Auktionen für Altmeister: Schwierig, aber niveauvoll: Barockgemälde aus der Fisch Davidson-Sammlung

Das dramatische Vielfigurengemälde könnte 35 Millionen Dollar einbringen. Vorbesitzer war der Kasinobetreiber Steve Wynn in Las Vegas.
New York. Keine leichte Kost fürs Wohnzimmer. Da winden sich gequälte Körper und Seelen vor dramatisch dunklem Hintergrund. Aber Experten zeigen sich von den zehn Barock-Gemälden der Fisch Davidson-Sammlung, die Sotheby’s am 26. Januar in New York aufrufen wird, begeistert. „Ihr durchgehendes Qualitätsniveau, kombiniert mit der Bereitschaft, auch heftige Themen zu akzeptieren, die manchem Sammler als ‚zu schwierig‘ gelten, zeichnet sie aus“, schwärmt Starkurator Keith Christiansen.
Über 30 Jahre hatte Mark Fisch, Co-Geschäftsführer im familieneigenen, bundesweit tätigen Immobilienunternehmen Continental Properties, nur beste Werke der Barock-Periode zusammengetragen und in seinem New Yorker Apartment aufgehängt. Als langjähriges Vorstandsmitglied des Metropolitan Museum of Art, konnte er sich auch hin und wieder den Rat von Christiansen einholen, der bis Sommer 2020 dort die Abteilung European Paintings leitete.
Die zu versteigernden Gemälde sind Opfer des Scheidungskriegs zwischen Fisch und seiner Ex-Frau Rachel Davidson, einer ehemaligen Richterin. Die durch Garantien abgesicherte Sammlung könnte bis zu 60 Millionen Dollar einbringen.
Zu Fischs ersten Käufen gehörte „Orpheus führt Eurydike aus dem Hades“ (um 1785), eine Ölstudie für ein noch unbekanntes Gemälde des Bolognesen Gaetano Gandolfi. Erworben wurde es 1994 bei dem Pariser Händler Alain Moatti. Sotheby’s hält nun eine Taxe von 200.000 bis 300.000 Dollar für angemessen.
Jüngster Zugang war die „Dornenkrönung Christi“ (um 1614), ein frühes Werk des begabtesten französischen Nachfolger Caravaggios, Valentin de Boulogne. Fisch ersteigerte das Gemälde im Januar 2016 aus dem Nachlass Alfred Taubmanns, dem einstigen Eigentümer von Sotheby’s. Überraschend setzte es sich damals bei 5,2 Millionen Dollar brutto zum Mehrfachen der Taxe an die Spitze des Abends. Jetzt werden 4 bis 6 Millionen Dollar erwartet.
Unbestrittenes Highlight der Fisch Davidson-Sammlung ist Peter Paul Rubens“ frühe Komposition „Das Haupt des Heiligen Johannes des Täufers wird Salome überreicht“. Das dramatische Vielfigurenbild, könnte 35 Millionen Dollar einbringen. Vorbesitzer war der Kasinobetreiber Steve Wynn in Las Vegas, der das Bild im Jahr 2000 als Teil seines Unternehmens Mirage Resorts an MGM Grand verkaufte.

Für das wohl Anfang der 1840er-Jahre entstandene Landschaftsaquarell werden mindestens 1,5 Millionen Dollar erwartet.
Das in brillanten Farben gemalte Werk ist Teil einer hochdotierten Werkgruppe, die Rubens ab 1608, nach seiner Rückkehr von einem achtjährigen Italienaufenthalt malte. Zu ihr gehört auch der berühmte „Kindermord von Bethlehem“. Er kostete den kanadischen Medienunternehmer Kenneth Thomson 2002 in London den Rekordpreis von 50 Millionen Pfund.
Dazu kann Sotheby’s auch zwölf marktfrischen Gemälden niederländischer Künstler des 17. Jahrhunderts aus dem Nachlass von Theiline Scheumann aus Seattle eine eigene Auktion ausrichten. Die prominente Rennpferdzüchterin verstarb im Dezember 2021. Ihre über 20 Jahre angelegte Sammlung soll mindestens 8 Millionen Dollar einfahren.
Unter Landschaften und Seestücken aus dem Goldenen Zeitalter sticht das einzige Genrebild, eine junge Frau bei Kerzenlicht des Leidener Feinmaler Frans van Mieris den Älteren, heraus. Für das auf der Höhe seines Schaffens 1667 mit feinstem Pinsel entstandene Kleinformat werden 1,5 bis 2 Millionen Dollar erwartet.
Zum ersten Mal nach sieben Jahren des Alleingangs im April nimmt Christie’s wieder am traditionellen Januartermin für die Altmeisterversteigerungen teil. Fünf Auktionen von Gemälden und Zeichnungen mit einer Mindesterwartung von 76 Millionen Dollar netto stellen hier das seit zehn Jahren umfangreichste Angebot. Mitbewerber Sotheby’s hingegen erwartet für sechs Auktionen über 100 Millionen Dollar.
Eines der Zugpferde bei Christie’s ist die Versteigerung von 76 Gemälden und Zeichnungen aus der vor allem in den 1990er-Jahren angelegten riesigen Sammlung des Genfer Investors Jacqui E. Safra. Die Auswahl überspannt vier Jahrhunderte und ermöglicht Einblicke in Safras breit gestreute Interessen. Alle Lose werden ohne Reserven aufgerufen und könnten am 25. Januar über 29 Millionen Dollar einspielen.
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Top-Los ist mit einer Mindesterwartung von 1,5 Millionen Dollar William Turners stets bewundertes Landschaftsaquarell „Der Splügen Pass“. Wohl Anfang der 1840er-Jahre entstanden, war es seit 1878 im Besitz des englischen Schriftstellers John Ruskin dokumentiert.
Highlights in Christie’s Auktion „Old Masters“ stellen die ungewöhnlichen Porträts von Leonora Antonia Barruso, Gattin eines Textilhändlers in Toledo, und ihrer 14-jährigen Tochter Maria Vicenta dar. Im Jahr 1805 von Francisco Goya gemalt, sind sie frühe Beispiele einer neuen Klientel, der wohlhabenden Mittelklasse. Die von Christie’s erwarteten 15 bis 20 Millionen Rekord-Dollar für das in hervorragendem Zustand erhaltene Paar sind bereits durch die Garantie einer dritten Partei abgesichert.
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