht nur seine Erwartungen übertroffen, sondern auch die vieler Kollegen.
Verkauft hat Buchholz unter anderem eine große Bodenarbeit von Lutz Bacher, zwei Arbeiten von Anne Imhof und eine große Fotografie von Wolfgang Tillmans, der gerade die letzte Ausstellung im Centre Pompidou bestritten hat, bevor dieses für die nächsten Jahre wegen Sanierung geschlossen bleibt. Die Arbeit ging für 120.000 Euro nach Paris. Gerhard Richter, dem die Fondation Louis Vuitton gerade eine große Ausstellung widmet, ist allenthalben prominent im Grand Palais zu finden. Alleine drei große abstrakte Bilder finden sich bei Levy Gorvy und Gagosian und David Zwirner. Hauser & Wirth hatte seines am Dienstagabend bereits abgehängt, weil sich ein europäischer Sammler fand, der beim aufgerufenen Preis von 23 Millionen Euro erfolgreich verhandelt hat.

Durch die Bank ist das Angebot hier hochpreisiger und kunsthistorisch hochkarätiger als eine Woche zuvor in London. Dafür allerdings weniger experimentell. In der großen Halle sticht daher Eva Presenhuber heraus, die ihren ganz in Blau gehaltenen Stand lediglich mit drei großen bunten „Stack Mountains“ von Ugo Rondinone bespielt. Im Rahmen des Möglichen lassen sich jedoch hier sogar Entdeckungen machen. Die Goodman Gallery aus Johannesburg und Kapstadt zeigt in ihrem Kabinett Zeichnungen und einige Videos von William Kentridge aus mehreren Jahrzehnten.
Eine sensationelle Soloshow mit Pablo Picasso hat Nahmad Contemporary ausgerichtet, mit ausnahmsweise nur qualitätvollen Arbeiten, die fast das gesamte Werk umspannen, von der Rosa Periode bis in die 1960er-Jahre. Pace hat ein neu ins Werkverzeichnis aufgenommenes Frauenporträt von Amedeo Modigliani im Kleinformat für einen Preis „unter zehn Millionen Euro“ an ein europäisches Privatmuseum verkauft, wie es am Stand heißt. Direkt daneben hängt eine hinreißende Studie Picassos zu einer Figur der „Demoiselles d’Avignon“, die unter vier Millionen Euro kosten soll.

Mit Paris macht die Art Basel anscheinend nicht nur London Konkurrenz. Mehrere Galerien sind schon bei Miami ausgestiegen, und selbst Basel ist vor der hauseigenen Konkurrenz nicht sicher. Die Art Basel betreibt mittlerweile immerhin fünf Kunstmessen, die Frieze kommt sogar auf acht. Ein Aussteller machte eine so simple wie erschreckende Rechnung auf: Inklusive der Nebenkosten koste die Teilnahme an einer der großen Messen um die 200.000 Euro/Dollar/Franken/Pfund. Wenn man im Jahr auch nur an vier von ihnen teilnehme und dann noch an einigen kleineren, habe man die Million ganz schnell voll. Und einige dieser Veranstaltungen spielten die immer weiter gestiegenen Kosten einfach nicht mehr ein.
US-amerikanische Sammler und Museen
Paris hat für Galerien und Sammler immerhin noch den Reiz des Neuen. Das spiegelt sich nicht zuletzt in den Umsätzen. Vor allem US-amerikanische Sammler und Museen sind in großer Zahl gekommen. Und kaufen nicht nur im Erdgeschoss, sondern auch bei den Galerien in den etwas verborgenen Umgängen im Obergeschoss. Hier herrscht erwartungsgemäß weniger Gedränge, allerdings nicht weniger Betrieb. Jan Kaps aus Köln zeigt in einer Duo-Präsentation Selome Muleta and Helena Uambembe, wobei Letztere Kupfergeflecht aus einer Installation im Haus der Kunst als Wandbespannung verwendet. Die Gemälde und Skulpturen der beiden hatte Kaps bis zum Ende der Vernissage bereits nach Europa, China und Indonesien verkauft.
Die ganz jungen Positionen präsentiert die Sektion „Emergence“ in für dieses Format großzügigen Dimensionen in der umlaufenden Galerie mit Ausblick über den Kuppelraum. Hier lässt sich etwa eine Installation des 32-jährigen chinesischen Künstlers Duyi Han bei Bank aus Schanghai entdecken, die um einen Zustand kreist, der sich auf Deutsch nur annähernd und unzureichend mit „Wohlbefinden“ umschreiben lässt. Die Preise der Arbeiten beginnen bereits bei 1200 Euro für Tapeten in Kleinstauflage bis zu 62.000 Euro für eine komplette Sitzlandschaft aus Stoffmöbeln und -lampen.


Zu den eigenwilligeren Erscheinungen der Messe gehört die Präsenz des neuen Partners Qatar Airways, der während der Avant-Premiere einen Trupp Flugbegleiterinnen durch die Gänge paradieren ließ. Am Preview-Tag wurde dann die Zusammenarbeit der Fluglinie mit Musikgrößen wie Swiss Beatz und Black Coffee bei der Gestaltung von Flugzeugen in Gegenwart der Künstler bekannt gegeben. Der Art-Basel-Konzern macht damit deutlich, dass er längst mehr ist als ein Veranstalter von Kunstmessen.





