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Artcurial in MünchenHintergründe einer Filialgründung

Bei Artcurial-Briest-Poulain-F.Tajan sind die Weichen auf Wachstum gestellt. In der zweiten Jahreshälfte wird das größte französische Auktionshaus eine Repräsentanz in München eröffnen. Im Oktober will es in Hongkong versteigern.Olga Grimm-Weissert 29.06.2015 - 11:42 Uhr Artikel anhören

Der Gründer und Generaldirektor der Artcurial Holding SA, Nicolas Orlowski. Quelle: Artcurial

Foto: Handelsblatt

Paris. Achtung, die Franzosen kommen! Das größte französische Auktionshaus Artcurial-Briest-Poulain-F.Tajan setzt seinen Expansionskurs fort und eröffnet in diesem Jahr eine Repräsentanz in München. Moritz Freiherr von der Heydte, zuletzt in der Münchner Galerie Röbbig tätig und mit langjähriger Erfahrung im Auktionsbereich ausgestattet, ist für das Büro, Kulturprogramm und Aufspüren von Ware verantwortlich.

Bei einem Treffen mit dem Gründer und Generaldirektor der Artcurial Holding SA, Nicolas Orlowski, erklärte der blauäugige 50-Jährige die pyramidale Struktur der Artcurial Holding und ihrer Filialen. Orlowski gründete das Auktionshaus mit Auktionssaal und Ausstellungsräumen 2002 an den Champs-Elysées. 2014 erzielte das Unternehmen einen Jahresumsatz von 192 Millionen Euro. Im gleichen Haus befinden sich eine Kunstbuchhandlung und ein Restaurant.

Im normannischen Nobelbadeort Deauville, 200 Kilometer nordwestlich, betreiben Artcurial und sein Partner Aga Khan das auf Pferdeauktionen spezialisierte Haus Arqana (Jahresumsatz 138 Millionen Euro im Jahr 2014).

Galerie für Privatverkäufe

Orlowski erwarb die Marke Artcurial 2001 von der Kosmetikgruppe L'Oréal, die früher in der Avenue Matignon eine gestylte Buchhandlung mit Galerie betrieb. Er war bereits Mieter des imposanten Stadtpalais der Milliardärsfamilie Dassault an den Champs-Elysées, und beschloss dort die Gründung eines Auktionshauses. Dazu kaufte er die Firmen der Auktionatoren Francis Briest, später Hervé Poulain und Remy Le Fur auf. François Tajan stieß 2005 zu ihnen. Sowohl die Familie Dassault investierte in die Artcurial Holding als auch der 2014 verstorbene monegassische Immobilien-Gigant Michel Pastor. Dessen Erben behalten die Beteiligung an Artcurial bei.

Die ursprüngliche Galerie Artcurial führt Orlowski als eine der Filialen weiter. Sie dient u. a. für die Privatverkäufe. Klug umschiffte Artcurial damit den rechtlichen Rahmen, denn französische Auktionshäuser dürfen erst seit 2011 die einträglichen und undurchsichtigen Privattransaktionen vornehmen, die die Galerie Artcurial längst praktizierte.

Geschäft mit Automobilen

Nach dem Ausscheiden des Auktionators Remy Le Fur, der lange Zeit als der „beste Hammer“ (d.h. beste Auktionator) von Paris galt, stehen derzeit acht Auktionatoren ihren Spezialabteilungen vor. Francis Briest leitet den Sektor Moderne und Zeitgenossen, François Tajan Schmuck und die Auktionen in Monaco und der charismatische Hervé Poulain, der Erfinder des von Künstlern bemalten „Art Car“ beim Autorennen von Le Mans, versteigert via „Artcurial Motorcars“ Rennwagen- und Sammler-Autos. Sie schlugen im Februar dieses Jahres bereits mit 46 Millionen Euro Umsatz zu Buche, darunter ein Sensationsrekord von 16,3 Millionen Euro für einen „1961 Ferrari 250 GT SWB California Spider“, zu dessen Vorbesitzern Alain Delon zählte.

Jeder Artcurial-Auktionator agiert als autonomer, voll verantwortlicher Kleinunternehmer. Das gilt auch für den gebürtigen Deutschen Martin Guesnet, der für die europäischen Niederlassungen verantwortlich ist. Er arbeitet eng mit den Leitern der Büros in Brüssel, Mailand, Wien und München zusammen.

Die Sommerversteigerungen des Auktionshauses in Monaco werden in Zukunft auch im Winter stattfinden, da sie 2014 immerhin 14 Millionen Euro einfuhren. Im Übrigen vertritt der Sammler Philippe Cohen das Auktionshaus seit Anfang dieses Jahres in Tel Aviv.

Moritz Freiherr von der Heydte leitet das Münchener Büro, spürt die Ware auf und ist für das Kulturprogramm zuständig. Quelle: Artcurial

Foto: Handelsblatt

„Das Prinzip eines Artcurial-Büros sieht folgendermassen aus“, erklärt Orlowski: „eine emblematische Persönlichkeit sowie ihr Team und ein Markt, wobei Deutschland der wichtigste kontinentaleuropäische Kunstmarkt nach Frankreich ist. Das Bürogebäude dient dazu, unsere Strategie umzusetzen: Wir organisieren Events, Ausstellungen, Debatten, Konferenzen, Treffen mit Autoren. Das heißt: Wir exportieren unser kulturelles Modell“.

Das Jahr 2015 wird nach Ansicht von Orlowski für Artcurial entscheidende Änderungen bringen. Artcurial habe eine jährliche Wachstumsrate von 20 bis 30 Prozent. [Anm. der Red.: 2014 betrug die Umsatzsteigerung des Auktionshauses acht Prozent]. Um die Steigerung weiter zu halten, müsse man das Wachstum anderswo und auf andere Weise suchen als bisher, erläutert Orlowski. „Dazu dient die internationale Entwicklung.“

Expansion nach China

Das Auktionshaus Artcurial-Briest-Poulain-F.Tajan begann bereits vor sieben Jahren in Schanghai zu versteigern. Der chinesische Markt ist so wichtig, dass es im kommenden Oktober in Hongkong das Terrain testen will. Als Plattform dient die Infrastruktur des dortigen Auktionshauses Spink & Sons (London, Hongkong, Singapur). Aber Artcurial organisiert die Versteigerung von A bis Z.

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„Wir werden uns amüsieren“, verkündet Orlowski lächelnd. „Ich habe keine wirtschaftlichen Vorgaben für diese erste Auktion festgelegt. Spink ist ein diskretes, sehr rentables Unternehmen, dessen Strategie darin besteht, nur Dinge zu versteigern, die in einen DHL-Umschlag passen, wie Briefmarken, Münzen, Banknoten. Sie sind weltweit führend auf ihrem Gebiet und haben viele Kunden in Hongkong und Singapur“.

Auf das Gerücht angesprochen, Artcurial stünde dem in Singapur präsenten Freeport-Betreiber Yves Bouvier nahe, reagiert Orlowski irritiert und knapp: „Ich kenne Herrn Bouvier nicht“.

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