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  4. Trotz negativer Überraschungen blicken die Wiener Auktionshäuser zufrieden auf 2023 zurück

JahresbilanzWas in Wien begehrt, was verschmäht wurde

Die führenden Wiener Auktionshäuser erleben in diesem Jahr Sensationen und Ernüchterungen. Dorotheum und Im Kinsky können jedoch zufrieden auf das Jahr 2023 zurückblicken – trotz einiger negativer Überraschungen.Nina Schedlmayer 20.12.2023 - 15:44 Uhr

Wien. Es war eine kleine Sensation, die das Wiener Dorotheum vergangenen September wie berichtet bekannt gab: In einer Sammlung war eine Zeichnung von Raffael wiederentdeckt worden. Das Werk, eine Studie für die Stanzen im Vatikan, wurde auf 400.000 bis 600.000 Euro taxiert – wobei das Auktionshaus durchaus damit rechnete, eine Million Euro zu erzielen. Die große Herbstauktion, in der das verheißungsvolle Los zum Aufruf kam, brachte dann allerdings Ernüchterung: Mit 338.000 Euro, Gebühren inklusive, war die 22 mal 24 Zentimeter große Papierarbeit sogar noch weit entfernt vom unteren Schätzwert.

Noch weniger Glück hatte man mit einem Gemälde von Artemisia Gentileschi und Onofrio Palumbo im Mai: Bei einer Taxe von 150.000 bis 200.000 blieb „Abraham und die drei Engel“ sogar liegen – erstaunlich angesichts des Preisanstiegs bei der gefeierten Barockmalerin Gentileschi in den vergangenen Jahren.

Andererseits geschah in derselben Altmeister-Auktion etwas, das großen Seltenheitswert besitzt: Das Toplos stammte aus den Händen einer anderen Künstlerin. Das Gemälde „Judith und Holofernes“ der Mailänderin Fede Galizia, aktiv im 16. und 17. Jahrhundert, verdoppelte seinen Schätzwert und kletterte auf letztlich 624.000 Euro, Gebühren und Steuern eingerechnet.

Gab das Dorotheum für das Vorjahr einen Auktionsumsatz von 200 Millionen Euro bekannt, so wird dieser 2023 darunterbleiben. Immerhin ist er aber, wie eine Sprecherin dem Handelsblatt mitteilt, das zweitstärkste Ergebnis seit der Gründung 1707. Eine definitive Zahl konnte sie aktuell aber noch nicht nennen, da im Dezember noch einige Versteigerungen stattfinden.

Das Highlight des Jahres kam im Dorotheum von dem türkischen Maler Osman Hamdi Bey, von dem im selben Haus bereits 2019 ein Werk für 1,8 Millionen Euro versteigert wurde. „Blick in den Spiegel“ zeigt eine Haremsdame bei der Toilette, ist datiert in die 1880er-Jahre und erzielte in der Frühjahrsauktion 1,3 Millionen Euro. Damit liegt es an der Spitze der Auktionsergebnisse dieses Jahres.

Ebenfalls einen Rekord stellte ein querformatiges Bild einer Mickey Mouse (2014) des österreichischen Malers Gottfried Helnwein auf. Als teuerstes von ihm je versteigertes Werk erzielte es 182.000 Euro. Dabei hatte sicher seine Einzelausstellung in der Albertina, die zweite in zehn Jahren, eine Rolle gespielt.

Auch Heinz Mack lief in diesem Jahr gut im Dorotheum: Eine mehrteilige Papierarbeit aus dem Jahr 1965 kostete 494.000 Euro inklusive Gebühren. Und ein 1956 entstandenes „Concetto Spaziale“ von Lucio Fontana brachte dem bei italienischer Kunst traditionell starken Auktionshaus 875.000 Euro ein.

Martha Jungwirth ist Aufsteigerin des Jahres

Als Aufsteigerin des Jahres kann die 83-jährige österreichische Malerin Martha Jungwirth gelten. Es ist kaum vorstellbar, dass selbst größere Formate aus ihrer Hand – zumeist flirrende, gestisch-abstrakte Ölmalereien auf Karton oder Papier – noch vor zehn Jahren im niedrigen fünfstelligen Bereich hängen blieben. Ab und zu konnten sie in Auktionen sogar zu einem vierstelligen Schnäppchenpreis erworben werden.

Im Herbst jedoch waren Jungwirths Werke hochbegehrt – auf gut Wienerisch herrschte ein wahres „G’riss“ um sie: Im Dorotheum ging eine Papierarbeit für 202.800 Euro weg; im Auktionshaus Im Kinsky feierte man gar einen Künstlerinnenrekord mit einem Gemälde Jungwirths aus dem Jahr 1986, das 215.500 Euro inklusive Gebühren brachte.

Das Im Kinsky, das auf österreichische Kunst spezialisiert ist und mit einem diesjährigen Auktionsumsatz von 23 Millionen zweitwichtigster Player am österreichischen Auktionsmarkt, konnte weitere Rekorde verbuchen. Eine Zeichnung der Tiermalerin Norbertine Bresslern-Roth – einer eher lokalen Berühmtheit, die aber einen stabilen Markt hat – kam auf einen Kaufpreis von 59.500 Euro. Es ist der höchste, der je in einer Auktion für eine Papierarbeit der Grazerin bezahlt wurde.

Überraschend war auch die Summe, die das Ölgemälde „Blick aus einem Gefängnisfenster in den Himmel“ des deutschen Romantikers Carl Gustav Carus in der Sommerauktion erzielte: Der Rufpreis von 10.000 Euro vervielfachte sich auf 224.000 Euro brutto.

Nur durchwachsener Zuspruch für Maria Lassnig

Eher durchwachsen zeigte sich die Kaufbereitschaft gegenüber der wichtigsten österreichischen Malerin des 20. Jahrhunderts, Maria Lassnig. Für eine ihrer frühen Abstraktionen im Geiste des Informel fielen im Frühjahr Im Kinsky 262.500 Euro inklusive Gebühren an; für ein „Gefallenes Mädchen“ im Herbst 456.000 Euro. Angesichts dessen jubelte Im Kinskys Presseabteilung, dass ihre Gemälde „nach wie vor heiß begehrt“ seien.

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Allerdings blieb just jenes Gemälde der Kärntener Kosmopolitin, das den Auktionskatalog geschmückt hatte, liegen: Ihr „Zornbild – Süsse Wiener Herzerln“ mit einem Schätzwert von 500.000 bis eine Million Euro wird nun im Nachverkauf angeboten. Im Dorotheum fand ein – für Lassnig freilich nicht besonders charakteristisches – Porträt mit dem Titel „This is Terry Quimby“ gleichfalls keinen Abnehmer.

Unter dem Strich jedenfalls können die Wiener Auktionshäuser durchaus zufrieden auf das vergangene Jahr zurückblicken – trotz der einen oder anderen negativen Überraschung.

Mehr: Bernhard Brandstätter, der neue globale Netzwerker im Dorotheum

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