Konrad O. Bernheimer: Rückzug in Raten
Im Hause Bernheimer begegnen sich Fotografie und Alte Meister. Quelle: Bernheimer Old Masters
München. Im letzten Jahr fand die große Jubelfeier „150 Jahre Bernheimer“ statt. Jetzt bereitet der international renommierte Altmeisterhändler Konrad O. Bernheimer den Kehraus seiner traditionsreichen Familiensammlung vor. Das Auktionshaus Sotheby´s kündigte heute an, dass im November Altmeistergemälde und Werke des 19. Jahrhunderts, Skulpturen, Möbel und Kunsthandwerk sowie Bücher und Manuskripte aus dem Besitz der Münchener Kunsthändlerdynastie unter den Hammer kommen.
Die Firma Bernheimer wurde 1864 in München als Textilhandlung gegründet. Sie entwickelte sich kurz darauf zu Münchens führendem Teppichhaus und später zum dortigen Antiquitätenhandel Nummer 1, bevor sich das Unternehmen in den 1990er-Jahren ausschließlich auf Altmeistergemälde konzentrierte. Die etwa 700 Lose sollen an zwei Tagen in London aufgerufen werden. Das Motto der Versteigerung, „Vom Speicher bis zum Lapidarium“, verspricht ein qualitativ gemischtes Angebot. Wie das Handelsblatt erfuhr, zählen dazu Stilmöbel aus der ehemaligen Einrichtungsabteilung sowie antike Reliefs und Herrscherporträts aus dem Lapidarium des Bernheimer Palais am Lenbachplatz.
Früherer Auktionserfolg
Der heute 65-jährige Kunsthändler, der mit 27 Jahren die Geschäftsleitung des Familienunternehmens übernahm, gab schon einmal einen Teil der Bernheimer’schen Sammlung zur Auktion. Im Jahre 1996 hatte er sich von der Textil- und Teppichsammlung getrennt. Mit einem Zuschlag von 240.000 britischen Pfund stand ein persischer Seidenteppich aus dem 17. Jahrhundert damals an der preislichen Spitze der von Christie´s durchgeführten Auktion. Wie aus Bernheimers 2014 erschienener Familiengeschichte „Narwalzahn und Alte Meister“ zu entnehmen ist, wurden die Erträge damals genutzt, um sich stärker im Altmeistergeschäft profilieren zu können.
Weg frei für die nächste Generation
Konrad O. Bernheimer erklärte im Gespräch mit dem Handelsblatt, dass rein private Gründe hinter der geplanten Veräußerung stünden. „Seit 1977 habe ich mit großem Engagement das Familienunternehmen geführt und freue mich nun, den Weg frei zu machen für die nächste Generation“, heißt es in der Presserklärung von Sotheby´s. In Diskussionsrunden und in Interviews hatte er in den letzten Jahren immer wieder betont, wie schwierig die Situation auf dem Gebiet des Altmeisterhandels und wie stark die Konkurrenz durch die Auktionshäuser geworden ist.
Der Stand von Konrad O. Bernheimer trug 2014 bereits die Handschrift von Tochter Isabell Bernheimer. Quelle: Bernheimer Old Masters
Die Familiendynastie sieht er durch seine Töchter fortgesetzt. Bereits in der Jubiläumsschau in der Münchener Galerie in der Brienner Straße war die Fotogaleristin Blanca Bernheimer unter dem Label „Bernheimer Fine Photography“ stark vertreten. Im vergangenen Herbst auf der hochkarätigen Kunst- und Antiquitätenmesse „Highlights“ in München, zu deren Geschäftsführern Konrad Bernheimer zählt, hatte Isabel Bernheimer als Inhaberin von Bernheimer Contemporary den Stand des Altmeisterhändlers umgekrempelt. Welche Rolle die Münchener Galerie für seine Altmeister-Bilanz spielt, hatte der ebenso in London ansässige Händler und Tefaf-Aussteller letztes Jahr in einem Gespräch mit dem Handelsblatt erklärt: „50 Prozent wird auf der Tefaf realisiert, 40 in London und zehn in München.“
München Ade?
Als Chairman der alteingesessenen Londoner Galerie Colnaghi, die der in Venezuela geborene Altmeisterspezialist 2002 gemeinsam mit der Zeichnungshändlerin Katrin Bellinger erwarb, wolle er weiterhin mit bedeutenden Altmeistergemälden von London aus handeln, heißt es in der Presseerklärung. Das klingt wie der weitere geschäftliche Rückzug aus München. Hellhörig wird man diesbezüglich auch, da sich Sotheby´s Luxus-Immobilienfirma Sotheby´s International Reality um die Vermittlung von Bernheimers Wohnsitz Burg Marquartstein im herrlich gelegenen Chiemgau im Alpenvorland kümmert.
